Es ist mal wieder Zeit für ein kleines Outing und wer meinen Blog verfolgt, der weiß was mich auf der Buchmesse Leipzig in diesem Jahr happy gemacht hat. Eine Begegnung mit „Doc Caro“.
Ich kannte sie bis dahin nur aus der Serie, in der über sie berichtet wurde und fand sie da, im Umgang mit ihren Patienten und den Kollegen, sehr sympathisch.
Nun habe ich ihr Buch gelesen – eines von mittlerweile dreien die es von ihr gibt – und bin begeistert. Das Buch hat alles, was ich mir wünsche und nimmt mich mit zu einer Berg- und Talfahrt der Gefühle. Es ist faszinierend und spannend, es lässt einen freudig zurück wenn etwas gut ausging aber auch traurig und voller Mitgefühl, wenn es zu schwierigen Situationen kommt. In manchen Momenten ist man aber auch absolut fassungslos und ich muss gestehen, dass ich auch die Tränen in dem ein oder anderen Moment nicht zurückhalten konnte.
Ich kenne die berufliche Situation, den Stress einer Notärztin nicht, ich komme nicht aus dem Medizinischen Bereich. An der Seite von Carola Holzner den Alltag einer Notärztin mal zu erleben, mit allen Höhen und Tiefen, mit all den Facetten, ist für mich ein Blick mehr wert. Sie zeigt nämlich auch die Schattenseiten, den tiefen Fall den man erleben kann, wenn einem etwas so sehr zusetzt, die tiefschwarzen Augenblicke wo man sich fragt, ob man so weitermachen kann und will.
Vor allem aber regt das Buch auch zum Nachdenken an. Dazu bekommt der Leser, der sich darauf einlässt, reichlich. Zum Nachdenken über die eigene Situation, das eigene Verhalten. Das Verhalten gegenüber Rettungskräften, gegenüber denen, die vielleicht gerade hilflos sind. Man denkt vielleicht auch darüber nach, wann es wirklich sinnvoll ist, in die Notaufnahme zu fahren. Aber vor allem regt das Buch an, über seinen eigenen Status als Ersthelfer nachzudenken.
Denn bei einem hat Doc Caro recht: Erste Hilfe geht alle an. Und ich finde ihren Kampf darum, das erste Hilfe auch schon im Grundschulalter den Kindern nahegebracht werden soll, richtig gut. Meine Tochter, die jetzt aktuell in die 2. Klasse geht, hatte bereits vor einigen Wochen einen Erste-Hilfe-Kurs an ihrer Grundschule und ist jetzt stolz darauf, dass sie weiß, was zu tun ist.
Ein Pluspunkt gibt es bei mir auf jeden Fall auch für die Erklärungen zu unterschiedlichen Themen, die immer wieder eingestreut werden.
Ein kleiner Minuspunkt geht zu Lasten des Schreibstils. Manchmal stakkatoartige kurze Sätze, dann wieder gefühlt ausufernde Formulierungen. Hin und wieder Wiederholungen. Dinge, die ein Lektor vielleicht hätte ausmerzen können. Aber eigentlich passt es doch auch wieder, denn immerhin ist „Doc Caro“ halt keine professionelle Autorin, sondern – augenscheinlich – eine wunderbare Notärztin mit Herz, Verstand und ganz viel Empathie.
Ich werde unser kurzes Zusammentreffen auf der Leipziger Buchmesse so schnell nicht vergessen. Das Buch jedenfalls hatte ich innerhalb von 2 Tagen komplett durch und ihre anderen beiden Bücher (ein weiterer Band und ein Kinderbuch) stehen bereits auf meiner Wunschliste.
Von mir gibt es 4 von 5 möglichen Sternen und ein (hoffentlich nicht übergriffiges) „Bitte mach weiter so, Doc Caro“.
Daten:
Autor: Dr. med. Carola Holzner (Doc Caro)
Titel: Eine für Alle: Als Notärztin zwischen Hoffnung und Wirklichkeit
Herausgeber: FISCHER Taschenbuch (Oktober 2021)
Broschiert: 272 Seiten
ISBN: 978-3596706952