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Verrückt von Dr. Sabine Fitzek

Fitzek – der Name steht für erstklassige Thriller und Krimis made in Germany. Normalerweise gemeint ist dabei Sebastian Fitzek. Als ich vor einigen Jahren in einer kleinen Buchhandlung auf ein Buch von einer Dr. Sabine Fitzek gestoßen bin, dachte ich mich verlesen zu haben. Mitnichten. Die Schwägerin des Autors, welche Medizin studiert hat und 10 Jahre lang Chefärztin in der Neurologie eines Krankenhauses war, schreibt Thriller. Sie war auch eine Beraterin ihres Schwagers, wenn es um psychische Extremzustände geht – ein wiederkehrendes Thema bei ihm.

Über die vorherrschenden gesundheitspolitischen Missstände begann sie vor einiger Zeit selbst zu schreiben, Verrückt ist dabei ihr zweites Werk nach Verrat, welches ebenso bei Knaur erschien.

Hauptkommissar Kammowski ermittelt quasi vor der eigenen Haustür. Ein 14-jähriges Mädchen wird ermordet und wie Schneewittchen aufgebahrt in einem Berliner Park gefunden. Der psychisch kranke Sohn seiner Nachbarin gerät schnell in Verdacht, mit dem Mord an dem Mädchen zu tun zu haben. Seine schwere paranoide Schizophrenie lässt ihn in wahnhafte Zustände verfallen und bringt ihn immer wieder in die Psychiatrie. Dass er dort oft nicht länger als eine Nacht bleibt, keine Medikamente nehmen muss und daher immer wieder durchs Raster rutscht hat System. Sperrte man früher „Geisteskranke“ auch gegen ihren ausdrücklichen Willen weg, ist heutzutage das Gegenteil der Fall. Oliver passt auf den ersten Blick ins Schema eines Kranken, der zum Mörder geworden ist. Doch je mehr Kammowski und seine Kollegen ermitteln, desto größer werden die Zweifel. Als wieder ein Mädchen verschwindet und Oliver wieder beteiligt ist, scheint zumindest die öffentliche Meinung festzustehen.

Eine grandios aufgesetzte Kriminalgeschichte, die ohne jegliche Plattitüde auskommt. Schonungslos werden die eklatanten Schwächen im System – sei es bei Polizei, Krankenhaus, Psychiatrie – aufgedeckt und die absurde Normalität angeprangert. Dabei werden die Perspektiven häufig gewechselt, sodass der Ermittler, der Arzt, der Patient, das Opfer und der Täter zu Wort kommen. Jeder in seinem Kosmos, jeder mit einem Weg, der hinter ihm oder ihr liegt. Nichts geschieht einfach so, niemand ist grundlos wie er ist – das lernt der Leser auch bei Sebastian Fitzek.

Dr. Sabine Fitzek geht in die Tiefe, legt den Finger in eine Wunde, der sich die Wenigsten bewusst sind. Dabei bleibt der Roman stets spannend, erzeugt einen Sog und ist erschreckend Brutal, ohne wirklich gewalttätig oder blutrünstig zu sein.

Man kann den Hut nur vor ihr ziehen und ihr zum zweiten Buch gratulieren. Dieses ist meiner Meinung nach eine klare 5 von 5.

Daten:
Autor: Dr. Sabine Fitzek
Titel: Verrückt
Herausgeber:‎ Knaur TB (November 2020)
Taschenbuch:‎ 336 Seiten
ISBN:‎ 978-3426524510

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