Auf diesem Blog dreht es sich rund um Bücher, Rezensionen, Buchvorstellungen, Interviews und das Kochen von leckeren Speisen aus Topf und Pfanne.

Ein Interview auf der Couch …

Josefine Gottwald

mit der Dresdner Fantasy-Autorin Josefine Gottwald sollte es werden. So rückte ich, „bewaffnet“ mit Block. Stift und Diktiergerät bei Ihr zu Hause rein. Eine äußerst herzliche Begrüßung durch die Autorin und deren Familie, eine Flasche roten Federweiser auf dem Couchtisch und eine gemütliche Couch erwarteten mich.

Zwei Stunden später trat ich, versehen mit einem liebevoll signierten Buch und vielen tollen Eindrücken von einer sehr sympathischen jungen Frau den Heimweg an.

Was hatte ich nicht? Eine Antwort auf meine Fragen. Vor lauter „ins Reden kommen“ und Lachen haben wir zwei ausgerechnet das nicht geschafft.

Die Antworten auf meine Fragen folgten dann doch ein paar Tage später schriftlich.

Katja: Stell Dich doch am besten selbst vor. Was macht den Menschen Josefine aus und was die Autorin Josefine Gottwald. Sind diese beiden Persönlichkeiten überhaupt voneinander zu trennen?

Josefine: Das lässt sich eigentlich schwer trennen (lacht). Ich bin als Mensch und natürlich auch als Frau romantisch und abenteuerlich veranlagt. Ich mag die Natur, das Reisen und Geschichten. Es gibt kaum etwas schöneres für mich, als mit meinem Pferd durch die Wälder zu reiten oder mit einem Buch eingekuschelt auf dem Sofa zu sitzen.

Katja: Wenn ich richtig gelesen habe, hast Du vor 10 Jahren, im zarten Alter von 15 Jahren, Dein erstes Buch veröffentlicht. Du hast also quasi ein kleines Jubiläum. Wie fühlt sich das für Dich an?

Josefine: Ja, das stimmt! Es ist toll, schon so lange in der Branche zu sein, man lernt in dieser Zeit sehr viel. Vor allem in einem kleinen Verlag, wo ich in verschiedenste Prozesse eingebunden bin und viel Verantwortung bekomme. Das Jubiläum wollen wir nutzen, um die Fans meiner „Krieger des Horns“-Reihe mit einer Gesamtausgabe der Reihe zu belohnen – sogar mit dem bisher unveröffentlichten vierten Teil, aber  – psst!

Katja:  Was bringt ein 15 jähriges Mädchen dazu, ein Buch zu schreiben und letztlich auch zu veröffentlichen? Wenn ich an mich als 15 jährige zurückdenken, sehe ich ein Mädchen, das wahnsinnig gern liest, aber niemals den Mut, den Enthusiasmus und auch die Ausdauer gehabt hätte, selbst zu schreiben.

Josefine: Ich habe schon immer geschrieben, seit ich mich erinnern kann; das Schreiben war für mich wahrscheinlich eine Art Realitätsflucht, ein Aus-dem-Leben-Träumen, das so viele Menschen kennen. Und ich habe immer davon geträumt, dass Menschen meine Geschichten lesen, allerdings brachte ich nie die Ausdauer auf, ein Buch bis zu Ende zu schreiben. Daher habe ich irgendwann im Februar 2002 nichts ahnend einen neuen Roman begonnen, den ich irgendwann durch Verknüpfung mit zwischenzeitlich aufgekommenen Ideen auch tatsächlich beendet habe. Ich war damals überrascht über mich selbst, aber natürlich auch stolz.

Katja: Dein erstes Buch war gleichzeitig auch der Auftakt zu einer Fantasy-Jugendbuch-Reihe „Die Krieger des Horns“. Mittlerweile gibt es insgesamt drei Bände der Reihe. Kannst Du erklären, warum es gerade ein Fantasy-Buch das erste war, das Du geschrieben hast? Was fasziniert Dich so sehr an Fantasy?

Josefine: Ich habe während meines Abiturs eine kleine Studie betrieben, verknüpft mit einem Autorenratgeber, den ich damals für meinen Verlag schrieb. Darin befragte ich alle jungen Autoren, die ich kannte, und beobachtete, dass viele Jugendliche vor allem fantastische Geschichten schrieben. Ich denke, man kann das zum Teil mit der geringen Lebenserfahrung erklären, die man in dem Alter noch hat; kaum jemand fühlt sich als Teenager berufen, Krimis oder historische Romane zu schreiben. Fantasy hat den Vorteil, dass man sich eigene Welten erschaffen kann, mystische Charaktere und übernatürliche Begebenheiten. Weil man der Kindheit noch recht nahe ist, aber gleichzeitig neue Entdeckungen in seiner Welt macht, hat die Fantastik in dieser Phase meiner Meinung nach einen besonderen Reiz.

Katja: Gibt es ein Genre, bei dem Du gar nicht vorstellen kannst, ein Buch zu schreiben? Oder gibt es eines, wo Du unbedingt etwas schreiben, Dich unbedingt mal ausprobieren möchtest?

Signatur Josefine Gottwald
Signatur Josefine Gottwald

Josefine: Die Fantastik interessiert mich in ihrer ganzen Bandbreite, Kinderbücher mit Drachen, Märchen, Jugendbücher oder historische Fantasy für Frauen – ich habe Projekte in allen möglichen Richtungen. Für Kinder und Jugendliche zu schreiben, ist immer sehr dankbar, aber ich möchte auch Erwachsene mit meinen Geschichten begeistern. Natürlich sind das andere Geschichten mit anderen Charakteren, das ist ja gerade das reizvolle. Ich glaube, vielseitig zu bleiben ist wichtig, nicht nur für die Motivation.

Katja: Unter einem Pseudonym hast Du einen Ratgeber für Autoren geschrieben. Was muss ich mir darunter vorstellen? Gibst Du Tipps, wie man am besten ein Buch schreibt oder gibst Du eher Tipps für den Weg „danach“ – also das finden eines Verlages etc.

Josefine: Der Verlag hat das Buch ursprünglich als Leitfaden für Manuskriptangebote geplant, als Hilfe für Neuautoren, die nicht wissen, wie sie sich effizienter präsentieren können. Aber mir war das zu wenig, ich wollte auch die Technik des Schreibens, die Dramaturgie und den Stil ansprechen; so bestand das Buch letztlich aus zwei Teilen, dem Schreiben und dem Veröffentlichen – natürlich ist das nicht einfach, wenn der Rahmen eher eng gesteckt ist. Mir hätten wahrscheinlich noch tausend Punkte am Herzen gelegen (lacht)!

Katja: Welchen Tipp würdest Du jetzt, ganz spontan, denjenigen geben, die gerade dabei sind ein eigenes Buch zu schreiben? Oder die eine Idee für ein eigenes Buch im Kopf haben?

Josefine: Ich denke, das wichtigste ist, dass man an sich glaubt. Egal, ob man später veröffentlicht wird, in einem großen oder kleinen Verlag landet oder als Ebook selbst publiziert, man sollte immer vor Augen haben, wofür man schreibt, dass man eine Geschichte erzählen will, die einem selbst unter den Nägeln brennt, mit der man mitfiebern, lachen und weinen kann. Dann ist man auf dem richtigen Weg, weil man es so auch schafft, die Leser zu begeistern.

Katja: Du bist eine der drei Autoren, die am 16. Oktober im Rahmen einer Benefizlesung zu Gunsten der Flutopfer 2013 lesen werden. Wie ist diese Idee geboren, wer kam auf diese doch recht tolle Idee?

Josefine: Es gab schon einmal eine Initiative von Dresdner Autoren für die Stadtbibliothek Laubegast, die ebenfalls Flutschäden erleiden musste. Der Abend war sehr bunt und unterhaltsam, sodass die Krimi-Autorin Christine Sylvester schnell überzeugt war: Benefizlesungen sind eine tolle Sache und machen noch dazu Spaß – den Autoren und dem Publikum und den Leuten, denen man helfen kann, sowieso. Daher suchten wir Kontakt zur Johannstadthalle, die uns bei der Planung der Veranstaltung unterstützte.

Katja: Mit den Einnahmen der Lesung wollt ihr die Kindertagesstätte „Jona“ in Dresden-Laubegast unterstützen. Warum gerade diese Kindertagesstätte, dieses Objekt? Ist man damit an Euch herangetreten oder habt ihr einen anderen Bezug dazu?

Josefine: Die Idee kam von den Veranstaltern. Wir fanden sie alle wunderbar und wollten sie gerne unterstützen und den Kindern helfen. Ich glaube, fast jedes gemeinnützige Projekt hätte uns begeistern können, aber zu Kindern haben wir alle drei einen ganz besonderen Bezug, weil wir neben unserem Autoren-Dasein alle auch Eltern sind.

Katja: Im Anschluss der Lesung lasst ihr 3 Euch „ersteigern“ – ihr bietet Wohnzimmer-Lesungen an. Hast Du schon mal eine Wohnzimmer-Lesung gemacht oder ist das Neuland für Dich? Was erwartet den Glücklichen, der zum Beispiel eine Lesung von Dir ersteigert?

Josefine: Nein, das habe ich tatsächlich noch nie probiert, obwohl ich die Idee super finde! Ich bin sehr gespannt auf die Erfahrung. Vor allem im kleinen Kreis, wo sich die Leute kennen, macht das sicher viel Spaß. Ich könnte mir vorstellen, auch meine Gitarre mitzubringen, auf jeden Fall freue ich mich auf ein gemütliches Beisammensein und einen engen Austausch mit den Lesern.

Katja: Aus Deiner Biographie weiß ich, dass Du Diplom-Biologin bist, das Reiten und die Natur liebst und gern auf Reisen bist. Gibt es noch weitere Hobbys, bei denen Du Dich entspannen kannst?

Josefine: Meine ständige Begleiterin ist die Musik. Schon in meiner Schulzeit habe ich Gesangsunterricht genommen und Keyboard gelernt; das Gitarre Spielen brachte ich mir später selber bei. Ich singe regelmäßig in einer kleinen Band und liebe Konzerte, Musicals und Filmmusik. Manchmal versuche ich auch, meine Leidenschaften miteinander zu verbinden. Die Musik kann mir zum Beispiel beim Schreiben helfen, in die richtige emotionale Stimmung einzutauchen.

Katja: Liest Du selber auch gern? Natürlich interessiert mich auch brennend, was Du gern liest. Welches Buch liegt aktuell auf Deinem Nachtisch oder fährt in der Handtasche mit Dir herum?

Josefine: Natürlich muss jeder Autor besonders viel lesen oder sich anderweitig mit Geschichten beschäftigen. Ich denke, daraus entsteht schließlich auch die Begeisterung und der Wunsch, selbst zu schreiben. Ich lese oft mehreres parallel, vor allem Fantasy, Abenteuerliches und Historisches, aber auch Horror, ScienceFiction und Jugendbücher. Ich habe mich früher viel an Stephen King und Anne Rice orientiert, aber ich mag auch die fantastischen Bücher von Kai Meyer oder Markus Heitz oder Romane wie „Schiffbruch mit Tiger“ oder „Der Junge im gestreiften Pyjama“.

Katja: Im Impressum deines Buches steht: Covergestaltung: Josefine Gottwald. Heißt das, das Du das Bild des Einhorns selbst gezeichnet hast, dass das Cover des Buches ziert?

Josefine: (lacht) Damals war der Verlag dankbar für Vorschläge, inzwischen würde ich das wohl eher in professionelle Hände geben, Fantasy-Leser sind heute hohe Qualität in der Gestaltung gewöhnt und haben andere Ansprüche. Ich darf aber verraten, dass wir da schon an einer kleinen Überraschung arbeiten. Skizzen und Ideen kann ich aber noch immer einbringen, was zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Autor und Gestalter führt, das ist viel wert, vor allem für die Leser!

Katja: Du warst letztes Jahr auf der ersten „Schriftgut Dresden – der Dresdner Literaturmesse“ zu Gast und auch dieses Josefine Gottwald_2Jahr, bei der zweiten Auflage, wirst Du dabei sein. Was ist das besondere an der Art Messe? Was fasziniert Dich so daran, außer das die Messe direkt vor der Haustüre, in Deiner Heimatstadt, stattfindet?

Josefine: „Schriftgut“ ist anders, „schriftgut“ ist individuell und experimentell. Die Messe lebt, indem sie ihre Besucher aktiv einbindet und hebt sich dadurch aus der Event-Landschaft heraus. Dieses Jahr wird es neben dem „Handwerk zum Anfassen“ eine ganze Epoche geben, die die Leser hautnah erleben können: Persönlichkeiten des Barock wandeln live durch die Halle, stehen Frage und Antwort und erzählen und zeigen Wissenswertes und Originelles, wie zum Beispiel die Fächersprache, barocke Tänze oder Makeup und höfische Etikette – ich bin schon sehr gespannt!

Es war ein wunderschöner Abend mit Josefine und vielleicht, mit ganz viel Glück, wiederholen wir den noch ein-, oder zwei-, oder x-mal

Ich freu mich jetzt auf die Benefizlesung in wenigen Tagen und darauf, auch die Autoren Emilia Licht und Frank Goldammer kennen zu lernen.

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