Als es im Sommer 2018 hieß, dass ich zur Kur soll gab es in meinem Kopf viele Fragen. Wie wird es sein? Was werde ich für Behandlungen haben? Wie ist das Kurhaus und wie die anderen Mütter?
Geht man nach den Beurteilungen im Internet und lässt man sich davon beeinflussen, hat man große Vorurteile gegenüber dem Haus, den Angestellten und Therapeuten, überhaupt allem. Wenn man dann noch gezwungenermaßen dahin fährt, dann kann das Ganze ein Problem werden.
Ich machte mir schon Wochen vorher, bis zur Anreise auch Gedanken – aber nicht wegen dem Haus an sich. Sondern eher, ob ich die Trennung von Markus und Florentine verkraften würde. Ob ich alleine, ohne meinen Rückhalt, zu Recht kommen würde.
Als ich am 8. Januar an der Tür der Klinik klingelte war ich eine Stunde zu früh dran. Trotzdem wurde ich von dem Team des Hauses freundlich willkommen geheißen und nach ein paar Minuten Wartezeit in unser Zimmer geführt. Max und ich sollten während der nächsten 3 Wochen ganz oben in einem geräumigen Appartement mit zwei Räumen, einem Bad mit Dusche und einem extra Wickelraum leben.
Markus durfte mir noch beim Auspacken der Sachen helfen und dann verabschiedete er sich von mir und Maximilian. Bei mir flossen Tränen, aber lange Zeit blieb nicht zum traurig sein, denn nun wurde es spannend. Die anderen Mütter reisten an, wir erkundeten das Haus und hatten das Aufnahmegespräch beim Arzt.
Beim Abendessen saßen wir zusammen mit zwei weiteren Mamas und deren jeweils 1 ½ jährigen Kindern – in der Konstellation sollten wir die ganzen drei Wochen Essen. Und was soll ich sagen? Es passte 🙂 Wir 6 verstanden uns sofort.
Die ersten zwei Tage waren die Eingewöhnung im Hause und waren sowohl für Max als auch mich sehr spannend. Wir lernten das Haus und die anderen Mamas und Kinder kennen, hatten die Eingewöhnung im „Regenbogenland“ – der Kinderbetreuung hier in der Kurklinik und die ersten beiden Arztgespräche – beim Allgemeinarzt und bei der Psychologin. Dann bekam ich den vollgepackten Terminplan für die nächsten 2 ½ Wochen. In der freien Zeit erkundeten wir das „Dorf“, wie ich Hahnenklee immer nannte und genossen den Schnee, der an unserem ersten Abend in Hahnenklee gefallen war.
Am Freitag ging es dann richtig los: die ersten Behandlungen und Therapien standen auf dem Programm und ich hatte das große Glück, von Anfang an durchstarten zu können. Denn Max machte es mir sehr leicht … er war angekommen und hatte viel Spaß im Regenbogenland. Bei ihm hatten die Erzieherinnen von Anfang an alles richtig gemacht. Leider hatten andere Mütter nicht so viel Glück und wurden gerade in den ersten Therapietagen immer wieder rausgeholt, da ihre Kinder weinten.
Die nun folgenden 2 ½ Wochen konnte ich größtenteils so richtig genießen. Ich sage größtenteils, da ich an den ersten beiden Wochenenden während der Kur so richtig böses Heimweh hatte. Aber nur während der Wochenenden, denn da hatten andere Mütter und deren Kinder Besuch von den Männern und Papas, während wir keinen Besuch bekamen.
Ich hatte mich, zusammen mit Markus, ganz bewusst gegen einen Besuch während unserer Kur entschieden. Denn ich wusste, dass es sowohl für Max als auch für mich schwierig werden könnte, wenn er danach wieder heimfahren würde.
Dennoch habe ich die Wochenenden, zusammen mit meinem Kleinen, sehr gut nutzen können. Am zweiten Wochenende haben wir zusammen mit Freundinnen – Maria war am Samstag da und erkundete mit uns Zorge und Brina war mit uns zusammen am Sonntag in Wernigerode – schöne Ausflüge gemacht.
Unter der Woche war ein wunderbar straffes Programm mit Yoga, Rückenschule und Nordic Walking. Es gab Gruppensitzungen zu psychologischen Themen wie Stressbewältigung, Achtsamkeit und Perfektionismus. Ich hatte Kurse zur gesunden Ernährung generell und auf Kinder bezogen sowie zwei Koch- bzw. Backkurse mit Kind. Dazu standen Entspannungseinheiten auf dem Programm wo wir etwas zu Traumreisen, progressiver Muskelentspannung und Autogenem Training erfuhren.
In meiner Freizeit machte ich Waldspaziergänge und griff sehr oft zu einem guten Buch. Insgesamt 8 Bücher habe ich in der Zeit geschafft. Außerdem gab es die Möglichkeit, in die Sauna zu gehen (jeweils entweder Mutter-Kind-Sauna oder abends die reine Mütter-Sauna) und kreativ zu werden. Unter der Woche abends konnten die Mütter ihre Kreativität bei verschiedenen Angeboten ausleben oder für sich neu entdecken; sonntags gab es ein Angebot für Mütter und Kinder.
Als die drei Wochen vorbei waren, fuhr ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause. Lachend, da ich meinen Mann und meine Tochter wiedersehen würde und die lange Zeit der Trennung vorbei war. Weinend, weil ich die Zeit für mich, die Entspannung hier und die sehr intensive Zeit mit meinem Kind vermissen würde.
Hat mir die Kur etwas gebracht? Aktuell würde ich diese Frage mit Ja beantworten. Ich bin aktuell entspannter, ruhiger und gefestigter. Ich habe wieder Spaß an meinen Hobbys Lesen und Kochen gefunden, hab ein besseres Körpergefühl entwickelt und mit Yoga einen Sport entdeckt, der mir Spaß macht.
Wie die Langzeitwirkung ist, wird sich im Laufe der nächsten Tage, Wochen und Monate herausstellen.
Ehe ich gleich meine Wertung für die Kurklinik schreibe muss ich noch eines hinzufügen: es ist MEINE ganz eigene Meinung. Ich weiß, dass viele Mütter in meinem Kurdurchgang unzufrieden mit einigen und manche sogar mit allen Punkten waren. Ich kann dazu nur sagen, dass wenn man sich voll und ganz darauf einlässt, man alles in einem ganz anderen Licht sieht. Wenn man natürlich mit Vorbehalten und nur unter Zwang zur Kur fährt, empfindet man alles anders und es kann einem sowieso niemand Recht machen. Und ein ganz wichtiger Punkt ist auch das eigene Auftreten: wenn man seinem Gegenüber respektvoll und freundlich begegnet, dann wird man auch ebenso behandelt und kann viel mehr erreichen.
Und nun meine Wertung für die Kurklinik Tannenhof Hahnenklee im Einzelnen:
Gesamtzufriedenheit Sehr zufrieden
Qualität der Betreuung Sehr zufrieden
Medizinische Behandlung Zufrieden
Hier muss ich ein wenig Differenzieren:
a) der Allgemeinarzt
Ich hatte mit ihm keine Probleme, allerdings hatte ich auch nichts wo ich seine Hilfe benötigt hätte. Zu mir und meinem Kind war er sehr freundlich, ich weiß aber auch dass er am Wochenende bei einem Notfall über Stunden nicht erreichbar war.
b) die Krankenschwestern
Diese waren – und da waren wir Mütter uns, soweit ich weiß erstmals einig – die guten Seelen. Immer ansprechbar, immer mit einem freundlichen Wort für uns und die Kinder und immer äußerst hilfsbereit
c) die Physiotherapeutin
Frau Bischof war der absolute Hammer. Egal ob bei Yoga, Nordic Walking sowie Entspannung und Rückenschule. Sie hatte für uns immer ein Lächeln, war liebenswert und brachte uns zu Höchstleistungen. Ihre Massagen und Therapien waren himmlisch, man fühlte sich danach zwar wie in die Mangel genommen aber danach auch Schmerzfrei und einfach gut.
Verwaltung und Abläufe Zufrieden
Ausstattung und Abläufe Zufrieden
Die Ausstattung der Zimmer war sehr einfach und gerade auch im Bad ein wenig in die Jahre gekommen, aber es war alles da was wir gebraucht haben und bei mir im Zimmer war alles in Ordnung. Eine Reinigung der Zimmer erfolgte zweimal pro Woche inklusive Handtuchwechsel (wenn man das wollte). Die Bettwäsche wurde in dem Zeitraum einmal gewechselt. Das Reinigungspersonal – sowohl die internen als auch die externen Kräfte – waren sehr freundlich und immer darauf bedacht, zu helfen.
Kinderbetreuung Sehr zufrieden
Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit im Regenbogenland hat sich mein Sohn sehr wohl gefühlt. Die Erzieherinnen, ganz besonders Marita und Steffi, sind gut auf ihn eingegangen und haben die Zeit für ihn unvergesslich gemacht. Es wurde mit den Kindern sowohl in den Räumen als auch im Bewegungsraum und draußen gespielt; es wurden Waldspaziergänge mit Tierfütterungen unternommen und es wurde gebastelt.
Essen Zufrieden
Das Mittagessen wurde von Apetito Catering geliefert. Jeden Tag konnte man aus zwei Essen (Fleisch bzw. Fisch oder vegetarisch) auswählen. Dazu gab es immer frischen Salat und Dessert. Zum Frühstück und Abendessen gab es verschiedenen Brötchen, Brot und Aufschnitt. Frisches Obst und Gemüse war immer, zu jeder Mahlzeit, reichlich vorhanden. Ich für meinen Teil kann sagen, dass es im Großen und Ganzen sehr lecker war. Alles war nicht immer unbedingt mein Fall, aber das ist im Alltag ja nicht anders.
Einziges Manko: Man muss am Anreisetag festlegen, was man in den nächsten 3 Wochen zum Mittag essen will. Dazu bekommt man den Speiseplan mit täglich zwei Essen zur Auswahl und muss dieses ankreuzen. Es mag für die Planung gut sein, aber wer weiß schon heute, was er in zwei Wochen mittwochs Essen will?
Freizeit Zufrieden
In der Kureinrichtung wurden 2 bis 3-mal wöchentlich Sauna angeboten (2 Euro pro Tag für die Mama, Kinder sind kostenlos dabei). An drei Abenden in der Woche gab es Kreativangebote und es gab zwei Spieleabende.
Der Ort selber war eher wie eine Geisterstadt. Kaum Geschäfte und wenn dann waren diese überteuert. Zum Einkaufen sind wir daher lieber nach Goslar gefahren und haben das mit einem Bummel in der Stadt verbunden.
Pro
sehr schöne Landschaft, nette Mitarbeiter, gute Betreuung und ein gutes Gefühl wenn ich mein Kind für die Behandlungen abgegeben habe; Zeit für mich und mein Kind; die Möglichkeit Wäsche zu waschen
Kontra
Versteckte Kosten wie Gebühren für Fernsehen (2 Euro am Tag), WLAN (25 Euro für 3 Wochen und dann geht es nur in einigen wenigen Räumen). Allerdings habe ich beides dann nicht vermisst und habe meine freie Zeit lieber anders genutzt.
Zum Schluss möchte ich mich an dieser Stelle bei dem gesamten Team des Tannenhofes Hahnenklee für die gelungenen 3 Wochen bedanken. Wir zwei haben uns sehr wohl gefühlt.
Ein ganz besonderes DANKE geht hierbei, im Namen von Maximilan, an „Marita“ und „Steffi“ sowie an die anderen Erzieher des Regenbogenlandes. Danke für die schöne Zeit bei Euch.
Das klingt ganz nach einer tollen und erholsamen Zeit, die dir viele neue Perspektiven eröffnet hat. Gut gemacht!