Als ich vor einiger Zeit in einem Buchladen war, stach mir ein Cover ins Auge. Ich weiß nicht mehr, was es war, doch ich griff zu – der Klappentext sprach mich sofort an, der Preis des Hardcovers allerdings nicht. Doch ich sagte mir, wenn es als Softcover erscheinen würde, dann würde ich Old School lesen. So kam es dann auch…
Susan Frobisher ist Hausfrau, ihr Mann schafft das Geld heran und seit die Kinder aus dem Haus sind, engagiert sich die Frau in den frühen 60ern im Laientheater.
Seit Jugend her ist Julie ihre beste Freundin. Statt brave Hausfrau zu sein, ließ sie es krachen. Führte ein prunkvolles, wildes Leben, setzte gern alles – und verlor. Um sich ihren Lebensunterhalt kurz vor der Pension leisten zu können, arbeitet sie inzwischen in einem Altenheim.
Dort betreut sie unter anderem Ethel – die übergewichtige Frau im Rollstuhl geht auf die 90 zu und hatte ein noch wilderes Leben als Julie. Ihr großes Mundwerk hat sie nie verloren und so macht sie dem Rest des Altenheims das Leben … na sagen wir mal spannender als nötig.
Jill, eine brave Frau aus Susans Theatergruppe, kämpft an einer anderen Front mit dem Schicksal. Ihr Enkel ist schwerkrank, doch für die lebensrettende Therapie fehlt auch trotz einer Spendenaktion das Geld.
Als Susans durch den Tod ihres Mannes plötzlich vor dem Nichts steht, tuen sich die vier ungleichen Frauen zusammen und wollen, bevor alles zu spät ist, ihrem Glück mit einer radikalen Aktion auf die Sprünge helfen. Statt Altersarmut soll es eine Lebensabend auf der Sonnenseite geben – doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Ein rasanter, irrwitziger Roman, eigentlich ein Roadtrip, von 4 alten Damen, die nach ihrem Coup alles versuchen, ihr persönliches Happy End zu erreichen.
Die Charaktere sind skurril, nachvollziehbar und eigensinnig – das direkte und indirekte Spiel mit ihren Antagonisten herzerwärmend. Man taucht tief in die Geschichte ein, fiebert mit und verliert sich in der Frage, wer hier die guten und wer die bösen sind.
Ein herrlich komisches Kabinettstück, derb und zum Teil blutig, hauptsächlich aber unterhaltsam.
Dass hier allerlei Klischees bedient werden – es passt. Dass teilweise arg übertrieben wird und manches doch ein wenig konstruiert wirkt – geschenkt.
Man wird gut unterhalten, kann laut lachen und sich vor Spannung an den Nägeln kauen.
Was ich besonders schön finde ist, dass es einen ausführlichen Epilog gibt, der zeigt wie es später weiter gegangen ist …
Vor mir gibt es hier glatte 4 Sterne und die Empfehlung für alle, die bei Schimpfwörtern nicht rot werden und an einem außergewöhnlichen Roadtrip ihren Spaß haben.
Daten:
Autor: John Niven
Titel: Old School
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (Heyne Hardcore) (Juli 2017)
ISBN: 978-3453677210
Originaltitel: Sunshine Cruise Company