Der Roman spielt überwiegend in Berlin und Baden-Baden, als Leser erlebt man den Flair der damaligen Zeit, mit der Entstehung von Filmspielhäusern, Tanzsälen. Man flaniert mit Selma auf dem Kürfürstendamm und erlebt hier die verschiedenen Arten der Fortbewegungsmittel, ob Pferdedroschke, Straßenbahn oder Fahrrad. Der Leser wird hier mitgenommen und nimmt am Berliner Leben teil. „Der Sommer der Freiheit“ spiegelt auch die Aufbruchsstimmung die in Deutschland bestimmte, wider, ein Vorwärtsdrang bzw. Drang nach Veränderungen. Besonders in den Frauenbewegungen oder den Frauenromanen, in denen die Darstellerinnen selbstbewusst sind und Änderungen vorantreiben. Die Damen wollen nicht mehr nur schön aussehen, sondern auch mitbestimmen können.
Doch im Jahre 1914 bricht auch der 1. Weltkrieg aus und auch damit beschäftigt sich der Roman. Das Leid, was jeder Krieg mit sich bringt, wird dadurch deutlich, dass die Straßen von verletzten Kriegsveteranen gesäumt sind oder Hotels als Lazarette dienen. Fast jede Familie hat Männer an die Front geschickt. Und dann entweder dort im Schützengraben verliert oder diese als seelisches Wrack oder Krüppel in die Heimat zurückkehren. Die Menschen werden an der Front in kürzester Zeit zu Unmenschen und das sinnlose Töten beginnt.
In den kleinen Details des Romans wird für mich die perfekte Recherche zu diesem Roman deutlich, als Leser merkt man, dass sich Heidi Rehn sehr mit dem Alltag rund um den 1. Weltkrieg auseinandergesetzt und hier mit diesem Werk sehr gut umgesetzt hat.
Hier ist auch das Glossar und das Nachwort zu erwähnen, was dem Leser vieles verdeutlicht.
Weiter oben habe ich bereits die Aufbruchsstimmung erwähnt, die in Deutschland vorherrschte. Dies wird auch durch die Hauptprotagonistin Selma deutlich. Sie ist einen junge, weltoffene, modebewusste, mutige und willensstarke junge Frau. Sie vertritt rigoros ihre Meinung und lässt sich nicht durch ihre Mutter, in die für sie vorgesehene Rolle als junge Dame pressen. Sie liebt das Leben und weiß mit ihren Reizen zu spielen, aber sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte und sie weiß, wie wichtig Freundschaft neben der eigenen Freiheit ist.
Mit einer weiteren Protagonistin hab ich mich noch mehr verbunden gefühlt, Constanze – das Küken. Constanze und Selma lernen sich während der Sommerfrische im Jahr 1913 kennen und werden wahre Freunde. Constanze ist ebenfalls jung, weltoffen, willensstark und zielsicher, denn sie möchte in Berlin ein Ingenieurstudium abschließen, um die eigenen Ideen und Entwicklungen in der väterlichen Maschinenfabrik um zu setzen. Doch viel mehr kann ich gar nicht zu ihr sagen, es würde zu viel vom Inhalt verraten.
Mit „Der Sommer der Freiheit“ habe ich herrliche Lesestunden verbracht, da ich mich in die Zeit der Berliner-Aufbruchsstimmung versetzt gefühlt habe und ich noch so einiges über die damalige Zeit gelernt habe. Eine eindeutige Leseempfehlung.
Mit folgendem Buchzitat möchte ich enden:
„Die Freiheit zu haben, alles zu tun, ist das eine. Mit ihr richtig umzugehen, um auf Dauer zu überleben, das andere.“
Daten
Autor: Heidi Rehn
Titel: Der Sommer der Freiheit
Taschenbuch
672 Seiten
Verlag: Knaur TB (Juli 2014)
ISBN: 978-3426512166
Eine Rezension meiner Gastrezensentin Sylvia – vielen Dank dafür 🙂