Aus dem Alltag einer unerschrockenen Lehrerin lautet der Untertitel des Buches, das Markus über Wochen hinweg gelesen hat.
Witzige Bücher mit Anekdoten aus dem Berufsleben gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Wer da in der ersten Liga mitspielen will, muss einen besonderen Beruf haben. Lehrer zum Beispiel. Wie „Frau Freitag“, das Pseudonym einer Lehrerin an einer Gesamtschule einer deutschen Großstadt.
Im ersten von mindestens 4 Bänden beschreibt diese Frau den Alltag an einer solchen Schule – in einem Problembezirk. Und so stellen sich ihre Schüler auch dar: Hoher Anteil an Kindern bzw. Jugendlichen mit Migrationshintergrund in erster, zweiter, dritter Generation, hoher Arbeitslosenanteil der Eltern (die dann auch teils gar kein Deutsch können), kaum Perspektive und immer wieder das unausweichlich scheinende Versagen. Nach über 300 Seiten ist das frustrierend zu lesen.
Ja, hier gibt es viele kleine, lustige Anekdoten. Frau Freitag nimmt Schüler, Eltern, aber auch und besonders Lehrer aufs Korn. Viel Gesellschaftskritik kommt vor, Kritik am Schulsystem und an – ich wiederhole mich – Schülern, Eltern und Lehrern.
Klar, es wird Wissen vermittelt, es werden die Hintergründe und Schicksale auf lustige Art und Weise vermittelt – aber reicht das um ein tolles Leseerlebnis zu sein? Anfangs schon. Auf den ersten vielleicht 150 Seiten kommt man gut durch das Buch, Schreibstil und Inhalt sprechen an. Es geht eine Runde durch das Schuljahr und leider wiederholt sich daher vieles im zweiten Teil – dem zweiten Halbjahr.
Ja, Frau Freitag liebt und hasst „ihre“ Schüler. Ja, die sind alles was Besonderes. Aber das traurige ist wohl: Kaum einer hat eine richtige Chance. Zu schlecht in der Schule, Noten knapp über Totalausfall, Anstand, Erziehung, Durchblick – Fehlanzeige. Kann man witzig finden, ist aber bitterer Ernst. Das eine oder andere mal bleibt einem bei genauerer Betrachtung das seltene Lachen im Halse stecken.
Besonders gestört hat mich der künstliche jugendliche Schreibstil. Vokabeln wie „Abó“, „Schüch“, „vallah“ und vieles weiteres, was wohl Schüler sagen. Nett zu haben, aber bei der 100. Wiederholung einfach nur noch nervig.
Für eine Empfehlung reicht es daher nicht. 3 von 5 Sternen sind vielleicht sogar noch ein mildes Urteil.
Die Folgebände zu lesen kommt für mich nicht infrage. Zu eintönig und vor allem frustrierend war der erste Band. Will man dieses „Leid“ sehen, das die Lehrer unseres Landes jeden Tag sehen? Einmal vielleicht, aber nicht öfter.
Daten:
Autor: Frau Freitag
Titel: Chill mal, Frau Freitag
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (März 2011)
ISBN: 978-3548373997