Mit dem Thriller-Autor Linus Geschke kreuzte ein weiterer, mir unbekannter Autor während der Messevorbereitungen meinen Weg. Ich habe bisher noch kein Thriller aus seiner Feder gelesen, aber sein neustes Besuch klingt so interessant, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird, bis ich zugreifen werde. Aber vorher bat ich Linus Geschnke zu einem kleinen Interview.
Katja: Lieber Linus, vielen Dank für Deine Zeit. Bitte stell Dich mit wenigen Worten meinen Bloglesern kurz selber vor.
Linus: Ich bin 47 Jahre alt und lebe in Köln. Wenn ich nicht schreibe, reise ich viel, tauche gerne und lebe meine genetisch bedingte Liebe zum 1. FC Köln aus.
Katja: Mit welchen 3 Adjektiven kann man Dich am besten beschreiben?
Linus: Ehrgeizig, spontan und humorvoll. Zumindest sind dies die Adjektive, die ich am liebsten hören würde, wenn es um meine Person geht…
Katja: Du bist Journalist, schreibst für führende Magazine und Tageszeitungen und hast Journalistenpreise für deine Tauch- und Reisereportagen gewonnen. Was ist schwerer: journalistisches Schreiben oder das Schreiben von Büchern?
Linus: Pauschal lässt sich das nur schwer beantworten. Sicher ist aber, dass das Schreiben von Büchern deutlich mehr Kreativität erfordert. Reportagen sind wie Sprints, ein Roman dagegen ein Marathonlauf. Du musst den Spannungsbogen über 400 Seiten hochhalten, erfundenen Personen Leben einhauchen, knackige Dialoge entwerfen und eine Handlung konstruieren, die einerseits logisch, andererseits aber auch überraschend ist.
Katja: Wenn ich mir so die Verlage, die Autoren anschaue, habe ich das Gefühl, das die Genre’s „aufgeteilt“ sind und die meisten Krimis, Thriller und Science Fiction-Romane aus der Feder von Männern stammen. Ist das genetisch veranlagt? Sind Männer eher diejenigen, die „hart“ schreiben?
Linus: Gute Frage … In der Masse vielleicht schon. Dennoch fallen mir spontan auch eine ganze Reihe Frauen im Spannungsgenre ein, die ich ausgesprochen gerne lese. International Kathy Reichs und Jilliane Hoffmann, national vor allem Melanie Raabe: Wie sie ihre Sätze gestaltet und wie die Wörter ineinander fließen, das hat schon was von einem guten Song, wo jede Harmonie stimmt und einen bereits die ersten Takte mitreißen.
Katja: Könntest Du Dir vorstellen, etwas ganz anderes zu schreiben? Einen Liebesroman zum Beispiel? Oder ein Kinderbuch? Oder bist du auf das Genre „Krimi“ festgelegt?
Linus: Als Autor sollte man nur die Bücher schreiben, die man selber gerne lesen würde. Bei mir sind das eindeutig Krimis und Thriller. Also: Eher nein!
Katja: Deine Hauptfigur Jan Römer ist Journalist und klärt alte Kriminalfälle auf. Wie bist Du auf die Idee zu dem Plot gekommen? Würdest Du selber gerne alte Fälle aufklären?
Linus: Zum einen kenne ich mich in dem Arbeitsumfeld eines Journalisten natürlich gut aus, was einem die Recherche erleichtert. Zum anderen finde ich den Ansatz, einen nicht-professionellen Ermittler auf ungeklärte Mordfälle loszulassen, spannend. Ich mag keine Bücher, in denen endlos lang die Ermittlungsarbeit der Polizei beschrieben wird – das konnte ich damit gut umgehen.
Ob ich selber gerne alte Fälle aufklären würde? Unbedingt! Ich würde gerne wissen, wer Jack the Ripper war. Ich würde gerne herausfinden, wer hinter dem Attentat auf John F. Kenndiy steckte. Und ich würde zu gerne erfahren, wer sich hinter der Maske des Zodiac-Killers verbarg.
Katja: Wenn Du Dir die literarischen Meisterdetektive anschaust, mit wem hättest Du gerne zusammen gearbeitet? Gibt es vielleicht sogar ein literarisches Vorbild?
Linus: Ganz klar Sherlock Holmes! Ich habe ihn früher schon geliebt, die Originalwerke verschlungen und bin jetzt durch die BBC-Serie wieder neu angefixt. Was die literarischen Vorbilder angeht: Die gibt es nicht. Eher Lieblingsautoren, bei denen ich jedes Buch blind kaufe, weil ihr Schreibstil mich jedes Mal aufs Neue fesselt: Stephen King, Dennis Lehane oder Don Winslow beispielsweise.
Katja: Wie sieht Dein Arbeitstag aus? Wann schreibst Du an deinen Büchern?
Linus: Ich stehe meist gegen 9 Uhr auf. Kaffee trinken, E-Mails checken, einmal bei Facebook und Instagram reinschauen. Danach schreibe ich drei bis vier Stunden konsequent durch, bevor ich eine Pause einlege. Am späteren Nachmittag dann der zweite Durchgang, wieder zwei bis drei Stunden. Ab und zu packt mich auch ein Gedanke, wenn ich schon im Bett liege – dann stehe ich nochmals auf, werfe den Rechner an und schreibe bis 2 Uhr morgens.
Katja: Gestattest Du uns einen Blick auf deinen Schreibtisch? Ist der eher aufgeräumt oder eher chaotisch?
Linus: Am liebsten schreibe ich in der Küche, weil es dort am ruhigsten ist und ich das schönste Licht habe. Außerdem ist der Weg zur Kaffeemaschine nicht weit. Ordnung dagegen ist nicht so wirklich mein Ding – dafür habe ich einen ganz guten Überblick über das Chaos.
Katja: Wir treffen uns hier auf der Leipziger Buchmesse. Ist es Dein erster Auftritt hier in Leipzig auf der Messe? Was erwartest Du und worauf freust Du Dich?
Linus: Die Messe ist wirklich großartig und ich freue mich einfach, durch die Hallen zu schlendern und mir einen Überblick über den Buchmarkt verschaffen zu können, dazu noch ein paar Bloggerinnen und Blogger zu treffen. Sicher werde ich heute auch bei Ullstein vorbeischauen und bei dtv, wo nächstes Jahr im März ein Thriller von mir erscheint.
Katja: Ist Dir der Austausch mit Deinen Lesern – hier auf der Messe, auf Facebook oder bei Lesungen – wichtig? Was bringt er Dir als Autor? Und wie wichtig sind Dir Rezensionen?
Linus: Ich freue mich immer noch über jede Nachricht, die mir jemand schickt, und über jede Mail, die ich erhalte! Letzten Ende zeigt das ja, dass sich eine Person intensiv mit dem Buch beschäftigt hat, dass es sie nicht gleichgültig zurückließ. Und Lesungen? Sind die Kirsche auf der Torte! Dieses direkte Feedback, dieser unmittelbare Kontakt mit dem Publikum … unbezahlbar!
Was Rezensionen angeht, bin ich relativ entspannt. Natürlich freut man sich über die positiven und ärgert sich über die negativen, aber alles in einem erträglichen Rahmen. Nicht jeder Song kann jeden Hörer packen, nicht jedes Buch jeden Leser – kein Grund, deshalb einen Kleinkrieg anzufangen oder sich selbst um den Schlaf zu bringen.
Katja: Und zu guter Letzt eine Frage, die jeder Autor in meinen Interviews gestellt bekommt:
Auf meinem Blog geht es ja nicht nur um Bücher sondern auch um mein zweites Hobby, das Kochen und Backen. Hast Du ein Lieblingsrezept, welches Du mit mir und meinen Lesern teilen möchtest?
Linus: Mein Lieblingsrezept kennt leider nur der Koch meines Lieblingsrestaurants, und der rückt es nicht raus…