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Herzkur von Julia Greve

Dieser Roman um eine junge Frau mit zwei Töchtern, die zur Kur fährt, ist der Debütroman der Autorin Julia Greve und hat mich auf Grund des Klappentextes und auch des Covers gleich angesprochen.

Da ich Anfang des Jahres selbst erst (mit einem Kind) auf Kur war, freute ich mich auf ein lustiges Lesevernügen und wollte meine Kurzeit (die ich allerdings im Harz verbrachte) noch einmal Revue passieren lassen.

Ich nahm das Buch also zur Hand, lass die ersten 50 Seiten und … das Buch hatte bei mir sofort an Sympathiepunkten verloren. Und zwar gleich von Anfang an.

Warum?

Wie gesagt, ich war selbst erst zur Kur und konnte mich daher in vielen Punkten wiedererkennen. Ich sah mich mit meinem Kind im Kurheim ankommen, mein Zimmer beziehen und das erste gemeinsame Abendessen im Speisesaal überstehen. Ich war gleich wieder dabei als es um das erste Aufnahmegspräch beim Arzt und Psychologen ging und holte meinen Kurplan ab. Ich taxierte die anderen Mütter (wir waren ein reines Mütter-Haus) und wurde taxiert.

Der Schreibstil der Autorin war locker-leicht, die Figuren liebenswert skuril und überdreht. Die Geschichte vorhersehbar mit Happy End. Der Alltag mit all den Anwendungen, Ausflügen, den kleinen und großen Begebenheiten war gut und teilweise sogar realistisch beschrieben. Da merkt man das die Autorin mehrfach auf Kur war.

Soweit so gut. Was mich massiv gestört hat waren die ständigen „die hat gemachte Fingernägel“-Wiederholungen. Ich weiß nicht ob die Autorin damit schlechte Erfahrungen hat oder gar ein  „Trauma“. Aber dieses ständige daraufhinweisen, wiederholen und mit dem Finger darauf zeigen hat mich genervt. Dazu kamen diese hahnebüchen Vorurteile, dieses stereotype Schubladendenken.

Zum Beispiel über die Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Indoorspielplatz ist.

„Stocksteif aber rückenfreundlich sitzt sie auf der vordersten Kante der Bank und lässt ihre Tochter, die direkt vor ihr mit Bauklötzen spielt, nicht eine Sekunde aus den Augen. … Die Frau ist etwa Mitte, Ende Vierzig, das Mädchen vielleicht drei Jahre alt. Die schwarzen, von grauen Strähnen durchzogenen Haare trägt sie als straffen Pferdeschwanz, um ihren Hals baumelt eine Lesebrille über einem hellgelben Wollpulli. Alles von der altmodischen Sorte. Ich stecke sie in die Schublade „später Mutter, intellektuell, ohne Mann, frustriert“ ….“ (Seite 68/69)

Schubladendenken und Vorurteile nerven mich zu tiefst und nur weil ich mein Kind nicht aus den Augen lasse und vielleicht nicht wie aus dem neusten Katalog entsprungen bin, bin ich eine späte Mutter? In für mich (und das Kind) ungewohnten Situationen bin ich auch etwas wachsamer und beobachte mein Kind weitaus mehr als in der gewohnten Umgebung.

Sie steckt echt jeden, der ihr über den Weg läuft, in eine Schublade. Präsentiert ein Vorurteil nach dem anderen, und immer wieder die „gemachten Nägel“. Sie muss dann zwar einige ihrer Vorurteile hinterfragen und verändert ihre Meinung, aber der Sinneswandel kam zu spät.

Das hat mich besonders überrascht, als ich feststellte, dass sie im gleichen Jahr geboren wurde wie ich – in dem Alter hatte ich gerade im Bezug auf Vorurteile etc. mehr Reife erwartet.

Ich fand das Buch nicht witzig sondern war dann eher auf Grund der Platituden eher gelangweilt und habe dann nur noch quer gelesen.

Nein, das Buch war eher nicht mein Fall und ich glaube auch nicht, dass die Autorin von mir noch einmal eine Chance bekommt. Schade, aber mehr als sehr gut gemeinte 3 Sterne kann ich für das Buch nicht geben.

Ein witziger Satz ist bei mir hängen geblieben. Der kommt von Moni, die mir, obwohl sie so „mies“ zum Anfang dargestellt wurde, noch am sympathischsten war:

„Am Ende kackt die Ente.“ (Seite 62)

Daten:
Autor: Julia Greve
Titel: Herzkur
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch; Auflage: 1. (März 2019)
ISBN: 978-3499291784

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