Mit ihrem neusten Werk „Gib mir Deine Seele“ legt Jeanine Krock wieder ein Buch vor, das laut Rezensionen „atemberaubend sexy und unerhört aufregend“ ist. Die Geschichten, die sie schreibt, sind „einfach da“ und so recht mag sie es gar nicht glauben, das schon 10 Jahre seit ihrem Debütroman vergangen sind.
Katja: Liebe Jeanine, vielen Dank das Du Dir die Zeit nimmst und mein neugierigen Fragen beantwortest.
2003 hast Du Deinen ersten Roman veröffentlicht – also hast Du ja dieses Jahr Dein 10jähriges Jubiläum feiern können. Was hat sich in den 10 Jahren für Dich verändert? Hast Du Dich mit den Jahren verändert, weiterentwickelt?
Jeanine: Herzlichen Dank für Deine Einladung zum Gespräch. Sind das wirklich schon – oder erst? – zehn Jahre?
Genau genommen begann alles 1996 mit einer Vampirgeschichte und einer Verlagsabsage. 2002 nahm ich den Faden mit der ersten Veröffentlichung in einer Anthologie wieder auf und seither haben sich für mich tatsächlich viele Dinge verändert: Drei Umzüge, während derer ich mich ver- und endliebt sowie das Schreibhandwerk studiert habe, das inzwischen mein wahrscheinlich neunter – und schönster – Beruf in diesem Leben geworden ist.
Katja: Hast Du ein Mitspracherecht bei der Auswahl / der Gestaltung des Covers gehabt oder lag das ganz in den Händen des Verlages?
Jeanine: Inwieweit Autoren die Gestaltung ihrer Bücher beeinflussen können, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Ich habe Glück. Ein Mitspracherecht hatte ich bereits während der Zusammenarbeit mit dem UBooks Verlag und bei Lyx. Auch die Redakteure von HEYNE interessieren sich durchaus für meine Meinung.
Generell glaube ich, kein guter Verleger nimmt diese Dinge auf die leichte Schulter. Häufig ist es ein ansprechendes Cover, das uns im Laden nach dem Buch eines uns unbekannten Autors greifen lässt. Darüber hinaus bin ich grundsätzlich für eine kluge Aufgabenteilung. Deshalb arbeite ich gern mit Verlagsprofis zusammen.
Katja: Wie entsteht so eine Geschichte? Was ist zuerst da? Die Story an sich oder die Protagonisten? Wie behält man als Autorin den Überblick?
Jeanine: Ei oder Henne? Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Irgendwann ist da plötzlich eine Geschichte, die erzählt werden will. Ich möchte an dieser Stelle einen Bildhauer zitieren: »Die Skulptur befindet sich bereits im Stein. Meine Aufgabe ist es nur, sie freizulegen.«
Seine Figuren im Blick zu behalten ist eigentlich ganz einfach. Man muss sie nur lieben. Soweit die Theorie …
Katja: Wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest – würdest Du da diesen Weg als freie Autorin noch einmal gehen?
Jeanine: Das würde ich. Es ist eine Frage der Lebenseinstellung und die hat sich bei mir nicht geändert, als ich den Schritt wagte. Dennoch würde ich es niemandem empfehlen, denn man sollte wissen, dass es einer Menge Disziplin bedarf, so frei zu leben und dabei nicht unterzugehen. Glück und Talent gehören ebenfalls dazu, Leidenschaft und gelegentlich Leidensfähigkeit.
Wer Sicherheit im Leben braucht, der sollte sich lieber nach einer Festanstellung umsehen. Was im Umkehrschluss aber nicht bedeutet, dass ich mir nicht wünschte, meine Arbeit würde ordentlich entlohnt, wenn sie gefällt. Keine unwichtige Form der Wertschätzung.
Katja: Du hast ein doch sehr bewegtes Berufsleben hinter Dir – warst Model Booker und Kostümbildnerin, jetzt bist Du als Autorin tätig. Rückblickend gesehen – welcher Beruf war Dir der liebste? Wobei hattest Du am meisten Spaß.
Jeanine: Alles, was du gerade aufgezählt hast, hatte für mich einen ganz besonderen Reiz. Ich wollte jedes Mal wissen: Wie geht das? Und das erfährt man am besten, indem man es selbst ausprobiert. Aber ich war auch Putzfrau, Köchin, Kellnerin, Eintrittskartenverkäuferin … Nicht jeden Job fand ich vergnüglich oder bereichernd, aber von irgendetwas muss der Mensch ja seine Miete zahlen.
Katja: Als Du als Model Bookerin tätig warst, hast Du doch bestimmt sehr viele sehr unterschiedliche Typen gesehen, die den Drang hatten, als Model zu arbeiten. Was waren die meisten Beweggründe dafür? Was muss für Dich ein Model haben, damit Du auch zweimal hinschaust?
Jeanine: Über die Beweggründe offensichtlich ungeeigneter Bewerber möchte ich lieber nicht spekulieren. Schwieriger war es, diejenigen von einem Test-Shooting zu überzeugen, die fotogen waren und all das besaßen, worauf es uns ankam: Charakter, einen besonderen Look und – ich muss dieses Wort leider auch hier bemühen: Disziplin.
Katja: Dein beiden Hunde Frau Luna und der schottischer Setter Gordon sind Deine Musen und zugleich Deine Ablenkung. Magst Du uns ein Foto der beiden zeigen und uns etwas über die beiden erzählen?
Jeanine: Es sind selbstverständlich die nettesten, schönsten und klügsten Hunde, die man sich wünschen kann … Wer mit Haustieren lebt, wird wissen, was ich meine.
Gordon ist ein so genannter »Gordon Setter« und wie seine irischen und englischen Setterkollegen ein Vorstehhund und apportiert auch aus dem Wasser. Als Jagdhund ist er es gewohnt, selbständig Entscheidungen zu treffen, was ihn gelegentlich etwas eigensinnig wirken lässt. Er liebt Kinder und ist ein toller Familienhund, den man allerdings mit intelligenten Aufgaben beschäftigen muss.
Frau Luna gehört mir eigentlich nicht, aber sie wohnt bei uns. Ihren Jagdtrieb hat sie von einer amerikanischen Cocker-Dame geerbt. Ihr Vater ist ein »Bearded Collie«. Diese Rasse wurde in Schottland gezüchtet, um versprengte Schafe aus den Bergen zu holen. Luna »arbeitet« regelmäßig mit Gordon, der es sich gutmütig gefallen lässt, wenn sie ihn dabei in die Fersen zwickt. Sie ist leider so ängstlich, wie er mutig ist und würde einen Fremden in ihrer Not sicher auch beißen. In der Familie ist sie ein schmusiges Fellwunder.
Beide Hunde sind aufmerksame Wachhunde und veranstalten auch bei friedfertigem Besuch einen ziemlich Wirbel, was natürlich ein Erziehungsfehler unsererseits ist. Glücklicherweise finden sich unsere Freunde inzwischen damit ab.
Katja: Auf Deiner Homepage steht, das Dich unter anderem besonders die europäischen Kultur- und Kostümgeschichte fasziniert. Was ist daran so faszinierend. Und ich welche Zeit, in welches „Kostüm“ würdest Du gern einmal schlüpfen, wenn Du die Wahl hättest?
Jeanine: Das späte achtzehnte Jahrhundert – besonders in Frankreich – finde ich in modischer und kultureller Hinsicht ausgesprochen spannend. Die unverschämten postrevolutionären »Merveilleuses & Incroyables« haben es mir angetan, aber ich mag auch die »englische Mode« jener Zeit, das Regency und das frühe zwanzigste Jahrhundert.
Sobald es politisch aufregend wird, Frauen ihre Stimme erheben, ereignen sich auch in der Mode häufig unerhörte Dinge und das ist eine Kombination, die mich – ganz gleich um welche Epoche es sich handelt – nicht kalt lässt.
Katja: Bei einer sitzenden Tätigkeit braucht man hin und wieder einen Ausgleich, Bewegung. Was machst Du um Dich fit zu halten? Wie findest Du Deinen Ausgleich zum „Schreibtisch-Job“?
Jeanine: Meine Sportlichkeit habe ich vor einigen Jahren nach einem einschlägigen Unfall mehr oder weniger freiwillig an den Nagel gehängt. Vorher hätte ich an dieser Stelle beispielsweise Wasserski oder Reiten anführen können.
Zwei bewegungsfreudige Hunde, der Garten und ein Haus mit unzähligen Treppen halten mich allerdings auch so durchaus in Bewegung.
Katja: Wie sieht ein „Arbeitstag“ bei Dir aus? Schreibst Du in einem bestimmten Rhythmus? Und wie entspannst Du am besten nach einem Tag am Schreibtisch? Hast Du ein bestimmtes Ritual mit dem Du den Arbeitstag hinter Dir lässt?
Jeanine: Es gibt ein Ritual, mit dem ich meinen Arbeitstag beginne, und das ist die Zubereitung einer heißen Tasse Tee.
Darüber hinaus bin ich eine Jahreszeitenschreiberin. Im Sommer kann es passieren, dass ich mit dem neuen Tag erwache und zu schreiben beginne. Ich liebe diese besondere Atmosphäre, wenn alles noch so frisch und „jungfräulich“ ist.
Im Winter gleiche ich einer klassischen Nachteule. Tagsüber versuche ich, etwas von dem spärlichen Licht zu erhaschen und Abends fließen dann die Gedanken … häufig auch bis tief in die Nacht hinein.
Bedauerlicherweise kann man sich die perfekte Schreibzeit aber nicht immer aussuchen und so schreibe ich auch zu anderen Zeiten, wenn die Umstände es erfordern.
Katja: Was machst Du, wenn Dir mitten am Tag, wenn Du vielleicht mit dem Auto oder mit Freunden / Familie unterwegs bist, Ideen auf Dich einströmen? Hast Du immer ein Notizbuch griffbereit?
Jeanine: Idealerweise ja. Manchmal habe ich es leider auch vergessen, dann mache ich mir Notizen im Handy, auf
Servietten, Kassenzetteln oder notfalls auch auf dem Handrücken.
Katja: Dein Schreibtisch an dem Du arbeitest – ist der immer penibel aufgeräumt oder sieht man auch, dass da jemand dran sitzt und arbeitet? Steht oder liegt da ein Maskottchen oder ein Erinnerungsstück, dass Du gern anschaust wenn es mal nicht weiter gehen will?
Jeanine: Unter normalen Umständen sieht man nicht viel von meinem Schreibtisch, denn er verschwindet unter von Notizen, Post, Büchern und allerlei Kinkerlitzchen.
Gegen Schreibstörungen hilft aber ein Spaziergang an der frischen Luft besser, als sentimentale Erinnerungsstücke. Die sammele ich in Schubladen, Kästchen und Kartons …
Katja: Hast Du selber auch Zeit zum Lesen? Was liest Du gern?
Jeanine: Wenn ich mir etwas Gutes tun will, dann lese ich querbeet: Liebesromane, Novellen, Bücher von Freunden und Kollegen … Leider habe ich dafür weniger Zeit als ich mir wünschen würde.
Katja: Welcher Autor / welche Autorin hat Dich in Deiner Kindheit/Jugend begleitet und zu welchen Büchern greifst Du heute noch gern?
Jeanine: Meine Familie schwört, dass ich eine wahre »Bücherfresserin« war, die zu füttern eine echte Herausforderung gewesen sein muss. In Erinnerung geblieben sind mir unter anderen Bücher von Astrid Lindgren, Ottfried Preußler, Erich Kästner, Charles Dickens oder Mark Twain. Französische Feenmärchen mochte ich gern, die Sammlung 1001 Nacht und ich habe massenweise Pferdebücher gelesen. Hanni und Nanni durften auch nicht fehlen. Wenig also, was ich heute noch läse. Doch meine Jane Austen Romane sind ziemlich abgegriffen.
Katja: Wie entdeckst Du „Neuheiten“ für Dich? Stöberst Du stundenlang im Buchladen; lässt Du Dich beraten oder verlässt Du Dich auf Empfehlungen von Freunden?
Jeanine: In dieser Reihenfolge. Außerdem stöbere ich auch im Internet, im Feuilleton oder gezielt bei mir bekannten Autoren.
Katja: Auf der Loveletter-Convention habe ich das erste – und leider auch das einzige Mal – eine Lesung von Dir erleben können. Wie ist es für Dich, vor Publikum Deine Werke zu lesen? Bist Du vor so einer Lesung sehr nervös?
Jeanine: Ich bin eher schüchtern und vor Auftritten jeglicher Art ziemlich aufgeregt. Kurz vorher würde ich am liebsten weglaufen. Dann frage mich, warum um Himmels willen ich zugestimmt habe, an der Veranstaltung teilzunehmen. Vor einer Reise geht es mir übrigens ähnlich. Wenn ich dann aber alles gut überstanden habe, bin ich jedes Mal froh, mich doch getraut zu haben.
Katja: Hat Dich eine Bemerkung eines Lesers – egal ob persönlich oder per E-Mail an Dich herangetragen – schon einmal dazu gebracht, einen Gedanken für ein Buch umzuändern?
Jeanine: Alles, was ich höre, lese oder auf eine andere Art wahrnehme, beeinflusst mein Handeln, deshalb möchte ich das nicht ausschließen. Grundsätzlich muss ich aber meinen eigenen Weg gehen und daran glauben, dass dieser der richtige für mich ist. Von LektorInnen und Agent lasse ich mich jedoch gern beraten, was auch daran liegt, dass ich im Laufe unserer Zusammenarbeit gelernt habe, ihrem Urteil zu vertrauen.
Katja: An welchen Projekten arbeitetest Du derzeit? Auf welche Bücher können wir Fans uns demnächst freuen?
Jeanine: Es gibt eine Vereinbarung zwischen Verlagen und Autoren, Projekte behutsam zu behandeln, die noch nicht offiziell in der Programmvorschau angekündigt wurden. Ich darf aber bereits verraten, dass der nächste Roman wieder fantastisch wird.
In den kommenden Wochen beginnt für mich eine aufregende Zeit mit gefährlichen Abenteuern und hinreißenden Protagonisten, die sich ihren Platz in meinem Herzen längst erobert haben. Wie gewohnt wird die Liebe auch im neuen Buch nicht zu kurz kommen.