Wohin entwickeln wir uns, wie geht es weiter mit Deutschland in – sagen wir einmal – 35 Jahren. Gabriele Albers, bei deren Buchvorstellung des Folgeromans auf der LBM 2023 wir zufällig zugegen waren, hat mit Nordland eine mögliche Zukunft dargestellt. Ihre Erzählweise, die Ansätze und die grob umrissene Geschichte haben so viel Neugier in mir erzeugt, dass ich mir den ersten Band noch auf der Messe bei Momox gekauft habe. Als das Buch ankam war meine Überraschung groß: Mit 663 Seite war es ein ganz schöner Wälzer.
Doch worum geht es?
Im Jahr 2059 ist die Bundesrepublik Deutschland schon lange Geschichte. Der Kapitalismus, Misswirtschaft und eine instabile politische Lage haben einen Kipppunkt herbeigeführt, sodass die Gemeinschaft zerbrach. Die nördlichen Bundesländer unter der Führung von Hamburg haben sich abgespalten und Nordland gegründet. Nach außen hin floriert die Wirtschaft, doch die Gesellschaft ist weit gespalten. Superreiche und mächtige Familien haben sich die Macht aufgeteilt, doch die Bevölkerung lebt in Armut und Not.
Die Geschichte dreht sich um zwei unterschiedliche Charaktere, Lillith Civetta, Tochter aus bestem Hause und Bosse Thorn, Sohn eines Arztes in den ärmsten Vierteln der Stadt.
Während Lillith sich an der Seite ihres Vaters wähnend eine Zukunft mit mehr Mitspracherechte für Frauen wünscht, wird Bosse gezwungenermaßen zum Anführer einer friedlichen Widerstandsbewegung.
Ihre Wege kreuzen sich mehrfach, bewusst und unbewusst, sie trennt so viel, doch eint sie die Sehnsucht nach einem gerechteren Nordland.
Ein höchst spannendes Schauspiel mit viel Politik, ein dystopischer Roman mit viel Tiefe, intensiven Charakteren und viel einem schonungslosen Blick in eine gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft.
Ich habe lange gebraucht, um die über 600 Seiten zu lesen. Die dichte Atmosphäre sog mich einerseits in die Geschichte, machte es aber auch unglaublich erschöpfend, da man die Erlebnisse der Charaktere intensive miterleben konnte. Die Gräuel, das Leid, der Kampf – nichts für einen gemütlichen Leseabend.
Dennoch: Der Folgeband, Nordland 2061, wird seinen Weg zu mir finden.
Wenn es eine Kritik gibt, dann, dass es die vielen Nebencharaktere schwermachen, wirklich zu folgen, wenn man größere Lesepausen macht. Auch die schier nicht endend wollende Aneinanderreihung des Leids ist schon heftig.
Ansonsten ist das Buch sehr empfehlenswert und bekommt von mir 4,5 von 5 Sternen.
Daten:
Autor: Gabriele Albers
Titel: Nordland: Hamburg 2059 – Freiheit
Herausgeber: Acabus Verlag (27. Februar 2018)
Broschiert: 672 Seiten
ISBN: 978-3862825493