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Der stille Koog von Ilka Dick

Es ist schon komisch, wie man zu manchen Büchern kommt.

Vor kurzem war ich im Haus 11 der Uniklinik in Dresden – Klinik für Phoniatrie, Audiologie und das Sächsische Cochlear Implant Centrum.

Dort lag ein Flyer mit dem Klappentext des Buches „Der Stille Koog“, indem eine Kriminalpolizistin mit Cochlea Implantaten ermittelt. Da ich einen guten Krimi zu schätzen weiß und mich interessierte, wie das Thema „CI“ dort verarbeitet wurde, landete das Buch auf meiner Wunschliste. Da blieb es allerdings nicht allzu lange, dann hatte es Katja mir gekauft.

Marlene Louven hat zwei Schicksalsschläge hinter sich. Die Kriminalkommissarin verlor erst ihren Mann. Dann, durch eine Hirnhautentzündung, verlor sie in kürzester Zeit das Gehör. Nur durch die beidseitige Implantierung von Cochlea Implantaten hatte sie eine Chance wieder hören zu können – doch der Weg dahin war sehr weit, mit den elektronischen Hilfsmitteln musste sie alles neu lernen zu hören.

Sie war schon eine lange Zeit krankgeschrieben, als sie sich dazu entschloss ihre Schwester Johanne in Theresienkoog zu besuchen. Dort lebte sie mit ihren beiden Kindern und Mann Bahne auf einem Bauernhof. Marlene und ihr Schwager waren nie besonders gut auf einander zu sprechen gewesen, ein Zustand, der sich mit ihrem Besuch nicht ändern würde.

Die beschauliche Zeit im Koog endet abrupt, als der Bürgermeister des Ortes erschlagen aufgefunden wird. Obwohl nicht im Dienst beginnt Marlene zu ermitteln und hat dabei nicht nur mit den Tücken ihrer Behinderung zu kämpfen.

Dieser Krimi ist an und für sich schon eine gute Wahl – spannend geschrieben, überraschend, clever und handwerklich sehr gut. Was ihn zu etwas besonderem macht ist der intime Einblick in das Leben einer Person mit Cochlea Implantaten – jemandem der das Hören erst im Erwachsenenalter, dafür aber komplett verloren hat. Der Alltag, die kleinen und großen Hürden, die Vorverurteilung, die Blicke der Leute, das Lernen … mit voller Wucht wird man in die Welt eines Betroffenen katapultiert.

Es wird aber auch gezeigt, dass die kompensierte Behinderung nicht alles ist, dass Erfahrung, Verstand und Menschenkenntnis wertvolle Verbündete sind. Der Blick auf diesen Aspekt der Geschichte ist schonungslos – doch macht er dieses Buch zu einer unter die Haut gehenden Erzählung.

Für den Krimi selbst gäbe es schon 4 Sterne, mit dem „Extra“ steigert sich die Wertung auf 4,5 / 5 Sternen mit Leseempfehlung für alle, die mehr über das Thema Hörverlust und das Leben mit Cochlea Implantaten erfahren möchten.

Daten:
Titel: Der stille Koog
Autor: Ilka Dick
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Emons Verlag (März 2019)
ISBN: 978-3740805036

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