Auf diesem Blog dreht es sich rund um Bücher, Rezensionen, Buchvorstellungen, Interviews und das Kochen von leckeren Speisen aus Topf und Pfanne.

Interview mit Eric Berg

Eigentlich war die Planung so, dass Sylvia auf der LBM 2020 das erste Live-Interview führen wollte (und sollte *lach*). Ihre Wahl fiel auf den Krimi-Autoren Eric Berg. Wie wir aber alle wissen fiel die diesjährige Leipziger Buchmesse dem Corona-Virus buchstäblich zum Opfer, aber das geplante Interview nicht. Das wurde einfach von „live“ auf „per Mail“ verlegt und so entstand quasi ein Interview zu dritt, denn natürlich habe ich mich eingemischt und die ein oder andere Frage noch mit eingeworfen. Das Ergebnis könnt ihr hier lesen:

Katja: Ich weiß nicht, wie viele meiner Blog-Leser den Autoren Eric Berg kennen. Daher meine Einstiegsfrage an Sie: Wer ist Eric Berg? Was macht den Menschen aus und welche drei Eigenschaften beschreiben ihn am besten? Was bringt Sie zur Weißglut und was macht Ihnen besonders viel Freude?

Eric Berg: An Tagen, an denen ich nicht schreibe, fühle ich mich unvollständig, so wie sich ein Zen-Meister einen Tag ohne Meditation ungern vorstellen möchte. Tatsächlich ist Schreiben für mich eine Art Meditation. Während dieser Zeit bin ich, was ich sonst nicht bin: diszipliniert, konzentriert und von schneller Auffassungsgabe. Ansonsten bin ich eher freizügig organisiert, lasse mich schnell und gerne ablenken und gleiche bei Aufgaben, für die Schnelligkeit vonnöten ist, eher einem Bummelzug.

Sylvia: In der jetzigen Zeit muss man erfinderisch sein, um die oft gewünschte Freizeit so zu nutzen, dass man sich gegenzeitig nicht zu sehr auf die Nerven geht. Ich habe eine 4-jährige und einen 10-jährigen zu besänftigen und muss Besuche bei Freunden verbieten, nicht immer leicht für das Familienleben! Aktuell sind wir mit Rätselheft, Stickeralben und Bastelsets eingedeckt. Wie verbringen Sie diese Tage und was haben Sie für Tipps gegen Langeweile?

Eric Berg: Ich liebe Gartenarbeit, Bücher und – ja, schon wieder – das Schreiben. Wenn man keine Kinder hat, sieht ein Alltag, ob Corona oder nicht, doch etwas anders aus als zum Beispiel bei Ihnen 🙂

Katja: Sind regelmäßig im Internet unterwegs? Gibt es da Seiten, Blogs, die Sie regelmäßig verfolgen? Wo sollte man unbedingt mal vorbeischauen?

Eric Berg: Was die sozialen Medien angeht, gleiche ich einem unbewaffneten U-Boot – die meiste Zeit bleibe ich im Verborgenen, nur gelegentlich tauche ich auf, fahre das Teleskop aus, gucke mich kurz um und ab geht’s zurück in die Tiefen der digitalen Ahnungslosigkeit. Vorhin haben Sie mich nach der Weißglut gefragt – das, was dort viel zu oft abgeht, würde mich vermutlich zur Weißglut bringen. Aber natürlich nutze ich das Internet für Bestellungen, Recherchen etc.

Eric Berg © Derek Henthorn

Sylvia: Ich bin ausgesprochene Krimi und Thriller-Leserin, ja Liebhaberin. Dabei bin ich immer fasziniert, auf welche Verbrechen die Autoren kommen ;-). Wie lange brauche Sie im Schnitt, bis das Buchkonstrukt steht? Und wie oft werden Handlungsstränge wieder verworfen? Ich stelle mir da einen riesen Flip-Chart vor, wo die Beziehungen und wer mit wem abgebildet ist. Ist da meine Vorstellung richtig?

Eric Berg: Möglicherweise ist Ihre Vorstellung richtig – nur nicht, was mich angeht. Mein Flip-Chart ist mein Kopf.

Am Anfang einer Idee für einen Roman steht ein einzelner Satz. Im Falle der MÖRDERINSEL: Mann wird eines Mordes freigesprochen und kehrt in sein Dorf zurück. Mehr gibt es da zunächst nicht. Danach entwerfe ich die Figuren. Erst wenn ich die wichtigsten fünf, sechs Charaktere beisammen habe, lasse ich sie in die Arena los, wo die Handlung entsteht. Etwa zwei Seiten Kurzexposé genügen mir, dann fange ich an zu schreiben und lasse mich überraschen … Natürlich kann es passieren, dass ich in eine Sackgasse gerate, doch glücklicherweise ist das eher selten.

Die große Herausforderung beim Schreiben eines Krimis ist, dass am Ende zwar alles logisch zusammenpassen muss, die Leserin aber nicht nach zwei Dritteln zuklappt und ruft: Ich weiß, wer es war und warum.

Katja: Liest ein Autor, der Krimi und Thriller schreibt, dann selbst auch dieses Genre gerne oder greifen Sie eher zu anderen Büchern?

Eric Berg: Während ich eine Krimi schreibe, ist es mir unmöglich einen zu lesen. Alles, nur DAS nicht.

Sylvia: Haben Sie einen festen Schreiballtag?

Eric Berg: Ja, ich schreibe vormittags.

Katja: Gibt es einen Autor / eine Autorin, die Sie bereits in ihrer Kindheit und Jugend begleitet oder inspiriert haben? Gibt es Vorbilder?

Eric Berg: Als ich vierzehn Jahre alt war, lasen wir in der Schule Somerset Maugham, der die Einfälle für seine Erzählungen und Romane auf seinen vielen Reisen vor allem durch Asien und die Südsee gesammelt hat. Ich war fasziniert davon, dass es einen Beruf gibt, den man überall da ausüben kann, wo sich gerade der eigene Kopf befindet. Ich beschloss, eines Tages Schriftsteller zu werden. Allerdings vergingen zwanzig Jahre von der Idee bis zur Umsetzung. Aber immerhin …

Sylvia: Leider ist die LBM ausgefallen. Man kann nur hoffen, dass die zahlreichen Aufrufe, weiter Bücher lokal zu kaufen, wirkt. Wie erleben Sie die Situation und wie funktioniert der Austausch unter den Kollegen?

Eric Berg: Auch ich gehöre zu den Unterstützern der Buchläden, indem ich fleißig bestelle. Mich persönlich trifft und belastet die Situation weit weniger als mein Umfeld, und wenn es dem nicht gut geht, macht das auch mich traurig. Zu Kollegen habe ich wenig Kontakt, was auch damit zusammenhängt, dass ich bis vor Kurzem viel Zeit im Ausland verbracht habe. Ich treffe die Kolleginnen meistens auf Messen oder Lesungen.

Arbeitsplatz Eric Berg

Katja: Was würden Sie Ihre Leser, ihre Fans gern fragen, wenn Sie den „Spieß“ einmal umdrehen könnten?

Eric Berg: Warum lesen Sie Kriminalromane? Was begeistert Sie daran?

Sylvia: Auf dem Blog meiner Freundin geht es neben Büchern auch um eine weitere Leidenschaft, das Kochen. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsessen und vielleicht das Rezept dazu?

Eric Berg: Das ist ganz simpel: Ratatouille. Auberginen, Paprika, Tomaten, Zucchini, Zwiebeln schnippeln, alles mit Olivenöl aufkochen und zum Schluss frische mediterrane Kräuter dazu. Einfach und köstlich.

 

 

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