Emilia Licht ist die zweite Dresdner Autorin, die mir meine neugierigen Fragen beantwortet hat und ich freue mich sehr darüber. Denn was gibt es schöneres, als „Heimatautoren“ zu interviewen, sie und ihre Bücher auf diese Art und Weise kennen zu lernen und neues zu entdecken?
Geplant als Interview in einem Cafe in Dresden am Tag der Benefizlesung, war es eine spontane Idee von mir, die Fragen vorab an Emilia zu schicken. Zum Glück, denn zu einem Live-Interview ist es vor lauten Lachen und Reden auch hier nicht gekommen.
Katja: Du liest seit Du denken kannst und bezeichnest Bücher als etwas selbstverständliches in Deinem Leben. Was ist das erste Buch an das Du Dich erinnerst und was liest Du aktuell?
Emilia: Oh, ich erinnere mich an viele Bücher in meiner Kindheit, aber nicht mehr an die richtige Reihenfolge. Im Gedächtnis geblieben sind Robinson Crusoe, Der Seewolf und die Schatzinsel. Abenteuergeschichten also.
Aktuell lese ich einige Bücher von John Irving (Garp und wie er die Welt sah). Diese Bücher lese ich aber nach einer Pause von 25 Jahren zum zweiten Mal und entdecke sie daher gerade wieder neu.
Katja: Was muss in Deinen Augen ein Buch haben, dass Dich fesseln kann, für das Du alles andere liegen lässt?
Emilia: Die Geschichte muss für mich in erster Linie spannend sein. Es muss was passieren. 🙂 Aber nicht im Sinne von Mord und Totschlag, ich lese nur sehr wenige Krimis. Sondern mit den Helden muss etwas passieren oder sie müssen selbst agieren. Wenn ein Buch gut geschrieben ist, dann merke ich das immer daran, dass ich schneller blättern will, als ich lesen kann, nur um zu erfahren, wie es weitergeht. Ein zweiter, wichtiger Punkt sind für mich die Emotionen. Es darf ruhig ans Herz gehen, aber nicht kitschig sein. Am liebsten mag ich es, wenn die Helden versuchen, der Liebe mit Vernunft zu begegnen. Dann schau ich ihnen gern dabei zu, wie sie erst scheitern und dann lernen.
Katja: Ich liebe Buchläden, die Atmosphäre, die Auswahl. Ich liebe es, stundenlang zu stöbern und auch in die Bücher reinzuschmökern. Wie ist es bei Dir? Traditioneller Buchladen oder moderner Onlineshop? Wie und wo kaufst Du Deine Lektüre am liebsten?
Emilia: Beides. Ich stöbere gern in Buchläden, lass mich von schönen Covers locken und lese grundsätzlich auch in ein Buch hinein. Die ersten drei, vier Seiten entscheiden schon über einen Kauf. Da ich inzwischen aber auch viele Ebooks lese, kaufe ich natürlich auch online. Aber auch dort muss die Leseprobe mich überzeugen. Leider findet man heutzutage eher weniger Buchläden mit echter Atmosphäre. Viele sehen gleichgeschaltet aus. Da gehe ich gar nicht mehr hin.
Katja: Was beeinflusst Dich beim Bücherkauf? Gehst Du gezielte Titel kaufen oder lässt Du Dich auch mal von stimmigen, überraschenden oder auffallenden Covern inspirieren?
Emilia: In erster Linie muss mich das Thema ansprechen. In zweiter Linie greife ich natürlich zu Autoren, die ich kenne, oder die mir empfohlen werden. Cover können neugierig machen, ja, aber wenn die Geschichte mich nicht ebenfalls neugierig macht, dann kaufe ich nicht.
Katja: Welches Buch steht gerade ganz oben auf Deiner Wunschliste? Lässt Du Dich bei der Auswahl von Bestseller-Listen inspirieren oder hörst Du eher auf die Empfehlungen von Freunden? Wie findest Du Deinen aktuellen Lesestoff?
Emilia: Ich finde meinen Lesestoff hauptsächlich über Empfehlungen. Durch die gute Vernetzung mit vielen deutschsprachigen Autoren bin ich ziemlich gut informiert und weiß daher auch, dass die sog. Bestseller-Listen immer nur die Spitze des Eisberges sind. Die wahren Schätzchen findet man dort eher selten. Eine richtige Wunschliste habe ich eigentlich nicht, da ich mir die Bücher, die ich wirklich haben will, schnellstens besorge. Aber ich habe eine Warte-Liste, also Bücher, bei denen ich das Erscheinen ungeduldig herbeisehne. So z.B. wird es bald einen sehr spannenden Roman von Christine Sylvester (Dresdner Autorin) geben, auf den ich mich schon sehr freue. Ebenso den zweiten Roman einer jungen Autorin, Katrin Rodeit, deren Heldin ein junge Privatdetektivin ist.
Katja: Auch Deine Bücher spielen in Dresden. Findest Du die Ideen dafür quasi auf der Straße? Und die Charaktere, die das Buch bereichern und lebendig machen – entdeckst Du die beim Beobachten der Menschen? Wie muss ich mir die Ideenfindung bei Dir vorstellen?
Emilia: Meine Figuren sind selten Spiegelbilder echter Menschen, meistens eher Mosaike aus mehreren. Aber ja, Beobachten gehört natürlich dazu. Und über dieses Beobachten kommen oft auch die Ideen. Von der Idee dann aber zum eigentlichen Buch ist es oft ein langer und wendungsreicher Weg. Wenn mein Gehirn mir eine erste Idee signalisiert, bedeutet das, dass ich mich hinsetze und über Brainstorming versuche, diese Idee zu verfolgen. Manchmal word sie konkret, manchmal entwickelt sich etwas ganz anderes. Es ist ein bisschen so wie mit diesen Kaleidoskopen, die wir als Kinder hatten. Je nach dem, wie du es schüttelst und von wo das Licht kommt, siehst du jedes Mal ein anderes Muster. So ist es auch mit Ideen. Manche Fragmente erweisen sich später nur als Fassade, aus manchen wird der Anfang oder das Ende einer Geschichte. Oft gibt es mehrere Entwürfe und im Laufe der Zeit lernt man, auf seine innere Stimme zu hören.
Katja: Die Einnahmen der heute stattfindenden Benefiz-Lesung sind für ein vom Hochwasser 2013 betroffenen Kindergarten. Warst Du, oder jemand den Du kennst, vom Hochwasser betroffen?
Emilia: Wir selbst waren dieses Mal zum Glück nicht betroffen, aber Familienangehörige, die in Laubegast wohnen.
Katja: Ich weiß, dass Du eine der Initiatoren der Lesung bist. Was hat Dich bewogen, die Lesung anzuregen? Wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet so helfen zu wollen?
Emilia: Diesem Grundsatz „Tu das, was du am besten kannst.“ folge ich eigentlich immer in meinem Leben. Ich kann ganz gut schreiben, bin gut vernetzt und rede auch gern zusammen mit anderen Autoren über unsere Arbeit. Also, was liegt näher, als damit etwas Vernünftiges anzufangen. Wir möchten alle Leser einladen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Genießen Sie gute Bücher und helfen Sie!
Katja: Die ich mir vorstelle, eine Lesung zu halten, habe ich sofort tausende Ameisen in meinem Bauch, die Samba tanzen. Wie ist das bei Dir? Bist Du vor einer Lesung nervös? Hast Du Lampenfieber? Oder wird das ganze irgendwann zur Routine?
Emilia: Routine wäre manchmal hilfreich. Oder auch nicht. Wirkliches Lampenfieber habe ich nicht, das wird wahrscheinlich immer von der Freude überlagert. Aber ich bin aufgeregt. Genauso wie zu Weihnachten, kurz bevor man die Geschenke auspacken darf. Denn so richtig weiß man ja nie, was bei einer Lesung passiert. Es ist immer eine Herausforderung und ich habe den Anspruch, dass ich mein Publikum bestmöglich unterhalten möchte. Auf jeden Fall habe ich immer große Freude daran.
Katja: Dein neustes Buch „Von Mauern und Flammen“ spielt zu einem Teil auch in der weltberühmten Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Wie bist Du gerade auf diesen Handlungsort gekommen? Warst Du schon mal in dieser wirklich sehr beeindruckenden Bibliothek?
Emilia: Als diese wunderbare Bibliothek brannte, war ich Mitarbeiterin bei Vodafone. Und Vodafone engagierte sich damals mit großen Spendensummen in der Klassikstiftung Weimar, zu der auch die Bibliothek gehört. Wir als Mitarbeiter wurden über alle Maßnahmen sehr genau informiert und ich erinnere mich noch sehr gut an mein eigenes Entsetzen, als ich die Bilder des Feuers damals in den Nachrichten sah. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich aber noch nicht daran, das in meinem Roman zu verwenden. Denn die Liebesgeschichte zwischen Radolf und Katja, die existierte schon auf meinem PC. Aber mir fehlte immer der richtige Rahmen. Wie genau und vor allem wann dann der Auslöser kam, der mich darauf brachte, Weimar als Handlungsort zu integrieren, das erzähle ich immer sehr ausführlich auf meinen Lesungen. Sie sind herzlich eingeladen!
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Meine letzte Frage in diesem Interview lautet : Du kochst, das hast Du mal verraten, ebenso gern wie ich. Jetzt ist Herbst und damit Kürbiszeit. Was kommt da bei Dir auf den Tisch? Hast Du ganz spontan einen Tipp für uns?
Da Emilia Licht jedoch Kürbis nicht mag, schickte Sie mir einen Tag später, nachdem Sie mir auf der Benefizlesung den Mund damit wässrig gemacht hat, folgendes Rezept:
Hähnchenpfanne orientalisch (ca. für 2 Personen)
Zutaten:
300 g frisches Geflügelfleisch (Hähnchen- oder Putenbrust), 2 Esslöffel Honig, frische Ananas (ca. 100 g), frische Orangenscheiben, 100 ml Orangensaft, Paprikapaste, Tomatenmark, Pfeffer, Salz, Chili gemahlen, Pflanzenöl, 250 ml Sahne oder Creme fine zum Kochen
(die Obstsorten lassen sich nach Wunsch variieren. Es geht z.b. auch Mandarine aus der Dose)
Zubereitung:
Das Hähnchenfleisch in Nuggets schneiden, salzen, pfeffern. Im heißen Pflanzenöl scharf anbraten. Nach wenigen Minuten die Paprikapaste und das Tomatenmark hinzugeben, gut verrühren. Dann den Honig darüber geben, mit Chili würzen, nochmals kurz weiter braten, bis der Honig leicht karamellisiert. Dann mit dem Orangensaft ablöschen. Das Fleisch vom Herd nehmen, die Nuggets sollten jetzt innen möglichst noch nicht ganz durch sein. Ananas und Orangenscheiben unterrühren, dazu die Sahne. Vorsichtig rühren! Alles zusammen in eine feuerfeste Auflaufform geben, nach Belieben Käse darüber streuen und für 15 Minuten bei 200 Grad überbacken. Dazu getoastetes Schwarzbrot reichen.
Guten Appetit! 🙂
Das wünsche ich allen, die das Rezept nachkochen auch und bedanke mich an dieser Stelle bei Emilia Licht für das Interview. Es hat Spaß gemacht, Dich persönlich kennen zu lernen. Danke dafür.