Dieses Buch steht, aus aktuellem Anlass – einer Reise nach London – mit ganz oben auf meiner Wunschliste. Gelesen hat es jedoch Karin, die durch mich auf den Titel und die Leseprobe gestoßen ist und dann das Buch ebenfalls lesen wollte.
Rorys Eltern nehmen einen Job in England an und so kommt es, dass das Mädchen aus einer Kleinstadt in der Nähe von New Orleans in einem Internat mitten in London landet. Zur gleichen Zeit beginnt ein Serienkiller sein Unwesen zu treiben, indem er mordet wie einst Jack the Ripper. Niemand sieht ihn, keine Kamera erfasst ihn und die Wellen der Angst in London schlagen bald immer höher.
Dann wird eine Frau auf dem Internatsgelände ermordet…
Ich ging ohne große Erwartungen an diesen Roman heran und wurde positiv überrascht. Ich mochte Rory und witzige und doch bodenständige Art.
Zunächst einmal beginnt alles wie ein typischer Internatsroman. Eine neue Schülerin, die in das bestehende Geflecht an Freundschaften stößt. Der Teil ist eher ruhig, hat mir dennoch gut gefallen. Ich konnte Rorys Gefühle gut nachvollziehen. In ihrer Mitbewohnerin findet sie bald eine beste Freundin, ein süßer Junge zeigt Interesse und die Schulzicke kann man ab und an hinters Licht führen und ärgern. So weit so gut und doch recht klischeehaft. Das machte mir aber nichts aus, denn Rorys Leben kam mir wiederum sehr realistisch vor. Ihr Alltag wird bestimmt von den strengen Internatsregeln, dem anspruchsvollen Unterricht und dem engen Zusammenleben mit den anderen Mitschülern.
Dann jedoch wendet sich die Handlung ziemlich schnell. Ich weiß nicht, ob der Bruch jedem gefällt. Fans von Schulgeschichten werden wohl ziemlich überrascht sein, dass das Internat ab da eigentlich keine große Rolle mehr spielt. Für Leser, die hingegen nicht unbedingt etwas für Alltagsprobleme von Internatsschülern übrig haben, kommt die Wende allerdings vielleicht wiederum einen Tick zu spät. Der paranormale Aspekt wird zum Hauptthema, andere Charaktere stehen nun im Vordergrund.
Und es wird ziemlich spannend!
Die Thrillerhandlung wird rasch vorangetrieben und ist in sich durchaus schlüssig. Rory wird als einzige Zeugin zur Zielscheibe des Rippers und die unheimlichen Ereignisse häufen sich. Man kann gar nicht mehr schnell genug lesen, von der gewissen Gemütlichkeit im ersten Teil des Romans ist man inzwischen weit entfernt.
Schade war vielleicht, dass die Charaktere, die vorher handlungsbestimmend waren, später so gar keine Rolle mehr spielen. Allerdings ist es im Leben ja so. Beginnt ein neuer Lebensabschnitt, entfernt man sich eben natürlicherweise von den vorherigen Freunden.
Insofern war das sehr glaubhaft und realistisch.
„Die Schatten von London“ ist zum Glück in sich abgeschlossen, auch wenn es schon einen zweiten Band gibt. Auf den ist man natürlich neugierig, denn es werden noch nicht alle Fragen beantwortet und das Ende wartet noch einmal mit einer Überraschung auf, aber einen eigentlichen Cliffhanger gibt nicht. Man kann also beruhigt zugreifen.
Fazit: Paranormaler Jugendthriller, bei dem ich viel Spaß beim Lesen hatte. Allerdings wird der Bruch in der Handlung zwischen Internatsleben und paranormalen Krimi für einige Leser vielleicht zu abrupt kommen.
Daten:
Autor: Maureen Johnson
Titel: Die Schatten von London
Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: cbt (Dezember 2014)
ISBN-13: 978-3570309438
Empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
Originaltitel: The Shades of London 1