Das Buch „Abenteuer im Erzgebirge“ von Elisabeth Schieferdecker war das erste Buch aus diesem kleinen sympathischen Kinderbuchverlag für mich und genau dieses Buch legte den Grundstein für eine „große Liebe und Leidenschaft“ für den Verlag. Die Autorin nahm mich mit in meine Heimat und zeigte mir diese auf eine Art, die mich verzaubert und begeistert hat. Daher freue ich mich ganz besonders, dass sie mir Rede und Antwort steht.
Katja: Liebe Frau Schieferdecker, vielen Dank das ich Sie zum Interview treffen darf. Wir fangen ganz harmlos an: Stellen Sie sich doch am besten einmal selbst vor. Mit welchen drei Worten würden Menschen in ihrer Umgebung sie am ehesten beschreiben?
Elisabeth: Ehrlich, das weiß ich nicht. Da müssen Sie die Menschen selber fragen. Ich bin gern freundlich und ich lache gern. Was ich angefangen habe, bringe ich zu Ende. Ich bin neugierig auf das Leben. Es gibt vieles zu sehen und zu tun und zu lernen.
Katja: Ihr Buch „Abenteuer im Erzgebirge“ ist „schuld“ daran, dass ich den Verlag Biber und Butzemann für mich entdeckt habe. Meine Eltern (und damit auch auch) haben unsere Wurzeln im Erzgebirge und mein Vater meinte nach dem Lesen zu mir „Besser hätte ich meinen Enkelkindern das Erzgebirge auch nicht näher bringen können.“ Wenn Sie so eine positive Rückmeldung erhalten, freut man sich da als Autor?
Elisabeth: Und wie! Es ist so, als hätte man in der Schule eine Eins bekommen. Gelobt zu werden ist inspirierend und gibt mir die Kraft zum Weitermachen.
Katja: Wie wichtig ist ihnen als Autorin das Feedback ihrer Leser? Nehmen sie die Rezensionen überhaupt wahr?
Elisabeth: Selbstverständlich nehme ich sie wahr und sie sind mir wichtig. Man kann immer etwas dazulernen und sich weiterentwickeln.
Katja: Sie haben bereits mehrere dieser tollen Lilly und Nikolas-Geschichten geschrieben. Wie bereiten Sie sich auf das Schreiben eines der Bücher vor? Testen sie die Ausflugsziele alle selbst?
Elisabeth: Das ist unbedingt notwendig. Bei den Kinderreiseführern geht es neben der Geschichte auch darum, echte Reisetipps zu geben und die Region sachlich richtig darzustellen. Wenn ich vor Ort bin, finde ich auch die Idee, die ich für die Geschichte brauche. Es ist schwierig es auszudrücken, aber für mich müssen Bücher immer eine wertvolle Aussage beinhalten. Das Aneinanderreihen von Sehenswürdigkeiten reicht mir nicht. Ich hoffe sehr, dass ich in meinem Buch über das Erzgebirge die, dem Kommerz abgewandte Seite von Weihnachten hervorheben konnte. Die die Vorfreude, die Bedeutung von Traditionen, das Beseelende und heilende von Weihnachten.
Katja: Gibt es ein Reiseziel, über das sie gerne noch schreiben würden, wohin sie Lilly und Nikolas noch schicken würden?
Elisabeth: Oh ja, aber diese Entscheidung liegt weitestgehend beim Verlag und natürlich an der Zeit, die ich zum Schreiben benötige. Momentan arbeite ich an der Vollendung meines ersten Romans und danach folgt höchstwahrscheinlich der zweite Teil zu meinem Kinderbuch „Das Elfenlicht von Arwarah“, auf den meine LeserInnen schon warten. Aber dann… Obwohl, die Reihenfolge ist nicht in Stein gemeißelt.
Katja: Mir ist aufgefallen, dass bis auf zwei oder drei Ausnahmen, die Bücher der Reihe in Deutschland spielen. Warum ist das so? Wollen sie und die anderen Autoren Kindern und Eltern Deutschland näher bringen?
Elisabeth: Wie schon gesagt, die endgültige Wahl der Reiseziele ist Verlagssache. Um ein Geschäft zu erhalten, darf man die kaufmännische Seite nicht aus dem Auge verlieren. Aber, bei mir war es definitiv so, dass ich den Kindern spielerisch Wissen über die jeweilige Region und die Schönheit unseres Landes nahebringen wollte.
Katja: Wenn Lilly und Nikolas ins Ausland reisen würden – wohin würde ihrer Meinung die Reise sollen? Wohin würden sie die beiden schicken?
Elisabeth: Das verrate ich nichtJ Aber ich hätte zwei Ideen auf Lager.
Katja: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen ihnen und der Illustratorin für das jeweilige Buch? Haben Sie ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Bilder oder macht das alleine der Verlag?
Elisabeth: Mein Kinderkrimi „Das Geheimnis der Raubritterburg“ war bisher die einzige Ausnahme, weil ich die Bilder dafür selbst gemalt habe. Leider sind sie aber vom Verlag nur schwarz weiß übernommen worden. Für alle anderen Bücher hat der Verlag die Illustrationen selbst festgelegt, sie mir aber vor dem Drucken gezeigt.
Katja: Sie haben bereits mit unterschiedlichen Illustratorinnen zusammengearbeitet. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit und was ist ihnen dabei besonders wichtig?
Elisabeth: Wie gesagt, da gab es eigentlich keine intensive Zusammenarbeit und bei den Reiseführern ist das auch nur bedingt notwendig, weil es eine Buchserie ist. Diese Bücher sollen sich untereinander ähneln. Bei jedem anderen Werk würde ich eine intensivere Zusammenarbeit sehr begrüßen.
Katja: Auf der Website einer Autorin habe ich die etwas provokante Frage „Wieviel heile Welt braucht ein Kinderbuch“ gefunden. Was ist ihre Meinung? Wieviel heile Welt brauchen Kinder und welche Themen wären für Sie in einem Kinderbuch tabu?
Elisabeth: Das ist eine komplexe Frage und schwer, in ein, zwei Sätzen zu beantworten! Für mich kann die heile Welt gern überwiegen, aber es kommt auf das Alter und die Lebenssituation der jungen LeserInnen an und natürlich auf die Botschaft, die ich als Autor vermitteln will. Außerdem hat es etwas mit dem Genre zu tun und dem Schauplatz der Geschichte. Brauche ich Spannung? Brauche ich einen Bösewicht oder gibt es traurige Situationen, die bewältigt werden müssen. Es ist eine Frage der Definition.
Für mich gilt dieses Rezept: Man nehme verschiedene Zutaten, vermische sie und achte darauf, dass sie am Ende zu etwas Gutem führen.
Tabu für mich ist: Die bildhafte, detailgetreue Darstellung von grober Gewalt.
Außerhalb der Bücher ist es die Aufgabe der Erwachsenen, soviel heile Welt zu schaffen, wie es nur möglich ist.
Katja: Ich mag Kinderbücher, die spannend sind, lebendige Zeichnungen haben und – ganz nebenbei aber ohne den „erhobenen Zeigefinge“ Wissen vermitteln. Was muss in ihren Augen ein gutes Kinderbuch haben?
Elisabeth: Damit haben Sie es schon auf den Punkt gebracht. Kinderbücher sollen Spaß bereiten und klug machen. Sie sollen die eigene Fantasie anregen und uns in ihren Bann ziehen.
Katja: Können sie sich noch daran erinnern, welches Buch sie als Kind oder Jugendliche gerne gelesen haben? Mit welchem Buch begann eventuell eine buchige Leidenschaft?
Elisabeth: Das ist zweifelsfrei „Tom Sawyers Abenteuer“ von Mark Twain. Übrigens ein Buch, in die Welt für manche nicht immer heil ist.
Katja: Wann war für sie klar, dass sie Kinderbücher schreiben wollen?
Elisabeth: Das kam nach und nach, als meine Kinder größer wurden und ich mehr freie Zeit für mich zur Verfügung hatte.
Katja: Könnten sie sich, neben dem Schreiben der Kinderbücher, einen Ausflug in ein anderes Genre vorstellen? Wo würden sie sich eventuell mal ausprobieren wollen?
Elisabeth: Ich liebe die Fantasie und bin gerade dabei einen zweiteiligen Roman zu schreiben. Ich hoffe, bis zum Herbst damit fertig zu sein.
Katja: Lesen Sie gerne? Wenn ja, welches Buch begleitet sie derzeit und welcher Autor / welche Autorin gehört zu ihren Lieblingen?
Elisabeth: Wer nicht gern liest, kann meiner Meinung nach auch keine Geschichten schreiben. Zurzeit lese ich einen Inspektor Jury Roman von Martha Grimes. Ich bewundere Alexandre Dumas, lese leidenschaftlich gern Robert Merle, Ken Follett oder Marion Zimmer Bradly. Aber natürlich gibt’s da noch viele mehrJ
Katja: Ich sammle für mich selbst aber auch für meinen Blog die Lieblingsrezepte meiner Freunde und meiner Interviewpartner. Würden Sie mir ihr Lieblingsrezept verraten?
Elisabeth: Oh je, jetzt falle ich durchs Raster! Ich koche nämlich nicht gern. Nicht, dass ich es nicht kann, aber es ist keine Leidenschaft von mir und darum habe ich eigentlich kein wirkliches Lieblingsrezept. Fragen Sie mich dagegen, was ich gern für mich kochen lasse, dann wähle ich böhmische Dukatenbuchteln mit Vanillecreme, ein fränkisches Schäufele mit Kloß und Sauerkraut und natürlich eine original Thüringer Bratwurst.
Ein schönes Interview. Es gibt ja ein neues Geschwisterpaar mit Matti und Max, die ins Ausland reisen. Es hat letztlich auch mit der Profilschärfung von Lilly und Nicolas zu tun.
Liebe Katja, herzlichen Dank für diesen Monat voller spannender Einblicke in die Welt der Kinderbücher des Biber & Butzemann-Verlags.
Toll, was Du alles über die Bücher und die Menschen dahinter zusammengetragen hast❣