Mallorca – für mich war das über viele Jahre hinweg ein Ziel, das ich immer gemieden habe. Allein die Berichte über Ballermann, Sauftourismus und Proletentum haben mich nachhaltig abgeschreckt. Zwar gab es im Familien- und Freundeskreis auch Stimmen wie „musst du gesehen haben“ und „Mallorca ist so viel mehr als Ballermann“, aber so richtig wollte ich da nicht ran.
Doch jetzt ging es im Frühjahr darum, den Kindern den Wunsch nach ihrem ersten Flug zu erfüllen und der sollte nicht allzu lang sein. Im Reisebüro fiel dann die Wahl auf die Sonneninsel Mallorca und so kam es, dass wir uns am 20. Oktober 2022 abends um 19 Uhr auf den Weg machten – vom Dresdner Flughafen aus ging es zuerst nach Palma, die Hauptstadt der Insel und von da aus weiter nach Cala D´Or, unserem Feriendomizil.
Über unseren Urlaub könnte ich seitenweise schreiben – wir haben viel erlebt, viel Tolles gesehen und als Erinnerung bleiben uns prall gefüllte Reisetagebücher und knapp 1.800 Fotos.
In unserem Bericht möchten wir Euch in Form von Ausflugstipps, einem Restaurant- und Einkaufstipp sowie einer kleinen „Wertung“ unserer Hotelanlage – mit auf „unsere“ Insel nehmen. Da wir so viel schreiben konnten findet ihr heute, im ersten Teil, einen Bericht zu unserer Hotelanlage sowie unseren Einkaufs- und Restauranttipp.
Unsere Hotelanlage
Aus früheren Zeiten kennt man von Mallorca die riesigen Bettenburgen, die hunderte Sauftouristen beherbergen. So etwas kam für uns, vor allem da wir mit Kindern reisten, natürlich nicht infrage. Auch eine Finca, sonst eine tolle Wahl für unsere sehr individuellen Reiseplanungen, war dieses Mal nicht unser Ziel. Diese Mal sollte es zumindest Halbpension geben und so den Stress rausnehmen.
Also haben wir eine Pauschalreise gebucht und darauf geachtet, dass die Hotelanlage nicht zu groß war, kinderfreundlich ist, idyllisch gelegen und trotzdem gut für Ausflüge.
Das Dresdner Reisebüro hat uns zum Inturotel Azul Garden vermittelt – einer von sieben Hotelanlagen der Gruppe in Cala d’Or. Das Gelände der Hotels lag nah beieinander, aber ohne zu sehr gedrängt zu sein. Unser Hotel hatte drei Etage und war damit nicht riesig. Durch die Herbstferien war die Belegung moderat und man hatte am Pool Platz.
Das Apartment bestand aus einem kleinen Badezimmer mit Wanne, einem Wohnraum mit kleiner Küchenzeile, einem Schlafzimmer und dem obligatorischen Balkon. Das Wohnzimmer war mit einem Tisch für vier Personen ausgestattet und bot zwei Sofas zur Aufbettung. Das war nicht luxuriös, aber für unsere Ansprüche vollkommen ausreichend. Der Kühlschrank hielt unsere Getränke kühl, es gab Gläser und Geschirr, eine Klimaanlage und alles in allem genügend Platz für uns Vier.
Zum Frühstück und Abendessen ging es in das keine 200m entfernte Cala Azul. Beide Mahlzeiten waren sehr vielseitig, abwechslungsreich und mit täglich ein paar Besonderheiten. Warme und kalte Speisen, von Salat bis Müsli, von vegetarisch bis deftig, Fisch, Fleisch, frisches Obst und Gemüse – es blieben kaum Wünsche offen. Kaffee, Tee, Säfte und Wasser waren zum Frühstück inklusive, zum Abendessen konnten Getränke bestellt werden.
Herauszuheben sind bei dem Restaurant, wie auch im Hotel selbst, das überaus freundliche und miteinander kollegiale Personal. Kellner, Köche, Rezeptionisten und auch das Reinigungspersonal hatten für jeden Gast ein Lächeln parat, unterstützten sich gegenseitig und schienen ihr Arbeit gern zu machen. Mehrsprachigkeit war selbstverständlich – mindestens Englisch sprach neben dem obligatorischen Spanisch jeder der Mitarbeiter. Meist kamen noch Deutsch und / oder Französisch dazu. So vielseitig wie die Gäste waren auch die Sprachkenntnisse des Hotelpersonals.
Gegen Ende merkte man das herannahende Saisonende durch die leerer werdenden Hotels, die Zusammenlegung der Speisesäle mit dem Esmeralda Park und dem zusammenschrumpfenden Personal. Trotzdem wurden wir bis zum letzten Tag immer perfekt betreut.
In „unserem“ Hotel gab es einen Pool, der von einem Nichtschwimmerbereich bis hin zu einem knapp 2m tiefen Bereich jeder Wasserratte ihren Platz bot. Neben der Poolbar, die von 10 bis 18Uhr allerlei Leckereien bot, war auch immer ein Rettungsschwimmer vor Ort. Gerade mit Kindern gab das ein gutes Gefühl.
Auf dem Gelände gab es einen kleinen Parkplatz, der den Gästen kostenlos zur Verfügung stand, mindestens zwei Katzen und eine Menge Hühner.
Damit kommen wir zu den wenigen Schattenseiten. Die Hühner, beziehungsweise die Hähne, hielten nichts von ausgedehntem Nachtschlaf und krähten schon tief in der Nacht um die Wette. Mit offenem Fenster schlafen war also unmöglich. Doch auch ohne die Tierchen wäre bei der dem Pool abgewandten Seite bis nach Mitternacht nicht an Schlafen zu denken gewesen. Das hinter der Hotelanlage gelegene „Pub Carabel“ hat täglich Karaoke und der Besitzer pflegt die Leute mit gruselig schlechten Darbietungen anzuheizen. Nicht lustig, nicht melodisch und spätestens am dritten Abend sorgte das für massiven Frust. Als Gast des Pubs sicher „mal“ lustig, als Gast im Hotel unterste Schublade.
Wenn man meckern möchte, dass kann man die etwas in die Jahre gekommene und verlebte Ausstattung erwähnen. Aber nichts davon war unerträglich und einiges sicher auch dem unmittelbar bevorstehenden Saisonende geschuldet.
Die durchschnittliche 4,4 Sterne Bewertung des 3-Sterne-Hotels kann ich auf jeden Fall so unterschreiben.
Can Gourmet: Unser Einkaufstipp für regionale Köstlichkeiten
Wenn man auf Mallorca Urlaub macht und dann unweigerlich an die Mitbringsel für zu Hause denkt, führt kein Weg an einem Shoppingtag vorbei. So natürlich auch bei uns. Für uns Großen war von vorherein klar, was wir uns aus unserem Urlaub mit nach Hause bringen wollten: leckeres aus der Region. Denn wir sind ganz eindeutig Genussmenschen.
Und so befolgten wir den Tipp unseres guten Freundes Oliver und besuchten in Palma den kleinen aber feinen Laden „Can Gourmet“. Versteckt In der Calle Can Veri 10 gelegen, einer kleinen Gasse in der Altstadt, erwartet den Besucher ein kleines Paradies der leckersten (größtenteils flüssigen) Köstlichkeiten.
Aber nicht nur das Angebot ist eine Augenweide – noch begeisterter war ich direkt von Sandra, der Inhaberin des Ladens. Während Patrick, der zweite im Bunde, noch in Deutschland weilte, begrüßte Sandra uns superlieb und führte uns gekonnt durch ihr Sortiment. Da ich mich für einen leckeren Gin interessierte, bekam ich direkt einen Gin-Tonic gemixt, der aus dem eigenen Gin Mandel/Orange bestand. Und der war tatsächlich so lecker, dass dieser Gin direkt im Einkaufskorb landete. Aber auch sonst konnte Sandra mit ihren Produkten begeistern, zu denen sie direkt viel erzählen konnte und so ein sehr umfangreiches Wissen und ein begeisterungswürdiges Verkaufstalent unter Beweis stellte. Auch menschlich passte es bei uns sofort – allein schon wie liebevoll sie mit unseren Kindern umging, wie sie deren neugierige Fragen beantwortete. Wir vier fühlten uns in dem kleinen Laden rundherum wohl.
Normalerweise stehen wohl vor dem kleinen Lädchen Tische und Stühle, wir nahmen an diesem Tag drinnen Platz, was uns aber nicht störte.
Man kann tatsächlich (fast) alles probieren, was dort angeboten wird. Neben den Getränken so zum Beispiel auch Essig und Öle oder die unglaublich leckeren süß-salzigen Mandeln.
Bei einem Einkauf über 80 Euro – und da ist man ganz schnell dabei – wird einem der Einkauf als Service von Can Gourmet – ohne Aufpreis direkt nach Hause geschickt.
An dieser Stelle sage ich gerne DANKE an Sandra für das Einkaufsvergnügen und die supertolle Beratung sowie an Oliver für den Tipp 🙂
Wer in Palma den Laden besuchen möchte, ihr findet ihn hier:
Adresse: Carrer de Can Verí, 10, 07001 Palma, Illes Balears, Spanien
E-Mail: sandra(at)can-gourmet.com
Website: https://www.can-gourmet.com/
Facebook: https://www.facebook.com/CanGourmet/
Natürlich gibt es auch einen Onlineshop, wo ihr die Köstlichkeiten direkt bestellen könnt.
Unser Restaurant-Tipp: das “Ca’l Dimomi”
Abseits der Touristenhochburgen, 20km außerhalb von Palma, liegt der Ort Algaida. Auf der Suche nach einem Ort für ein authentisches Abendessen, haben wir dort das „Ca’l Dimoni“ entdeckt. Laut Bewertungen ein typisch mallorquinisches Restaurant, welches eigentlich nur Einheimische besuchen. Das ließen wir auf einen Versuch ankommen.
Der geräumige Gastraum war mit vielen Teufelsmasken geschmückt – kein Wunder, denn „ca’l dimoni“ ist Katalanisch und bedeutet etwa so viel wie „verdammt“ oder „zum Teufel“.
Auf den rustikalen Stühlen platzgenommen sieht man vor allem zwei Dinge: Den offenen Grillbereich in der hinteren Ecke und die dutzenden Würste, welche von der Decke hängen. Die Sobrasada genannten Paprikawürste sind eine Spezialität und vom Grill einfach phantastisch. Auf der kurzen, aber sechssprachigen (!) Speisekarte finden sich allerhand Leckereien – Schnecken, Lamm, Rindersteak, Brotsuppe und eine „Frito mallorquin“ genannte gemischte Pfanne. Einfach, rustikal, aber unserer Erfahrung nach sehr lecker.
Das Personal war super freundlich, scherzte miteinander und den Gästen, war – natürlich – mehrsprachig und vor allem sehr engagiert, die Gäste glücklich zu machen. Wir mussten nicht lang aufs Essen warten und verließen das Restaurant satt zu einem fairen Kurs wieder.
Zum Schluss wurde übrigens wortlos eine Flasche Kräuterlikör und für jeden Erwachsenen ein Glas auf den Tisch gestellt. Eine herrliche kleine Geste.
Das Ca’l Dimoni ist ein echter Geheimtipp und wäre für uns wieder ein Anlaufpunkt bei einem erneuten Besuch auf Mallorca.
Texte und Fotos: Markus & Katja