Im Vorfeld der LoveLetter-Convention habe ich gefragt, welche Autorin sich für ein Interview zur Verfügung stellt und es haben sich so viele gemeldet, das ich sprachlos war. Mein Terminplan in Berlin war gut gefüllt und auch wenn ich nicht alle tatsächlich geschafft habe, bin ich froh und glücklich zurück nach Hause gefahren.
In den nächsten Tagen wird man hier nach und nach die Ergebnisse lesen können – den Anfang macht heute Katja Piel.
Katja E.: Was macht den Menschen Katja Piel aus? Was sind Deine Stärken und Schwächen? Was magst Du und was treibt Dich zur Weißglut?
Katja P.: Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, der sich viel zu Herzen nimmt und glaubt, jedem helfen zu können. Gleichzeitig bin ich immer sehr unsicher und glaube nie so recht an mich selbst. Das wird mich wohl mein ganzes Leben lang begleiten. Aber das bin ich.
Meine Stärken sind wohl, dass ich gut zuhören kann. Dazu gehört meiner Meinung nach nicht einfach nur die Klappe halten, wenn jemand etwas erzählt, sondern ich merke mir auch, was mir der andere erzählt und spreche ihn später wieder darauf an. Ich bin kreativ, verrückt und lustig.
Meine Schwäche ist meine Emotionalität. Deshalb nehme ich mir oft Dinge sehr zu Herzen, die manchmal gar nicht gegen mich gingen, sondern, die ich einfach falsch verstehe und dann steigere ich mich quasi da rein.
Was mag ich? Ich mag vieles. Menschen um mich herum. Ich mag das Feedback von begeisterten Lesern. Ich mag es, Post zu bekommen von meinen Lesern. Ich mag diese Wertschätzung, die ich in meinem Beruf entgegengebracht bekomme.
Was bringt mich zur Weißglut? Ungerechtigkeit macht mich wahnsinnig. Wenn jemand sich zum Beispiel über etwas aufregt, was ich tue, es aber selbst auch tut. Da könnte ich zum Hirsch werden. Leider bringt Reden und Erklären nicht viel, diese Art von Menschen werden es leider nicht verstehen, was ich meine.
Katja E.: Dein Schreibtisch an dem Du arbeitest – ist der immer penibel aufgeräumt oder sieht man auch, dass da jemand dran sitzt und arbeitet? Steht oder liegt da ein Maskottchen oder ein Erinnerungsstück, dass Du gern anschaust wenn es mal nicht weiter gehen will?
Katja P.: Mein Schreibtisch ist überhaupt nicht aufgeräumt. Hier liegt alles wild rum, Notizen zu Büchern, Stifte, Umschläge, Bücher zum Signieren. Aber ich liebe mein kleines Chaos. Ich habe alle meine Leserbriefe in einem riesigen Rahmen an der Wand hängen und wenn ich frustriert bin, sehe ich sie mir an, die lieben Worte, und dann bin ich wieder motiviert.
Katja E.: Wer bei Deinen Thriller „Tod auf Ibiza“ auf Deiner Homepage bestellt, bekommt eine deep-house-mix-CD, die Du selbst zusammengestellt hast, dazu. Wie bist Du gerade auf diese Idee gekommen? Haben Dich diese Lieder beim Schreiben „begleitet“?
Katja P.: Ibiza ist einfach meine Lieblingsinsel und da die Hauptfigur auf einer Party erwacht und im Hintergrund die Beats wummern, dachte ich mir, das wäre eine tolle Idee für alle Direktbesteller. Das mag ich so an Ibiza, weil ich eben auf die Art von Musik stehe. Im Sommer hören wir im Garten den ganzen Tag Cafe del mar (kommt ja direkt von Ibiza) und jeder, der mal dort war, wird sofort Kopfkinotechnisch dahin eingeladen.
Katja E.: Du schreibst Fantasy, Jugendbücher, Eroticromane und Thriller. Ist es schwierig, unterschiedliche Genre’s zu bedienen und willst Du Dich mal irgendwann auf ein Genre festlegen?
Katja P.: Am Schwierigsten war für mich, Schwanenzauber zu schreiben. Denn da muss ich mich auf die Gefühlswelt der beiden Protas konzentrieren. Ich bin gespannt, wie diese Trilogie anläuft. Vielleicht mache ich dann auch mehr in diesem Genre. Aber mein absolutes Lieblingsgenre ist einfach Spannung. Und die kann ich in Thrillern, ebenso wie in Erotik Fantasy herrlich ausleben 😉
Katja E.: Du schreibst über eine Werwölfin. Vom Gefühl her würde ich sagen, ist es mit das einzige Buch, in dem direkt eine Werwölfin – also ein „Weibchen“ die Hauptrolle spielt. Wie bist Du darauf gekommen? War Dir das Testosteron zu viel?
Katja P.: Anna Stubbe ist in meiner Welt keine wirkliche Werwölfin. Wer mich kennt, weiß, dass ich IMMER etwas anders mache, als es das schon gibt. So sind meine Figuren erst dann Werwölfe, wenn sie tatsächlich menschliches Fleisch und Blut gekostet haben, denn dann ist ihre Seele verdammt, ein böser Werwolf zu werden. Wer sich dem entsagt, der wird ein Gestaltwandler, wie Anna es ist, und darf von der Gemeinschaft, den Wulfen, aufgezogen werden und lernen, wie man den Gelüsten entsagen kann. Um es mal kurz zu machen 😉
Aber davon abgesehen, mache ich gerne mal was anders, als man es kennt. Mein Leitspruch dazu: Ich lass mich nicht in eine Schublade stecken. Wenn man glaubt, man kennt mich, mach ich es doch wieder anders.
Katja E.: Du veröffentlichst Deine Bücher sowohl als Selfpublisher als auch als Autorin beim Amazon Publishing. Wo liegen für Dich ganz speziell die Vor- und Nachteile.
Katja P.: Ganz klar: Selfpublishing ist für mich eine Freiheit, die ich brauche und auch gewohnt bin. Ich habe bislang mein ganzes Leben, sehr frei arbeiten können und viel ausprobiert. Vertrieblich in der IT, wie auch jetzt mit den Büchern. Wenn ich merke, da muss noch etwas rein, ein Bonuskapitel oder so, weil es die Leser wünschen, kann ich das innerhalb weniger Sekunden neu hochladen. Ich kann auf die Leser toll eingehen. So habe ich zum Beispiel bei meiner Vampirreihe Vampire Island 2 Gastrollen vergeben. Yvonne ist die Gerichtsmedizinern aus Deutschland und René ist Cocktailmixer (übrigens hat er einen Drink kreiert: Vampire Rose. Das Rezept findet man im Buch). Bei der Trilogie sind alle meine Leser aus der Fanseite gelistet. Wenn ich also Ideen habe, setze ich sie ohne Rücksprache und abwarten, bis man im Verlag darüber diskutiert hat, um.
Nachteile sind logischerweise, dass man in Vorleistung treten muss.
Amazon Publishing hat mich extrem positiv überrascht. Es beginnt schon damit, dass ich auf eine Frage innerhalb weniger Minuten eine Antwort habe und wenn es nur heißt, ich melde mich um 17 Uhr bei dir. Es geht aber weiter, dass man mit den Aquisition Editors unheimlich toll betreut wird. Auf der Loveletter Convention, auf die ich sonst nie gegangen wäre, war immer jemand von ihnen in meiner Nähe und man hat wirklich das Gefühl, man ist etwas Besonderes. Dann geht es natürlich weiter mit allem, was ein Verlag für einen Autor tut: Lektorat, Coverdesign, Korrektorat und natürlich… Werbung. Und hier komme ich gerne auf meine persönliche Situation zurück: Ich verlege selbst auch fast ausschließlich über kindle direct publishing und die Werbung, die der Hauseigene Verlag von Amazon für mich schalten kann, könnte ein anderer Verlag gar nicht bezahlen, bzw. würde er nur dann für einen Autor ausgeben, wenn er schon entsprechend bekannt ist.
Katja E.: Was würdest Du Newcomer-Autoren empfehlen, die gern ein Buch schreiben wollen, aber den Gang zum Verlag und/oder zu einem Agenten scheuen?
Katja P.: Es so professionell wie möglich angehen. Ansonsten lieber auf fanfiction.de gehen. Ne, mein ich ernst. Wenn man dafür Geld verlangt, muss man es auch gut machen. Wie überall im Leben. Also: Geschichte schreiben, überarbeiten, selbst drüber gehen, sich kritisch hinterfragen, keine Freunde oder Familie drüber sehen lassen. Je nachdem, was man machen möchte, ob SP (Selfpublish) oder Verlag, genau überlegen, was ist mein Ding? Den Zahn kann ich übrigens ziehen, dass man glaubt, man müsste keine Werbung mehr machen. Verlage erwarten sogar mittlerweile eine Social Media Affinität. Wenn ich mir über alles im Klaren bin, dann würde ich raten: Es selbst zu veröffentlichen, wenn man der Typ ist. Das heißt aber auch: Lektorat, Korrektorat und Coverdesign bitte von jemand anderem machen. Ich finde: Wer ein Hobby hat, muss es auch irgendwie finanzieren. Ob Reiten, Golfen, Klettern, Fitnessstudio. Je nachdem, wie exklusiv das Hobby ist 😉
Mittlerweile schauen sich Agenten und auch Verlage die Autoren auf Amazon an, kaufen oder leihen die Bücher und kommen dann auf dich zu. Besser geht es doch nicht, oder? Man ist doch schon gleich in einer anderen Verhandlungsposition.
Katja E.: Wie schaut Dein perfekter Tag aus?
Katja P.: Mit meiner Familie zusammen zu sein und natürlich Messen oder Conventions, wie jetzt die Loveletter Convention. Ich liebe es, meine Leser persönlich kennenzulernen. Es ist das schönste Feedback, wenn sie in meinen Geschichten eingetaucht sind und ich ihre Welt etwas freundlicher gemacht habe. Toll.
Katja E.: Wie schaut Dein perfekter Feierabend aus? Was brauchst Du, damit er „perfekt“ wird.
Katja P.: Am Schönsten ist natürlich der Sommer. Ich bin ein Sonnenkind. Wenn ich auf unserer Terrasse sitze und ein Bier oder Cocktail trinken kann und die Sonne noch scheint. Oder später mit Fackeln und Kerzen. Draußen sitzen ist einfach so toll.
Katja E.: Es wird Sommer, die Urlaubszeit steht bevor. Gibt es Reisepläne? Wohin zieht es Dich in diesem Jahr?
Katja P.: Lach. Wieder nach Ibiza, hihi. Ich muss für den 2. Teil für Vampire Island noch etwas recherchieren dort und mich auch für das Herbstbuch aus der Reihe in Stimmung bringen.
Katja E.: Städtereisen, faul am Strand liegen oder Abenteuer pur – welcher Reisetyp bist Du? Was machst Du gern in den wohl schönsten Wochen des Jahres?
Katja P.: Alles! Ich liebe Städtereisen, genauso wie am Strand liegen oder mal eine Dschungelwanderung in Borneo. Das kann ich gar nicht festlegen. Ich lerne gerne viel über andere Länder. Ich gehe gern abseits der touristisch erschlossenen Gebiete. So haben wir in Borneo vor Mikas (mein Sohn) Geburt eine Nacht in einem Langhaus bei den Kopfjägern übernachtet. Lach, nein sie haben unsere Köpfe nicht geschrumpft, weil es nicht mehr erlaubt ist, aber das war echt ein Highlight und davon erzähle ich noch immer.
Katja E.: Was steht bei Dir als als nächstes auf dem Plan? Welche Bücher werden in der nächsten Zeit erscheinen?
Katja P.: Ich schreibe gerade an einem Liebesroman (Serie), die sich coffee to go nennt, und das ich unter offenem Pseudonym rausbringe: Cathey Peel. Es geht um eine junge Witwe, die von ihrem verstorbenen Mann ein Café geerbt hat und es nun neu eröffnet. In Sachen Liebe tut sich bei ihr nicht viel, obwohl ihr Traummann immer vor ihrer Nase ist. In ihrem Café lernen sich Menschen kennen und darum geht es dann primär in den Romanen. Also ich beginne immer mit der Besitzerin und ihrer Geschichte und dann kommt die eigentliche Liebesgeschichte.
Danach kommt die letzte Wölfin raus, Band 5: Im Schatten des Mondes, das die Reihe abschließt. Der Wunsch der Leser war, wieder etwas von Sam und Anna zu lesen. Und ich denke, der Plot, den ich dazu schon habe, wird sie ausreichend befriedigen.
Und im Herbst kommt Vampire Island, Band 2, Verdammt bis zur Ewigkeit.
Die Ideen gehen mir einfach nie aus …
Katja E.: Worauf hast Du Dich auf der LLC ganz besonders gefreut?
Katja P.: Auf die ganzen Leser. Mit ihnen zu sprechen in einer total entspannten Atmosphäre. Und es hat sich alles bewahrheitet, wie ich es mir vorgestellt habe. Es war einfach grandios. Gut, die Wette hast Du gewonnen (zwinker).
Katja E.: Stell Dir vor, Du wärst an meiner Stelle gewesen und hättest zwei Tage lang Autoren interviewen dürfen. Welche hättest Du Dir ausgesucht? Und welche Frage würdest Du an unbedingt loswerden wollen?
Katja P.: Ehrlich: Ich finde es bewundernswert, dass Du so viele tolle Fragen hast. Es sind nicht diese 0815-Fragen. Ich hätte wohl viel aus dem privat Leben wissen wollen. Ob das dann jemand erzählt hätte, steht auf einem anderen Blatt. Mein „Opfer“ wäre Stephen King – mein „Meister“.
Katja E.: Wie sah Deine Vorbereitung für die LLC aus? Was hat Dir mehr Kopfschmerzen gemacht? Was Du anziehen sollst? Wie es sein wird?
Katja P.: Vorbereitung? Ich hatte noch 2 Bücher geschrieben. Ich kam echt überhaupt nicht dazu. Der Koffer wurde erst im letzten Moment gepackt. Klamotten waren weniger drin, dafür ganz viele Goodies. Übrigens hatte ich beim Rückflug total Übergepäck. Netterweise hat man mich aber auch so mitfliegen lassen.
Katja E.: Auf der LLC waren auch sehr viele Blogger unterwegs. Kennst Du welche persönlich und welche Blogs sollte man sich Deiner Meinung nach unbedingt anschauen?
Katja P.: Ich kannte einige. Ja, ich finde natürlich Deinen unheimlich toll. Dann Britt Toth‘s Blog, der von Desiree oder Beate Bdesign. Oh je, hoffentlich hab ich nichts vergessen. Ich muss aber sagen, dass ich jeden Bücherblog unheimlich schön finde, weil sie eben mit Herzblut gestaltet sind. Wer nicht da sein konnte, war Mel Döring vom Bookrecession Blog. Warum er so heißt, erklärt sie auf ihrem Blog, hihi.
Katja E.: Signierstunde am Sonntag: Hast Du Dir auch Autoren ausgesucht, von denen Du unbedingt ein Buch haben wolltest? Hat man als Autor überhaupt die Gelegenheit, ein Buch zu bekommen?
Katja P.: Öh, ich muss gestehen, ich lese nur noch ebooks. Leider komme ich gar nicht mehr dazu, so viel zu lesen wie früher. Momentan lese ich von Carla Berling, Tunnelspiel. Tolle Krimireihe. Deshalb war es mir gar nicht wichtig, Bücher mitzunehmen. Aber ich habe ein signiertes von Stefanie Ross gekriegt. OMG… sie veröffentlicht auch bei Apub. Ich finde sie so toll. Und sie ist so normal, witzig und charmant und überhaupt nicht abgehoben. Total klasse.
Also, um auf die Frage zurück zu kommen, ich lese nur noch ebooks und ich kaufe sie mir dann einfach, wenn mir die Story zusagt.
Katja E.: Ergänze bitte folgende Satzanfänge:
Katja Piel:
Ich schreibe Bücher, …. weil meine Ideen mich sonst irre machen
Ich lese am liebsten … im Bett und Abends
Bücher sind … die Tür zu einer anderen Welt
Zum Lesen brauche ich … meine Ruhe, essen und trinken vergesse ich 😉
Am liebsten beginne ich meinen Tag … mit ner Latte… muhahahaha,
Ich ärgere mich über … Ungerechtigkeit
Ich freue mich über … positive Menschen
Wenn etwas schief geht, dann … weiß ich, dass es so sein muss.
Motivation ist für mich … meine Leser, die auf Geschichten von mir warten
Katja E.: Und zum Schluss noch etwas ganz anderes. Auf meinem Blog geht es ja auch um das Kochen, um Rezepte. Hast Du vielleicht ein Lieblingsrezept, was Du mir bzw. den Lesern meines Blogs verraten würdest?
Katja P.: Mein Lieblingsrezept sind selbstgemachte Spinatspätzle. Die gehen sehr einfach und sind eine würzige, leckere Alternative zu Nudeln oder Kartoffeln.
Man nehme für zwei Personen 1 Tasse Mehl, 1 Ei, 1 Tasse Mineralwasser, geriebenes Muskat, Salz und Pfeffer sowie entweder etwas frischen Spinat oder tiefgefrorenen mit dem Blubb und gebe alles in eine Schüssel. Mit einem Mixer zu einer zähen Masse kneten und 1 Stunde abgedeckt (nicht im Kühlschrank) stehen lassen.
Wasser aufkochen (mit Salz) und dann auf normaler Temparatur auf dem Herd lassen. Die Spätzle mit einer Spätzlemaschine oder schabend in den Topf geben. Warten, bis die Spätzle hochkommen und abschöpfen.
Dazu passt Rahmgeschnetzeltes richtig super. Hmmm, jetzt krieg ich wieder Hunger.
Katja E.: Danke für Deine Zeit liebe Katja. Ich wünsche Dir bei allem was Du tust viel Erfolg und habe mich sehr gefreut, Dich persönlich kennenzulernen.