Mal ehrlich: Welcher kleine Junge träumt nicht davon, einmal in einem Rennauto zu sitzen und auf einer Rennstrecken seine Runden zu drehen? Am liebsten natürlich alleine, aber wenn es gar nicht anders geht, dann halt auch mit einem „Instruktor“ – einem Profi als Beifahrer, der einem sagt wo es lang geht.
Und diesen Traum behalten viele kleine Jungs bei, wenn aus ihnen Männer werden und würden sich diesen Wunsch zu gern erfüllen.
Markus ist so ein „Junge“ – der sich gewünscht hat einmal über eine Rennstrecke zu düsen. Ob es ein direkter Traum von ihm war? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, er hat es getan und ich war dabei.
Über einen Internet-Anbieter flatterte vor mehr als einem Jahr das Angebot ins Haus: 3 Runden als Co-Pilot im Renntaxi und drei weitere Runden selber fahren. Die Strecke und den Termin konnte man sich aus den Angeboten selber aussuchen. Der Preis hierfür: 100 Euro statt knapp 300 Euro.
Es dauerte dann fast 1 ½ Jahre, bis mal ein passender Termin auf einer Strecke stattfand, die nicht so weit weg von unserer Heimatstadt entfernt ist. So lange musste Markus sich gedulden, bis er einmal in solch einen Wagen einsteigen durfte.
Am 18. Juni war es dann soweit, wir nahmen die kurze Strecke von Dresden zum Sachsenring in Angriff und waren pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Insgesamt warteten 5 Fahrer – alles Männer, mit Frauen bzw. Familie darauf, abgeholt und auf die Strecke gebracht zu werden.
Abgeholt wurden wir von Conny Scherr, die uns in einem Goldtimer-Auto in die Boxengasse lotste. Dort ging es dann mit den organisatorischen Details, der Ausgabe der Rennkleidung und einem kurzen Briefing los. Dabei erfuhren die Fahrer dann auch, dass sie zuerst ihre drei Runden selber fahren sollten und dann erst als Co-Pilot im zweiten Wagen Platz nehmen würden. Der Grund dafür war ganz simpel und schnell erklärt.
Würde der „Gast“ zuerst mit dem erfahrenen Piloten auf der Rennstrecke fahren, würde es leicht zur Selbstüberschätzung kommen – ganz nach dem Motto „Was der kann, kann ich auch“ und das wollten die Veranstalter vermeiden.
Dann konnte es auch schon losgehen – der erste Fahrer stieg ein, wurde vom Team eingewiesen und richtig angeschnallt und schon konnte die Fahrt beginnen. Drei Runden über den Kurs , der pro Runde eine Länge von 3.7 km hat. Die längste Gerade auf dem Kurs ist 780 m lang, es gibt insgesamt 14 Kurven. Beeindruckend.
Nach dem der erste Fahrer zurück war und in das „Taxi“ eingestiegen war, um mit dem Profi seine Runden als Co-Pilot zu drehen, kam der Nächste an die Reihe. Die, die nicht dran waren, waren leider sich selbst überlassen. Ebenso wie die mitangereisten Begleiter.
Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Betreuung besser funktioniert hätte. Die Mitarbeiter des Veranstalters saßen unter einem Zeltdach, unterhielten sich und ließen die anderen leider links liegen. In der Mail, die wir ein paar Tage vorher erhielten, war von kleinen Snacks und Getränken während der Pause die Rede. Wäre es nicht ein leichtes gewesen, uns zu sagen, wo man das Catering findet? Ich hab es dann gefunden – musste aber selber drauf kommen.
Als letztes war dann Markus an der Reihe. Er bekam seinen Helm, letzte Anweisungen vom Instruktor – einem sehr sympathischen Mann, der alle Fahrer mit stoischer Ruhe durch den Kurs begleitete – und dann ging es schon los.
Markus: Die Runden, als ich selbst hinter dem Steuer saß waren anfangs von Unsicherheit geprägt. Ich kannte den Streckenverlauf nicht, hatte keine Ahnung ob hinter der nächsten Kuppe eine Recht- oder eine Linkskurve kam. Mein Co-Pilot gab mir aber das Vertrauen, immer schneller zu werden, rechtzeitig aufs Gas und noch viel wichtiger auf die Bremse zu treten. Auch wenn die erreichten Tempi (185km/h maximal) nicht an sich atemberaubend waren – das Gefühl den Wagen über die Strecke zu scheuchen war spitze. Am Ende saßen Bremspunkte und Kurvengeschwindigkeiten schon viel sicherer, doch dann waren sie vorbei – die drei Runden Rennwagen selber fahren.
Die 3 Runden vergingen nicht nur für mich wie im Flug – ich hatte kaum Chancen wirklich gute Fotos zu machen, da war Markus auch schon zurück. Umsteigen in das zweite Auto – am Steuer der Inhaber des Goldtimer Renntaxis Mike Scherr und schon ging es erneut auf die Rennstrecke.
Markus: Auf der Beifahrerseite des gelben BMW eingestiegen, ging es schon in der Boxengasse recht flott los. Man merkte sofort, dass hier ein Profi am Steuer saß. Die Kurven wurden perfekt angefahren und am Ausgang schon die folgende Kurve angepeilt – nur keine Zeit verlieren. So leicht es die anderen Fahrzeuge auf der Strecke hatten, die Selbstfahrer zu überholen, hatten Sie es mit dem Profi nicht. Über die Berg- und Talbahn des Sachsenrings ging es mit schnellem Tempo – meist wurde in die Kurven eingelenkt, noch bevor man sah wo es hingeht. Trotzdem merkte man wohl, dass der Fahrer hier nicht 100% gab, warum auch? Es ging um nichts, außer den Mitfahrern zu zeigen, wie so etwas auch aussehen kann. Auch diese 3 Runden vergingen wie im Flug, wir kehrten in die Boxengasse zurück. Ein breites Grinsen begleitete mich und das gute Gefühl, dafür auch nur 1/3 des Preises bezahlt zu haben. Andernfalls wäre es wohl nicht gerechtfertigt gewesen.
Nach weiteren drei Runden war auch der Spaß vorbei. Markus landete wohlbehalten und mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht wieder in der Boxengasse. Raus aus den Rennfahrer-Klamotten und rein ins eigene Auto. Der Tag war zu Ende.
Hier war ich dann erneut ein wenig enttäuscht. Es ging alles so sang- und klanglos zu Ende. Hier hätte ich mir, gerade in Anbetracht des doch happigen Originalpreises, eine Erinnerung für die Fahrer gewünscht.
Eine Urkunde vielleicht? So nach dem Motto „Sachsenring bewältigt“ und ein Foto von dem Fahrer mit Auto? Der Warenwert wäre nicht allzu hoch und locker im Preis drin. Oder ein T-Shirt der Firma mit Rennstrecke drauf? Auch das ist nicht unbezahlbar.
So bleiben die eigenen Erinnerungen und die Fotos, die die jeweiligen Begleitungen schoßen. Und bei mir bleibt – wenn ich ehrlich bin – ein kleines bisschen Neid. Ich glaube, so einmal meine Runden zu drehen – das würde auch mir gefallen.