Clara ist eine junge Frau, die durch den Verlust des Vaters selbst unter einem Leiden erkrankt ist, aber weiterhin ihrer Leidenschaft des Kochens nachgeht. Sie nutzt die Chance einer freien Stelle im Herrschaftssitz von Castamar und beginnt dort zunächst als einfache Köchin. Ich als Leser lerne so die verschiedenen Posten in der Dienerschaft kennen und erlebe ein Stück weit das schwere Los derer. Das Gefüge der Dienerschaft wird perfekt dargestellt, man erkennt sofort wer über wen das Sagen hat. Nicht nur am Königshof gibt es Intrigen, auch an einem vermeintlichen kleinen Herrschaftssitz ist dies an der Tagesordnung. Erschreckend mit wieviel Skrupel vorgegangen wird und wie wenig ein Menschenleben zählt. Auch das Gescharre um Heirat und den Kampf um den rechten/besten Platz in der Grafschaft/Hof wird gelungen beschrieben.
Don Diegos Vater war sehr loyal und frei von Vorteilen. Erstaunlich ist wirklich, dass er sich damals für einen Sklavenjungen eingesetzt und ihn als Sohn angenommen hat. Was sich Don Gabriel als Schwarzer alles gefallen lassen muss, ist erschreckend. Menschen mit schwarzer Hautfarbe werden als Menschen 2. Klasse angesehen. Für mich schon immer unverständlich, warum man nach Hautfarbe Menschen beurteilet und nicht nach Taten. Doch leider ist es 300 Jahre später auch nicht viel anders, erschreckend und es stimmt mich traurig.
Don Diego, Don Gabriels Bruder, trauert weiter um seine Frau Alba, die vor 9 Jahren durch einen Pferdeunfall ums Leben kam. Er öffnet sich nur wenigen Menschen und glaubt immer an das Gute im Menschen. So merkt er nicht, dass andere seinen Untergang vorbereiten. Die Intrige und die verschiedenen Machenschaften werden spannend beschrieben und entwirrt.
Das Cover finde ich an sich gelungen, da es Claras Leidenschaft und Können widerspiegelt, auch dass das Herrenhaus und im Hintergrund dargestellt wird. Was ich farblich jedoch ungünstig finde, ist das die Schüssel den gleichen Farbton wie Clara’s Kleid hat. Da hätte man m. M. nach besser drauf achten müssen. Im Buch sind viele Fremdwörter bzw. französische Wörter enthalten, hier hätte ich mir ein Stichwortverzeichnis gewünscht, ebenso ein Personenverzeichnis.
Das Buch hat ein offenes Ende, so dass ich mich auf die Fortsetzung freue, denn die meisten Charaktere sind mir ans Herz gewachsen.
Ach, man sollte nicht hungrig sein. Denn beim Lesen habe ich immer mal Appetit bekommen, so lecker wurden die Gerichte beschrieben. Da ich selber gern neue Rezepte ausprobiere, habe ich diese Beschreibung genossen.
Im Fazit handelt es sich für mich um ein durchschnittliches Buch, es ist historisch, man erfährt einiges was sich am Hof abspielt, doch komplett gepackt hat es mich (noch) nicht. Zwischendurch hat mir die Spannung gefehlt, die Beziehung zwischen Clara und Don Diego ist noch zu wenig, sicher sie nähern sich an. Jedoch habe ich durch die Buchbeschreibung mehr erwartet. Aber dies ist meine Erwartung an die Fortsetzung. Ich vergebe 4 Sterne.
Noch ein schönes Zitat zum Thema Liebe aus Kapitel 4 „Wie der englische Barde sagt: Die Liebe schaut nicht mit den Augen, sondern mit der Seele.“
Mein Dank geht an den Bertelsmann Verlag für das bereitgestellte Rezi-Exemplar
Daten:
Autor: Fernando J. Múñez
Titel: Die Köchin von Castamar – Claras Geheimnis
Broschiert: 384 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann Verlag (Mai 2020)
ISBN-13: 978-3570103920
Originaltitel: La cocinera de Castamar