Der Roman erzählt die wahre Geschichte eines jungen Mannes, der sich in einer schier ausweglosen Situation befindet und dennoch einen unbändigen Überlebenswillen an den Tag legt. Er erzählt die Geschichte einer jungen Liebe, die nicht sein darf, eigentlich keine Zukunft hat und die doch an eine gemeinsame Zukunft glaubt.
Der Roman erzählt die Geschichte von Lale, der wie viele hunderttausende andere Menschen auch im 2. Weltkrieg im KZ eingesperrt wird und der in dem Moment beschließt, dass er die Hölle überleben will und wird. Er passt sich an, macht sich unentbehrlich und arbeitet für den Feind. Dabei versucht er jedoch, andere zu retten und bringt sich dabei mehr als einmal in Teufels Küche.
Er erzählt die Geschichte von Menschen, die sich versuchen anzupassen um nicht unterzugehen. Er zeigt auf, wozu Menschen fähig sind.
Lale Sokolov hat 50 Jahre lang geschwiegen. So lange, bis seine Frau starb. Erst dann fand er die Kraft und den Mut, seine Geschichte und die seiner Frau Gita zu erzählen. Jahrelang verfolgte ihn die Angst, als Kollaborateur bezeichnet zu werden, nur weil er in Auschwitz als Tätowierer gearbeitet hat. Nur weil er alles tat um zu überleben.
Die Autorin Heather Morris gibt in diesem biographischen Roman Lale eine Stimme. Und sie tut das schonungslos und irgendwie emotionslos. Zumindest habe ich ihren Schreibstil, ihre Art zu erzählen, so empfunden.
Ich hatte das Gefühl, dass sie die Geschichte einfach „herunterrattert“. Aber wahrscheinlich war es in dem Fall das, was mich an das Buch gefesselt hatte. Denn durch den emotionslosen Schreibstil wurde ich im Buch festgehalten und konnte meinen Emotionen – Wut, Fassungslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und dann, ganz zum Ende doch noch eine Spur Hoffnung. Aber auch Ekel und Abscheu war mit dabei. Gerade bei den Beschreibungen der Zustände im Lager oder bei den kurz angerissenen „Aktivitäten“ von Mengele.
Beim Lesen des Buches musste ich sehr oft innehalten, das ganze sacken lassen und auch innerlich Abstand nehmen. Abstand von der Geschichte, die mich tief bewegt hat und fassungslos zurückgelassen hat. Ich konnte sie auch nachts nicht loslassen, hatte Alpträume davon und frage mich immer wieder: Wie konnte es dazu kommen? Und warum hat die Welt nichts aus der Geschichte gelernt?
Es ist ein Buch, das gelesen werden muss. Es ist ein Buch, das es geben muss und das zurecht erschienen ist. Eine Geschichte, die erzählt werden musste, damit das was damals passiert ist nicht vergessen werden kann.
5 von 5 Sternen für ein Stück bewegende Geschichte.
Daten:
Autor: Heather Morris
Titel: Der Tätowierer von Auschwitz: Die wahre Geschichte des Lale Sokolov
Broschiert: 304 Seiten
Verlag: Piper Paperback (August 2018)
ISBN: 978-349206137