Der zweite Teil der Brodersby-Reihe hat nun endlich „das Licht der Welt“ erblickt und musste natürlich auch gleich gekauft werden. Und obwohl ich mich sehr auf das Buch gefreut habe, brauchte ich doch eine Weile, bis ich endlich gelesen hatte.
Das lag aber nicht daran, dass ich keine Lust auf das Buch hatte oder das es nicht mein Geschmack war: nein. Es lag ganz einfach an der Zeit und auch an der benötigten Ruhe für dieses Buch. Denn auch wenn sich die Bücher von Stefanie Ross gut wegschmökern lassen – einfach zum rasanten Lesen sind mir diese Bücher dann doch zu schade.
Und dann habe ich mir viel Zeit genommen, meine Gedanken zu formulieren, denn nicht jeder Gedankengang ist wirklich greifbar und formulierbar.
Im zweiten Teil der Reihe bekommt es Jan Storm, der sympathische Landarzt mit Vergangenheit und neuer Liebe, nicht nur mit einem einzelnen Mordfall zu tun, der aufgeklärt werden will. Der zweite Teil umfasst viel mehr: nämlich mehrere Anschlagsversuche und die Suche nach einem geheimnisvollem Scharlartan, der alten und kranken Menschen das Geld aus dem Kreuz leiert. Und dann ist da noch Andrea, Witwe eines Freundes, die sich merkwürdig verhält.
All dies zusammengenommen verspricht viel Spannung, Konflikte und Rätselraten. Aber wie immer kommen auch der Humor, die Romantik und die vielen ruhigen Momente nicht zu kurz. Freundschaft spielt, wie immer in den Romanen von Stefanie Ross, eine sehr große Rolle und wer solche Freunde hat, wie Jan, der kann sich wirklich glücklich schätzen.
Jan Storm erfüllt eigentlich voll und ganz ein typisches Landarzt-Klischee; er wohnt sehr idyllisch, ist sehr sympathisch und auch sehr gutaussehend. Das ist aber auch alles, was an ihm typisch ist. Seine Freunde und seine Vergangenheit machen ihn zu einem besonderen Menschen.
Ich habe mich über das Buch mit einer Kundin bei einem Kosmetiktermin unterhalten, die das Buch in der Hand hielt und gerade las. Sie fand es sehr gut, bis auf einen Punkt: zu viele Charaktere und zu viele versteckte Hinweise auf andere Bücher, andere Reihen. Das hat sie komplett verwirrt.
In Bezug auf viele Charaktere und Hinweise auf andere Bücher konnte ich ihr Recht geben. Aber: wenn einem die Geschichte und die Schreibweise von Stefanie Ross gefallen, hat man gleich einen Anreiz, auch noch die anderen Bücher zu lesen.
Ich muss gestehen, ich hätte mir mal einen ganz eigenständigen Roman von Stefanie Ross gewünscht – wo ein kein Wiedersehen mit den anderen Charakteren aus den anderen Bänden gibt. Denn bisher hat die Autorin immer, irgendwie, die Serien miteinander verwoben und sei es, weil nur ein Protagonist aus einer anderen Reihe auftaucht.
Aber wenn ich dann ganz ehrlich bin: auch wenn ich mir das gewünscht hatte – hätte es die Autorin dann gemacht, wäre ich wahrscheinlich enttäuscht gewesen. Denn irgendwie passt es halt doch immer wieder, auch wenn Neueinsteiger vielleicht verwirrt reagieren.
Ich bin ein großer Fan der Autorin und habe bisher jedes einzelne Buch von ihr gelesen. Und so wird es auch bleiben.
Denn ich habe auch diesmal einen gut konstruierten Regionalkrimi bekommen, der mit einer wunderbaren Atmosphäre und viel Nervenkitzel daherkommt und wieder punkten kann. Teilweise war es ein wenig viel, ein wenig zu hektisch und die Ereignisse überschlagen sich. Es passieren so viele Wendungen, es gab so viele Verdächtige, das dabei mitunter die Charaktere ein wenig zu kurz gekommen sind. Nicht alle bekamen die Tiefe, die sie vielleicht verdient hätten.
Ein großer Pluspunkt war aber wieder für mich, dass ich bis zum Schluss mitraten konnte, wer der Täter ist. Hier hat es mit Stefanie Ross wirklich nicht leicht gemacht und es immer wieder geschafft, mich in die Irre zu führen. Dabei hatte ich immer gedacht, ich kenne sie, ihren Romanaufbau und ihre Art, den Täter zu verstecken.
Alles in allem wieder ein sehr gutes Buch von der Autorin, das diesmal von mir allerdings nur 4 ½ von 5 Sternen bekommt. Mir hat unterschwellig etwas gefehlt, das sich aber, trotz vielem Nachdenken, nicht in Worte fassen lässt.
Daten:
Autor: Stefanie Ross
Titel: Jagdsaison in Brodersby
Taschenbuch: 379 Seiten
Verlag: Grafit (16. Juli 2018)
ISBN: 978-3894255848