In der Nähe meines Wohnhauses gibt es eine Mildred-Scheel-Straße und ein Mildred-Scheel-Haus, ich habe den Namen also oft vor Augen. Und dennoch keinen blassen Schimmer, was für ein Mensch hinter dem Namen steht.
Als ich das Buch entdeckte und den Untertitel las, wurde mir einiges klar. Auch, warum gerade eine Kinder-Krebsklinik ihren Namen trägt.
Ich fand das Buch sehr interessant zu lesen und habe es regelrecht verschlungen. Es zeigt dem Leser, was Mildred Scheel dazu gebracht hat, die Deutsche Krebshilfe zu gründen und sich der Aufklärung zu dieser Krankheit und der Forschung zu widmen. Es zeigt das Kennenlernen mit Walter Scheel, dem späteren Bundespräsidenten, seine Arbeit und auch, wie sie dann an seiner Seite bestimmte Aufgaben übernimmt und an ihnen wächst. Sie weiß ihren Einfluss, der durch ihren Mann entsteht, für ihre Sache zu nutzen und baut ein Lebenswerk auf, von dem heute noch unzähligen Menschen profitieren.
Es zeigt aber auch eine andere Seite von Mildred Scheel, die einige als dunkle Seite bezeichnen könnten. Sie gibt ihre Tochter zwei Jahre in ein Kinderheim um ihren Facharzt zu machen. Nur, seien wir doch mal ehrlich. Welche andere Chance hätte sie denn gehabt? Ihr Kind ganz weggeben? Oder auf ihre Ausbildung verzichten? Wir erfahren nichts über den inneren Konflikt, als sie diese Entscheidung getroffen hat. Aber wir erleben es hinterher – das sie ihrem Mädchen eine tolle Mutter war und das sie immer wieder an diese Zeit dachte und es irgendwie gut machen will.
Für mich war eine ausgereifte Geschichte, die sich sowohl mit ihrer Arbeit und der Gründung des Vereins beschäftigt, aber auch mit ihr als Person und ihren Aufgaben und Reisen und an der Seite ihres Mannes.
Das bei so vielen interessanten Aspekten und Themen das ein oder andere nicht voll angesprochen oder thematisiert wird, ist auch dem geschuldet, dass das Buch nun mal nur 430 Seiten hat, die bei mir nur so dahingeflogen sind. Ich hätte tatsächlich auch sehr gerne mehr erfahren, mehr über diese faszinierende Frau, deren Aussehen und Wirkung auf andere ihr vollkommen egal war (schlecht angezogenste Frau des Jahres) und die vom berühmten Künstler Andy Warhol gemalt wurde.
Der Schreibstil und die Erzählweise der Autorin Yvonne Winkler konnten mich begeistern und fesseln. Ich glaube, ich würde tatsächlich jederzeit wieder zu einem Buch aus der Feder dieser Autorin greifen.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, denn meiner Meinung nach hätte noch ein Epilog mit dem Krebstod von Mildred Scheel dazu gepasst und das Buch abgerundet. Denn das, finde ich, hätte ein Platz im Buch finden müssen, da es die Tragik ihres Lebens mit ausmacht.
Daten:
Autor: Yvonne Winkler
Titel: Kämpferin gegen den Krebs: Mildred Scheel – Sie gründete die Deutsche Krebshilfe und veränderte das Leben von Millionen
Herausgeber: Piper Taschenbuch (August 2024)
Broschiert: 432 Seiten
ISBN: 978-3492064941