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Historisch hoch 3 – eine Lesung in Dresden

Iny, Tanja und Carla

Während sich langsam der Abend über die Elbmetropole senkt und sich die Türen der großen Thalia-Buchhandlung in der Innenstadt, dem „Haus des Buches“ für den heutigen Tag für heute schließen, steigt im Cafe des Hauses die Spannung. Immerhin hatten sich drei hochkarätige Autorinnen des historischen Genres angesagt, um im Rahmen der Droemer-Knaur Jubiläumstour aus ihren Büchern zu lesen.

Die Karten für dieses Event hatte ich gleich bestellt, als ich das von der Lesung gehört habe. Denn normalerweise sind die Lesungen im „Haus des Buches“ immer richtig gut besucht und daher ist es ratsam schnell zu reagieren.

Schon Tage vorher stieg bei mir die Vorfreude auf diesen Abend – ich freute mich sehr darauf und so kam es auch, das ich gemeinsam mit einer sehr lieben Freundin etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Lesung im Cafe ankam. Und da war schon die erste Überraschung zu sehen. Im ersten Moment dachte ich »Hoppla – wurde die Veranstaltung abgesagt und ich weiß es nicht?« Denn zu meiner Überraschung waren neben den Tischen im Cafe nur noch etwa 3 oder 4 Stuhlreihen aufgebaut. Es wurden also nicht so viele Gäste erwartet, wie ich vermutet hätte. Auf den Stühlen lag für jeden Gast ein Heftchen inklusive Leseprobe aus dem neuen Roman von Tanja Kinkel – eine der Autorinnen heute Abend. Wir schnappten uns einen guten, freien Tisch und machten es uns bequem. Ich kaufte von jeder Autorin ein Buch – nicht alle drei für mich sondern zwei davon für einen liebe Freundin die heute nicht dabei sein konnte und blätterte dann ein bisschen drin herum. Weiter vorn im Cafe, an einem etwas abgegrenzten Tisch, saßen alle drei bzw. vier Autorinnen/Autoren zusammen – neben Tanja Kinkel noch Carla Federico sowie das Autorenehepaar Iny und Elmar Lorentz. Wegen den beiden – Iny und Elmar – hatte ich mich überhaupt entschieden, an diesem Abend dabei zu sein. Als Iny an unserem Tisch vorbei ging, begrüßte sie mich ganz lieb mit einer Umarmung, ich freute mich riesig darüber das sie auch einen Moment Zeit für einen kleinen, kurzen Plausch hatte.

Jeder Gast der Lesung bekam ein Glas Wein auf Kosten des Hauses und dann – die Uhr zeigte 20.15 Uhr – ging es endlich los. Die Autorinnen und eine Moderatorin nahmen auf der kleinen Bühne in gemütlichen Sesseln Platz und die Lesungsstunde konnte beginnen.

Iny und Elmar Lorentz mit mir
Iny und Elmar Lorentz mit mir

Den Anfang machte jedoch die Moderatorin, die alle Autorinnen fragte, in welchem Jahrhundert sie gern leben würden. Immerhin seien alles dreies Autorinnen des historischen Genres. Carla Federico und Tanja Kinkel waren sich beide einig – wenn sie wählen dürften dann jetzt, in der Gegenwart. Denn die Rolle der Frau in der Vergangenheit war nicht immer die Beste. Iny und Elmar Lorentz würden gern, da sie auch in Bereich Fantasy und Science Fiction zu Hause sind, in der Zukunft leben, um zu sehen was diese bringt.

Die erste Autorin, die zu ihrem Buch griff und daraus zwei Abschnitte vorlas, war Carla Federico. Ihr Buch „Die Rosen von Montevideo“ spielt im Jahre 1847 und setzt sich über etwa 40 Jahre fort. Schauplatz dieses farbenprächtigen Romans ist Uruguay. Ein Land, mit dem ich mich bisher noch nicht befasst hatte. Carla hatte eine angenehme warme Stimme und ihr gelang es, mich gleich in das Land zu entführen und auch, auf Grund der gewählten Ausschnitte, sehr neugierig auf dieses Buch zu machen.

Nach dem Sie ein paar Seiten gelesen hatte – die Zeit ging viel zu schnell vorbei – wurde Carla gefragt, welche Figur aus dem Buch ihr am meisten am Herzen liegt. Die Faszination für eine Figur, so erklärte Carla, entwickelt sich bei ihr meist erst beim Schreiben. In diesem Buch war es keine Hauptperson, sondern eher ein Nebencharakter, der sie so sehr fasziniert hat. Claire heißt sie – mehr verriet die Autorin logischerweise nicht.

Richtig kennen gelernt hat Carla Federico das Land Uruguay erst beim Schreiben des Buches. Die historischen Ereignisse des Landes sind sehr komplex und geben viel Raum für interessante Geschichten. Das Eigenleben, das die Figuren des Buches während der Schreibphase entwickeln, ist für Carla aber auch für die anderen Autoren immer wieder überraschend aber auch sehr interessant.

Nicht alle Fakten, die man für einen historischen Roman sammelt, kann man dann auch wirklich in das Buch rein bringen, merkte Tanja Kinkel an und die anderen Autoren gaben ihr recht. Denn sonst passiert es ganz schnell, das aus einem geplanten historischen Roman ein Sachbuch wird. Iny Lorentz fügte hinzu, dass etwa 90 % der Information im Papierkorb landen und nur 10 % wirklich den Weg ins Buch finden.

Dann war Tanja Kinkel an der Reihe und präsentierte uns ihr Buch „Verführung“, in dem sie den Leser in die Zeit des Rokoko entführt. Wir begegnen dem Verführer und Frauenhelden Giacomo Casanova auf der einen und der begnadeten Sängerin der damaligen Zeit, Angiola Calori, auf der anderen Seite.

In den Tagebüchern des Casanova hat Tanja Kinkel die Story zu ihrem Buch gefunden. Während es über ihn hunderte von interessanten und belegten Fakten gibt, liegt die Geschichte von Angiola Calori, eine Sängerin die sich als Kastrate verkleidet und unter dem Namen Beloni jahrelang auftrat, jedoch so gut wie gar nichts.

Angiola lernt Casanova in ihrer Rolle aus Mann kennen und setzt alles daran, ihn in sich sowohl als Mann als auch als Frau verliebt zu machen. Es gelingt, denn der Historie nach ist Angiola Calori eine der Frauen, der Casanova einen Heiratantrag gemacht hat.

Dass es über Angiola Calori fast nichts zu finden gab – Aufzeichnungen über ihr Leben und Schaffen sind Mangelware – hat das Schreiben der Geschichte besonders reizvoll gemacht.

Die gelesenen Szenen aus dem Buch klangen sehr interessant und überraschten mich doch. Auch wenn ich an dem Abend ohne das Buch nach Hause gehen würde, auf meiner Wunschliste ist es jedoch gelandet.

Wie ist die Arbeitszeit der Autorinnen – eher strukturiert oder willkürlich? So lautete die nächste Frage, die die Moderatorin stellte und die von den Autorinnen mit Augenzwinkern und Schmunzeln beantwortet wurde.

Während Carla auf Grund der Familie – sie hat eine kleine Tochter – meinst nur Vormittags schreibt und sich den Nachmittag für Recherche oder andere Dinge aufhebt, sitzt Tanja in der Zeit der aktiven Schreibphase von früh bis spät am PC.

Die wahren Helden, so sagt Tanja Kinkel, sind nicht die Helden der Romane. Sondern Familie und Freunde. Denn diese müssen während der aktiven Schreibphase Abstand halten – sind aber während der Korrekturphasen immer herzlich willkommen.

Tanja schreibt, „bewaffnet“ mit einer Kanne Tee, brav am Schreibtisch. Carla hingegen ist da eher unkonventionell und schreibt, mit dem Laptop auf den Knien, gern auf der Couch im Wohnzimmern, aber auch im Bett.

Iny und Elmar dagegen können überall schreiben. Außer im Hotel. Beide scheinen eine Abneigung gegen Hotels zu haben. Eine Zeit lang haben beide, so sagen sie, auch im Wohnwagen geschrieben. Immer in getrennten Ecken – zu Hause gibt es zwei Arbeitszimmer – aber es geht überall. Auch auf Kreuzfahrt. Beide reisen grundsätzlich mit sehr vielen Büchern und Recherchematerial und haben nicht selten Übergepäck bei Flügen.

Wo kommen die Ideen für die Bücher her? Weiter ging es mit dem Frage-Antwort-Spiel. Für Carla gab es für das Buch „Die Rosen von Montevideo“ keinen klassischen Auslöser. Es war eher eine spontane Idee und der Schauplatz eher Zufall.

Bei Tanja’s „Verführung“ war zum einen die Liebe zur Musik ein Auslöser. Aber auch eine erneute Reise nach Venedig und das erneute Lesen über Casanova führten zu der Idee des Buches.

Iny und Elmar warteten 8 Jahre darauf, einen Roman über deutsche Auswanderer in den USA, genauer in Texas, zu schreiben. So lange lag die Idee auf Eis, da zuerst kein Verlag Interesse daran gezeigt hatte. Als jedoch eine neue Trilogie entstehen sollte, es sogar schon einen Vertrag gab, griffen beide die Idee auf und „Das goldene Ufer“ entstand als erster Teil.

Und dann war es endlich soweit und wir tauchten mit dem Autorengespann in die Zeit Napoleons ein. Mit der Schlacht in Waterloo beginnt die Geschichte und wir lernen Walter, eine der Hauptfiguren des Bandes, kennen. Als zweites kommt Gisela ins Spiel – die zweite wichtige Person des Buches. Wie gewohnt bei den Büchern der beiden, wird man von Anfang an in die Geschichte rein geworfen und ist begierig darauf, zu erfahren, wie es weitergehen wird.

Dieses Buch lag auf dem Tisch vor mir – ich wollte es dann zur Signierstunde unbedingt signieren lassen.

Iny und Elmar waren ein tolles Gespann – lustig, witzig, humorvoll. Aufeinander eingespielt. Es machte Spaß, ihnen zuzuschauen und vor allem zuzuhören.

Die Frage der Moderatorin, ob reale Menschen aus ihrem Umfeld teilweise Vorbilder für ihre Bücher sind, beantwortete Elmar mit einem klaren „Nein.“ Er ist auch der Meinung, das ein guter Autor selbst sehr viel gelesen haben muss, um sich rein versetzen zu können. In die Geschichten, die Stimmungen.

Während die beiden angeben, etwa 13.000 bis 14.000 Bücher zu Hause stehen zu haben – Elmar ist immer auf der Suche nach neuen Schätzen – nutzen Tanja und Carla gern die Bibliotheken für ihre Recherchen. Nur einen kleinen Teil der benötigten Bücher kaufen sie selbst.

In einem sind sich alle Autoren jedoch einig: Um ein richtig gutes Buch abliefern zu können, ist unter anderem auch ein gutes Vertrauensverhältnis zum Lektor sehr wichtig. Denn dieser liest die Bücher immer vorab, sagt seine Meinung. Ändert auch mal etwas, kommentiert und diskutiert.

Mit diesem „Satz des Tages“ endete die für mich und meine Freundin sehr schöne und interessante Lesung. Es wurden noch Blumen an die Autoren verteilt und der Raum leerte sich schlagartig.

Signatur_Iny und Elmar Lorentz
Signatur_Iny und Elmar Lorentz

Die zweite Überraschung des Tages. Denn, und so kenne ich es bisher aus allen Lesungen, stürmen dann die Zuhörer nach vorne um sich ihre mitgebrachten oder hier gekauften Bücher signieren zu lassen. Zu meiner großen Überraschung wollten das jedoch nur sehr wenige.

So hatten wir beide jedoch die Ruhe und die Zeit, die gekauften Bücher signieren zu lassen. Bianka war so lieb und nahm mir etwas ab. Zum Schluss hatten wir von allen drei Autorinnen signierte Bücher. Während in den Büchern von Carla und Tanja eine Signatur „für Sylvia“ erfolgte, signierten Iny und Elmar ihr Buch für mich. Noch ein kurzer Plausch, ein gemeinsames Foto und der Abend war zu Ende. Da zeigte die Uhr 22.10 Uhr – Zeit nach Hause zu fahren.

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