Auf der LoveLetter-Convention in Berlin habe ich sie kurz kennenlernen dürfen: Andrea Hackenberg bzw. Lena Hooge. Sie hat sich Zeit genommen für ein gemeinsames Foto, hat ein Buch signiert und wir hatten einen schönen Moment zusammen. Das Interview wurde dann – aus zeitlichen Gründen – doch besser per Mail geführt. Es war einfach viel zu viel los auf der LLC 2015 🙂
Katja: Hallo Andrea, vielen Dank das Du Dir die Zeit nimmst für unser kleines Interview. Erzähl uns erst einmal etwas über Dich. Was bringt Dich zur Weißglut? Was macht Dir besonders viel Freude?
Andrea: Hallo Katja – gar nicht so einfach, etwas über mich zu erzählen. Fangen wir doch mit den wirklich pikanten Details an: Ich trage Schuhgröße 39,5 – was eine echte Zumutung ist, denn da findet man so gut wie nix. Ich liebe Gelee-Bananen, weil sie so schön künstlich schmecken. Und suche gerade händeringend nach einem Fahrradhelm, der einen beim Radeln nicht aussehen lässt wie der letzte Depp. Zur Weißglut bringt mich zum Glück nicht allzu viel, dazu reicht mein Temperament nicht aus. Allerdings macht es mich schon latent irre, wenn nachts eine Mücke an meinem Ohr vorbei summt. Da greife ich dann zur Klatsche.
Katja: Wie kommt man bei einer 15 Monate alten Tochter zum Schreiben von Romanen? Ich „kämpfe“ mit meiner 8 Monate alten Tochter, die tagsüber grad mal Nickerchen von 30 Minuten und das höchstes 3 mal pro Tag macht, um jede freie Minute.
Andrea: Seit der Geburt meiner Tochter ist es in der Tat schwierig, Zeit zum Schreiben zu finden. Mit meinem vierten Buch komme ich auch nur sehr langsam voran, da ich neben der Familie ja auch noch meinem Brotberuf gerecht werden muss. Der Trick ist, selbst mit den kleinsten Fortschritten zufrieden zu sein. Außerdem hilft es, mit wenig Schlaf auszukommen und sich an den Anblick der eigenen Augenringe zu gewöhnen… Seufz.
Katja: Wie schaut Dein perfekter Feierabend aus? Was brauchst Du, damit er „perfekt“ wird?
Andrea: Ich freue mich immer, abends noch ein bisschen Zeit mit meiner Tochter und mit meinem Mann verbringen zu können und verabschiede mich dann irgendwann vor den Computer. Wenn mir dann eine kleine Textpassage gelingt, bin ich superzufrieden.
Katja: Ich entspanne mich nach einem hektischen und stressigen Tag gern mal in der Küche beim Kochen. Wie kannst Du am besten entspannen.
Andrea: Im Moment entspanne ich ganz klar beim Schlafen. Genauer gesagt bin ich in dieser Zeit klinisch tot, ich bewege mich nicht mal, so fest schlafe ich. Von diesen Einheiten könnte ich durchaus mehr gebrauchen. In Wachphasen gehe ich gerne Joggen oder Radfahren, als Ausgleich zum vielen Sitzen am Schreibtisch. Oder aber ich treffe mich mit Freundinnen und genieße es, mal etwas essen zu können, ohne dabei alles in Kleinkind-gerechte Häppchen schneiden zu müssen.
Katja: Du schreibst ja unter zwei verschiedenen Namen – Lena Hooge und Andrea Hackenberg – Bücher. Mit wem führe ich jetzt grad das Interview? Mit Lena oder Andrea? Wie lebt es sich mit beiden Namen und kommt man als Autorin beim Signieren nicht durcheinander?
Andrea: Lena Hooge ist ja erst seit Herbst letzten Jahres auf der Welt, daher ist das Leben mit ihr wirklich noch etwas neu für mich. Für das Pseudonym haben wir uns entschieden, weil sich das Buch von Ton und Inhalt sehr von meinen Heideromanen unterscheidet, ernster und gefühlvoller daherkommt. Lena-Lesungen fallen daher auch etwas ruhiger aus – durcheinander gekommen bin ich bisher zum Glück noch nicht.
Katja: Ist es Dir schon einmal passiert, dass Du ein Buch von Lena mit „Andrea“ unterschrieben hast?
Andrea: Das nicht, aber ich habe aus völlig abwegigen Gründen mal „Herzlichen Glückwunsch“ in ein Buch geschrieben und dann auch noch das falsche Datum darunter gesetzt. Leider verschreibe ich mich auch sehr oft, was meistens mit Geschmiere endet. Muss da wirklich noch an mir arbeiten.
Katja: Gibt es etwas, was Dich total fasziniert? Ein Thema, was Dich vielleicht sogar dazu inspirieren könnte, ein Buch darüber zu schreiben?
Andrea: Da gibt es einige Themen – es würde jetzt zu weit führen, die alle aufzuzählen. Grundsätzlich würde ich gerne mal einen Krimi schreiben, traue mich aber noch nicht so recht ran. Eine Idee spukt mir schon seit geraumer Zeit im Kopf herum, mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.
Katja: Wie bereitest Du Dich auf das Schreiben vor? Gibt es im Vorfeld bestimmte Rituale oder ist es ein Job wie jeder andere auch und Du schreibst einfach drauf los?
Andrea: Wichtig ist, dass ich absolute Ruhe und keinen Internetanschluss zur Verfügung habe. Daher gehe ich mit einem vorsintflutlichen, nicht mehr online-tauglichen Computer ans Werk, stelle eine Flasche Mineralwasser daneben und warte auf Ideen. In der Regel liegt bei mir auch irgendetwas zum Spielen auf dem Schreibtisch – im Moment ist es ein Holzfrosch von meiner Tochter, der an der Kante entlangrollen kann. Das ordnet meine Gedanken ganz kolossal.
Katja: Wann findest Du die Zeit zum Schreiben? Ist es mittlerweile Dein Hauptberuf oder schreibst Du nur so „nebenbei“?
Andrea: Schreiben ist mein Hauptberuf, denn ich bin Journalistin und arbeite 32 Stunden die Woche als Online-Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion eines Fachmagazins. Das, was ich an Freizeit abknapse, gehört meiner Familie. Die Romane sind mein Hobby, dem ich mich im Moment leider mehr ganz so intensiv widmen kann wie früher. Aber ich bleibe dran und sehe zu, dass ich in klitzekleinen Schritten vorwärts komme mit meinem nächsten Buch. Zum Geburtstag wünsche ich mir eine Riesen-Dosis Schreibzeit – denn das ist für mich gerade der allergrößte Luxus.
Katja: Wie lange dauert es bei Dir durchschnittlich von der Idee bis zum Buch?
Andrea: Laaaaaange. Ich war schon vor der Geburt meiner Tochter schrecklich langsam und weiß nicht, wie es die Selfpublisher immer schaffen, so schnell so tolle Geschichten abzuliefern. Bisher habe ich immer gut ein Jahr für ein Buch gebraucht. Jetzt wird es wohl doppelt so lange dauern, fürchte ich.
Katja: Zwei Deiner Titel sind ja doch etwas verrückt – ich denke da an „Schnucken gucken“ und „Abgeferkelt“. Wie kommt man auf solche Titelideen? Und was ist zuerst da? Der Titel oder die Geschichte?
Andrea: Beide Titel speisen sich aus der Handlung, kommen also in einer bestimmten Szene in den jeweiligen Büchern vor. In der Regel gibt es zunächst einen Arbeitstitel, der sich später noch ändern wird – bei „Schnucken gucken“ war es zum Beispiel „Ausgefuchst“. Die Geschichte kommt also zuerst, Titel und Cover entstehen dann parallel unter Federführung des Verlags.
Katja: Welche kreativen aber auch welche charakterlichen Eigenschaften braucht ein Autor Deiner Meinung nach unbedingt? Muss er besonders kritikfähig sein?
Andrea: Sitzfleisch ist eigentlich noch wichtiger. Man muss es aushalten, stundenlang allein vor dem Computer sitzen zu können. Und braucht natürlich die Bereitschaft, den fertigen Text x-Mal aufs Neue zu überarbeiten. Umschreiben ist die große Königsdisziplin, die nicht immer Spaß macht, auf die man aber nicht verzichten kann.
Katja: Wie wichtig sind Rezensionen für Dich als Autor und auch als Leser?
Andrea: Das Feedback meiner Leserinnen und Leser ist jedes Mal sehr spannend für mich. Nur so bekomme ich zurückgespiegelt, wie das, was ich mir im stillen Kämmerlein ausgedacht habe, bei anderen ankommt – welche Witze z.B. gar nicht gehen oder welche Figuren sympathischer wirken als andere. Daraus ziehe ich immer viel Lehrreiches und nehme Anregungen auch gerne auf. Ein Beispiel: Da die Heldin meines ersten Romans „Abgeferkelt“ für viele Leserinnen etwas zu sehr als überstylte Tussi rüberkam, habe ich im zweiten Teil eine Frau ins Rennen geschickt, die das genaue Gegenteil darstellt: Billi kann Mode und Make-up überhaupt nichts abgewinnen und will die Welt sozusagen in Wollsocken retten. Eine Leserin schrieb mir daraufhin, dass Billi stellenweise doch etwas „ungepflegt“ wirkt – da habe ich also etwas übertrieben.
Katja: Was verrät uns ein Blick in Dein Bücher-Regal? Welche Schätze lauern darin und an welchem Buch hängst Du ganz besonders?
Andrea: Mein Regal steht voller Paperbacks mit Eselsohren, die schon einige Umzüge mitgemacht haben. Mein Lieblingsroman ist „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen, den ich immer wieder lesen kann. Aber auch auf meine Susan Elisabeth Philipps-Sammlung greife ich gerne und oft zurück.
Katja: Liest Du selber gern und versuchst Du, die Liebe zum Buch auch Deinem Nachwuchs zu vermitteln?
Andrea: Zum Glück ist unsere Tochter ganz verrückt nach Bilderbüchern: Sie liebt es, die Seiten selbst umzublättern und auf Abbildungen zu zeigen, die sie besonders spannend findet. Im Moment steht das Buch „Die Maus mit der Laus“ von Tanja Jacobs und Susanne Weber ganz hoch bei ihr im Kurs – es ist wunderschön illustriert und hat einen wirklich witzigen Text, sehr empfehlenswert.
Katja: Welches Buch liest Du derzeit? Welches Buch willst Du uns ans Herz legen?
Andrea: Im Nachgang zur Love Letter Convention in Berlin lese ich gerade die Bücher von Kolleginnen, die ich dort getroffen habe. „Hummeln im Herzen“ von Petra Hülsmann habe ich noch auf der Bahnfahrt zurück verschlungen – ein wirklich toller Roman, der sich nicht aus der Hand legen lässt. Ich habe mehrmals laut gelacht und meine Mitreisenden damit aufgeschreckt. Zuletzt habe ich „Frühstück inklusive“ von Frieda Lamberti gelesen und war beeindruckt von ihrem packenden, sehr präzisen Stil: Mit ganz wenigen Worten schafft Frieda es, unglaublich viel zu sagen – sehr norddeutsch. Ich wünsche, ich könnte das auch.
Katja: Es wird Sommer, die Urlaubszeit steht bevor. Gibt es Reisepläne? Wohin zieht es Dich in diesem Jahr?
Andrea: Wir fahren an die Nordsee, auf die Insel Borkum. Ein sehr weitläufiges Eiland mit tollen Stränden und wunderschönen Fahrradwegen quer durch die Dünen – ideal für einen Familienurlaub.
Katja: Gibt es ein Lieblingsspruch oder ein Lieblingszitat, das Dich begleitet?
Andrea: „Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können“. George Eliot
Katja: Ich schreibe mir beim Lesen hin und wieder schöne Zitate aus einem Buch heraus, die mir besonders gut gefallen, die mich bewegen oder zum Schmunzeln bringen. Hast Du auch in Büchern solche Stellen, die Du vielleicht auch immer wieder lesen könntest?
Andrea: Auf jeden Fall – bei den Romanen von Jane Austen geht mir das so, da entdecke ich beim wiederholten Lesen auch immer wieder etwas Neues. Wenn eine Liebesgeschichte mich wirklich mitgerissen hat, lese ich die entscheidenden Passagen auch immer wieder – um herauszufinden, warum die Story so gut funktioniert hat. „Zum Teufel mit David“ von Katie Fforde ist so ein Buch für mich – von der Verfilmung fürs ZDF war ich dann allerdings weniger begeistert, aber das ist ein anderes Thema.
Katja: Wie hat Dir die 4. LoveLetter-Convention in Berlin gefallen?
Andrea: Es war meine erste LLC, und ich war mir erst gar nicht so sicher, was mich dort erwartet. Jetzt, wo leider schon wieder alles vorbei ist, bin ich noch immer total begeistert – von der professionellen Organisation, der tollen Atmosphäre und den vielen anregenden Gesprächen, die ich dort führen konnte. Ich habe wirklich nette Kolleginnen getroffen und interessante Einblicke in deren Arbeit erhalten. Besonders beeindruckt hat mich die Begegnung mit Susan Elisabeth Philipps und Susan Mallery, von denen ich auch jeweils ein Autogramm abstauben konnte. Und natürlich war es toll, so viele Leserinnen zu treffen und etwas über deren Alltag, deren Vorlieben und Interessen zu erfahren. Nächstes Mal bin ich gerne wieder dabei.
Katja: Vielen Dank für Deine Zeit 🙂 liebe Andrea und ich wünsche Dir sowie Deiner Familie alles Liebe und Gute
Das ist ein wirklich schönes Interview. Ich hatte das Glück Andrea auch auf der LLC kennenzulernen und finde sie sehr sympathisch.
LG Beate
Vielen Dank liebe Beate.
Ja – Andrea ist eine sehr sympathische. Das durfte ich auf der LLC feststellen aber auch während des Kontaktes in der Vor- und Nachbereitung des Interviews.
LG Katja