Katja: Bis vor einigen Tage – bis zu dem Moment als Du mich im Thalia Elbepark angesprochen hast – kannte ich weder den Namen Charlotte Zeiler noch das Buch „La Vita Seconda“ und ich glaube, einigen meiner Leser könnte es ebenso gehen. Daher meine erste Bitte an Dich: Stell dich doch am besten selbst mal vor.
Charlotte:
- Geboren 1971 in Dresden
- Mit 18 Jahren über Ungarn nach Westdeutschland geflüchtet
- Ausbildung zur Krankenschwester
- Seither tätig auf einer interdisziplinären Intensivstation (Teilzeit)
- Wohnhaft mit Familie in der Nähe von Köln
- Interessiert an Kunst, Kultur und Geschichte. Ganz besonders die der italienischen Renaissance und des flämischen Barocks.
- Ausgestattet mit einer blühenden Phantasie und der Lust, diese in spannende Geschichten zu verpacken.
Katja: Vom Selfpublisher bei Amazon zur Verlagsautorin: warum bist Du diesen Schritt gegangen? Gab es einen bestimmten Anlass dazu?
Charlotte: Ich wollte unbedingt in den stationären Buchhandel. Ich liebe Buchläden. Deshalb habe ich gewechselt.
Katja: Welche Unterschiede – egal ob positiv oder negativ – siehst Du zwischen Deinen Tätigkeiten als Selfpublisher bzw. als Verlagsautorin?
Charlotte: Wenn es um den reinen Verdienst ginge, hätte ich mich theoretisch verschlechtert. Als SP‘ler verdient man deutlich mehr. Mit dem Drachenmond Verlag habe ich aber ein großes Los gezogen. Ohne ihn, wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Klingt platt, ist aber so. Auch wenn ich mit meinen Roman nicht unbedingt die eigentliche Zielgruppe des Verlags anspreche (Fantasy- Leser), profitiere ich von der Reichweite. Ich habe viele Freiheiten und werde super unterstützt und niemals unter Druck gesetzt. (Manuskript)
Katja: „La Vita Seconda“ ist dein erstes Buch. Warum hast Du Dich entschieden, ein Buch zu schreiben? War das überhaupt eine Entscheidung oder schon immer ein brennender Wunsch von Dir?
Charlotte: Der Wunsch schlummerte wahrscheinlich schon immer in mir. Angefangen habe ich mit Kurzgeschichten und Gedichten.
Katja: Das Buch spielt auf zwei Ebenen. Einmal in der heutigen Zeit und in der Vergangenheit. Wie bist Du auf die Idee gekommen, die Geschichte eines Notarztes und seiner Patientin mit der Geschichte eines Mädchens im alten Köln (Cölln) zu verbinden?
Charlotte: Inspiriert wurde ich durch meine langjährige Tätigkeit auf der Intensivstation und natürlich durch meine Liebe zur Kunst und Kultur(geschichte).Ich mochte schon immer Geschichte.
Katja: Die französische Königin Marie de Medici und der flämische Maler Peter Paul Rubens spielen ebenfalls eine Rolle in dem Buch. Was fasziniert dich an der Epoche und gerade an den beiden so sehr, dass diese mit in dein Buch eingeflochten wurden?
Charlotte: Zuerst war es Zufall, dass ausgerechnet die Beiden „mitspielen“. Sie lebten einfach in dieser Zeit. Doch je mehr und intensiver ich mich mit ihnen beschäftigte, umso faszinierender fand ich sie. Man kann jetzt sagen, dass ich Peter Paul Rubens regelrecht verehre. Er war seiner Zeit weit voraus und mit seinem diplomatischen Geschick maßgeblich am Ende des 30 jährigen Krieg beteiligt. Außerdem war er ein liebevoller Ehemann, der seine Frau gleichberechtigt wertschätzte. Und natürlich war er ein begnadeter Künstler. Maria de Medici war eher eine bedauernswerte Frau. Ich wollte ihr in meiner Geschichte ein „menschliches“ Gesicht geben. Es gibt eben nicht nur schwarz oder weiß.
Katja: Du arbeitest in der Intensivmedizin, was ich mir als sehr aufreibend und anstrengend vorstelle. Ist das Schreiben da ein Ausgleich für Dich? Oder was machst Du, um von dem stressigen Job Abstand zu bekommen?
Charlotte: Ganz genau. Das Schreiben ist für mich ein willkommener Ausgleich. Mittlerweile arbeite ich seit 25 Jahren im Krankenhaus und kann mich sehr gut abgrenzen. Aber es gibt immer noch Schicksale, die mich mehr mitnehmen als andere. Zum Beispiel, wenn sehr junge Menschen sterben, die durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurden.
Katja: Dein Markenzeichen ist ja die süße Katze namens Don Carlo. Wie bist Du auf die Idee gekommen, diese Katze als Markenzeichen zu nehmen? Begleitet sie dich überall hin?
Charlotte: Ich habe diese Katze im Urlaub in einem Laden gesehen. Irgendwie hatte ich Mitleid mit diesem Ladenhüter und habe sie spontan gekauft. (Ich habe sonst keine anderen Plüschtiere oder Puppen. Eigentlich sehr ungewöhnlich für mich. *lach* ) Da wir in diesem Urlaub ohne Kinder waren und ich kein Selfie-Typ bin, habe ich stattdessen die Katze an jeden möglichen und unmöglichen Ort fotografiert.
Die Leute fanden es gut und irgendwann bekam sie auch einen Namen. Seither verselbstständigt sich die ganze „Sache“.
Katja: Wer bekommt mehr Fanpost? Du oder Don Carlos?
Charlotte: Noch hält es sich die Waage, aber tendenziell…doch eher Don Carlo 😉
Katja: In Deinem Buch geht es um die Vergangenheit und die Zukunft … blicken wir doch in den nächsten zwei Fragen auf Deine Vergangenheit und die Zukunft von Dir als Autorin …
Zur Vergangenheit: Du bist laut Deiner Biographie 1989 über Ungarn in den Westen ausgereist. Du hast damit Deine Heimatstadt Dresden (oder Radebeul?) hinter dir gelassen. Was hat Dich zu dem Schritt bewogen? Hast Du ihn jemals bereut und würdest du den Weg auch ein zweites Mal gehen?
Charlotte: Damals war es der einzig richtige und vernünftige Schritt. Ich wurde mit offenen Armen im Westen empfangen und habe hier meine persönliche Freiheit und auch mein Glück gefunden.
Ich habe hier meine Arbeit, mein Zuhause, einen tollen Mann, drei Kinder (17/17/19) und meine Freunde, doch die Sehnsucht nach Dresden/Radebeul wird immer bleiben. Jedes Mal, wenn ich dorthin zurückfahre, könnte ich heulen. Es ist wunderbar da und die Menschen sind so herzlich.
Ich würde es trotzdem genau so immer wieder machen. Sonst wäre ich niemals zu der geworden, die ich heute bin.
Glücklicherweise gibt es heute die Grenze nicht mehr und ich kann mich jederzeit auf die Reise machen.
Im meiner Brust schlagen also zwei Herzen.
Katja: Zur Gegenwart: Du hast mir erzählt, dass Du bereits an einem zweiten Buch schreibst. Magst Du uns mehr darüber erzählen?
Charlotte: Das zweite Buch trägt den Arbeitstitel: „ Die Geburt der Venus“ und geht dann bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Simonetta Vespucci, das Modell für die Venus von Botticelli wird dort eine tragende Rolle spielen.
Maria de Medici und auch die Haupt – Protagonisten aus „La Vita Seconda“ werden wieder dabei sein. Einzig, mein Liebling, Rubens passt zeitlich nicht mehr in die Geschichte. Er starb viele Jahre vor Maria de Medici.
Katja: Und zu guter Letzt eine Frage, die jeder Autor in meinen Interviews gestellt bekommt: Auf meinem Blog geht es ja nicht nur um Bücher sondern auch um mein zweites Hobby, das Kochen und Backen. Hast du ein Lieblingsrezept, welches du mit mir und meinen Lesern teilen möchtest?
Charlotte: Eins meiner Lieblingsrezepte ist die Schlesische Gurkensuppe.
Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber ich liebe sie.
Suppengrün putzen, klein schneiden und Kochen. Kartoffeln schälen in Würfel schneiden und mit dem Gemüse weich kochen, mit Salz und etwas Pfeffer abschmecken (nicht zu salzig, da kommen noch Salzgurken rein). Wenn das Gemüse und Kartoffeln weich sind, erst dann die grob geraspelten Salzdillgurken (nicht von Kühne, sondern von Spreewald Königin ) dazu geben und aufkochen.
Wenn jemand sämige Suppe mag, dann mit etwas Mehl andicken. Noch mal abschmecken.
Von der Kochstelle runter nehmen und die Sahne untermengen.
Einfach lecker!
Katja, ich danke Dir für das Interview!
LG Charly