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Sylt im Getriebe von Claudia Thesenfitz

Ich freue mich momentan immer wieder, wenn ich Romane lese, wo die Hauptcharaktere nicht immer jung und blendend schön sind, sondern gestandene Männer und Frauen. Figuren, die einen gewissen „Rucksack“ zu tragen haben, dem man ihnen auf Grund ihres Alters alleine schon glauben kann.

Im Roman „Sylt im Getriebe“ treffen wir Marina, eine Mitfünfzigerin, die nach dem Auszug ihrer Kinder und ohne abgeschlossene Ausbildung gerade nichts richtig mit sich anzufangen weiß. Dazu noch der lieblose Ehemann, ihre Angststörung und die Wechseljahre – eine große Last, die sie damit sich rumschleppt.

Zum Glück für sie braucht ihre Cousine Hilfe und so landet sie auf Sylt, wo sie zu sich selbst findet. So weit, so gut, so vorhersehbar.

Wirkliche Überraschungen bringt der Roman nicht mit sich – wie auch. Das Rad kann man nicht immer neu erfinden und in dem Genre sind Überraschungen und Twists nicht immer drin (und manchmal vom Leser auch nicht gewollt). Man will unterhalten werden und nicht viel nachdenken.

Was passiert mit mir, wenn die Kinder irgendwann aus dem Haus sind? Das ist eine Frage, die sich mit Sicherheit jede Mutter, jeder Vater im Laufe der Zeit stellt und sich auch stellen muss. Bis ich mir diese Frage stellen muss, dauert es noch eine ganze Weile. Aber ich stehe dann (hoffentlich) nicht so vor dem Abgrund wie Marina. Ich habe eine Ausbildung, einen Job und bin nicht nur auf Kinder und Haushalt reduziert. Ein Rollenbild, von dem ich dachte, dass es ausgestorben ist. Aber dem ist nicht so, wie ich allein bei meinen Urlauben in den alten Bundesländern lernen musste.

Die Geschichte an sich lässt sich gut lesen. Was mich ein wenig gestört hat, waren die immerwährenden Wiederholungen. Die ständigen Beschreibungen der Wechseljahre-Beschwerden, das ständige „Wiederhochkauen“ der Misere „Kinder aus dem Haus, was soll ich mit mir anfangen“ und auch das Thema Angststörung wurde ein wenig zu oft aufgegriffen. Wobei ich letzteres noch als am Wichtigsten im ganzen Buch empfand. Denn Angststörungen und Panikattacken können einem das Leben ganz schön versauen, es einschränken und streckenweise zur Hölle machen. Ich fand es gut, welche Entwicklung Marina in dem Punkt im Laufe der Geschichte durchmacht, auch wenn es mir dann wiederum zu schnell ging, wie sie die Angst besiegt. Wie gesagt, auf der einen Seite wurde auf dem Thema zu oft „rumgeritten“, anderseits dann zu schnell zu den Akten gelegt.

Sprachlich und vom Schreibstil her ist das Buch sehr locker-flockig geschrieben und lies sich schnell runterlesen. Es ist aber keine Geschichte, die sich festsetzt und lange im Gedächtnis bleibt.

3 von 5 Sternen vergebe ich für das Buch – mehr ist leider nicht drin.

Daten:
Autor: Claudia Thesenfitz
Titel: Sylt im Getriebe
Herausgeber: Ullstein Taschenbuch (März 2024)
Taschenbuch:‎ 256 Seiten
ISBN:‎ 978-3548068282

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