Kinozeit in Dresden – diesmal ist Markus in Begleitung von Karin, einer lieben Freundin von uns, ins Kino gegangen. Einer musste ja zu Hause auf die Kinder aufpassen und da mich der Film nicht so gereizt hat stand die Entscheidung schnell fest.
Das Verfilmen von Romanen ist so eine Sache. Wird alles eins zu eins kopiert, heißt es, die Umsetzung zu unkreativ. Ist es zu weit weg, sorgt das vor allem bei den Lesern der Vorlage für Kritik. Schwer ist es, die richtige Balance zu finden. Wie es dem großen Steven Spielberg gelungen ist, den – ohne Zweifel – besonderen Roman auf die große Leinwand zu bringen, habe ich mir letztens im Kino angesehen.
Es ist das Jahr 2045. Die Weltbevölkerung leidet unter den Auswirkungen der selbst-verursachten Klimakatastrophe. Für viele ist die Welt ein nicht mehr lebenswerter Ort, sie fliehen aus dieser Realität in eine andere, eine virtuelle – die OASIS. Das computergenerierte Universum, welches von James Halliday erschaffen wurde, bietet jedem eine Zuflucht. Jeder kann sein was er will und tun, worauf er Lust hat.
Nach dem Tod des Schöpfers, erklärt er, dass er ein Easter Egg – eine Art Geheimlevel – in der OASIS versteckt habe. Wer es fiOKndet, erbt sein gesamtes Vermögen und die volle Kontrolle über die OASIS selbst.
Dafür ist es nötig, drei Schlüssel zu finden – was in den 5 Jahren seit dem Tod des Programmierers bisher keinem gelungen ist.
Wade Watts ist ein Niemand – in der realen Welt lebt er bei seiner Tante in einem der Slums, den sogenannten Stacks, in einem Vorort von Columbus. Doch in einem alten Van auf dem Schrottplatz hat er Zugang zur OASIS, wo er die Gestalt seines Avatars Parzival einnimmt. Er ist cool, halbwegs erfolgreich und fest entschlossen, als erster die Schlüssel von Halliday zu finden. Mit dem Erfinder eint ihn die fast obsessive Faszination der Popkultur der 80er Jahre und er ist sich sicher, dass er Hallidays Hinweise zu den Schlüsseln in der OASIS richtig deuten kann.
Die erste Aufgabe besteht aus einem Autorennen und der, der es gewinnt, wird den ersten Schlüssel bekommen. Also stellen sich neben Parzival auch sein bester Freund Aech, die Jägerin Art3mis und viele der „6er“, Söldner des Technologiekonzerns IOI, regelmäßig der Herausforderung.
Die beschriebene Bildgewalt der OASIS aus dem Buch wird im Film sehr gut umgesetzt. Da die virtuelle Welt an einigen Ecken und Ende auf Logik und Physik pfeift, war das kein leichtes Unterfangen – aber es ist gelungen.
Dass ein Buch, welches 500+ Seiten hat, sich selbst in fast 2,5h nicht in ganzer Fülle darstellen lässt, ist wohl selbstredend. Aber hier hat Spielberg einige für den Hintergrund des Ganzen wesentliche Elemente stark gekürzt – etwa 1/3 des Buches fehlt vollkommen. Auch gibt es eine Menge wesentliche, wenngleich auch nicht sinnentstellende Änderungen. Das muss man erst einmal schaffen. Chapeau!
Dass aber auch einige Dinge hinzugefügt wurden, welche in meinen Augen keinen Mehrwert haben – ich denke dabei unter anderem an die letzte Szene in den Stacks – ist halt so.
Nachdem ich vor kurzem die Verfilmung des „Joshua Profil“ von Fitzek gesehen habe, hat sich die Formulierung „vom Buch inspiriert“ bei mir eingebürgert. Es ist ein bisschen wie: Ein Buch plus eine Runde Stille Post gleich ein Film. Oder so ähnlich.
Diesem Fall ist das Ergebnis ein gutes. Vor allem aber gehört Ready Player One zu den Filmen, die bei mir eine Ganzkörper-Gänsehaut verursacht haben. Die finale Kampfszene, im Buch schon etwas Besonderes, kommt im Kino, auf großer Leinwand und mit Rundum-Beschallung richtig genial rüber. Da passt der Kinowerbeslogan „Dafür werden Filme gemacht“ wie die Faust aufs Auge.
Aber natürlich habe ich noch ein bisschen mehr zu meckern. Die gesellschaftskritischen Punkte des Buches kommen im Film etwas zu kurz. Klar, es sind die Stacks zu sehen, vielen Menschen geht es nicht gut, so schlecht ist es auch wieder nicht. Spielsucht, das Ablösen der Realität durch eine virtuelle Welt aus Verzweiflung, der entfesselte Monopolismus einiger Internetgiganten, die Folgen der Klimakatastrophe, die zu dieser Dystrophie in recht naher Zukunft geführt haben – all das ist nur eine Randnotiz. Es unterhält einfach nicht so gut.
Kommen wir zum Fazit:
Sollte man den Film im Kino sehen?
- Wenn man die Popkultur der 80er liebt,
- Man Science Fiction als bildgewaltiges Opus verfilmt sehen will,
- Man sich gern mal zurücklehnt und einfach gut unterhalten wird,
- Man das Buch gelesen hat,
- Oder einen besonderen Film mit einzigartiger Vorlage sehen will
Ja! Unbedingt.
Muss man ihn in 3D sehen?
Muss man nicht, kann man aber ruhigen Gewissens.
Sollte man das Buch lesen?
Wenn einem der Film schon gefällt, dann auf jeden Fall, es lohnt sich.
Wie fällt meine Bewertung aus?
Sehr gute 4,5/5 Sternen, wenn man den Film als „von der Romanvorlage inspiriert“ sieht.
Als reine Buchverfilmung wären es aber auch, trotz der Kürzungen, Hinzudichtungen und Abwandlungen 4/5 Sternen für den Unterhaltungswert und die bildliche Darstellung.
Die Buchvorlage ist auch als Hörbuch bei audible erhältlich.
Daten:
Laufzeit: 2 Stunden 20 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
Regie: Steven Spielberg
Genre: SciFi, Action
Soundtrack: Alan Silvestri
Romanverfilmung: nach Ernest Cline
Drehbuchautor: Ernest Cline, Zak Penn
Hauptdarsteller: Tye Sheridan (Rolle: Parzival / Wade), Olivia Cooke (Rolle: Art3mis / Samantha), Ben Mendelsohn (Rolle: Sorrento), Lena Waithe (Rolle: Aech / Helen), Simon Pegg (Rolle: Ogden Morrow), Mark Rylance (Rolle: Anorak / Halliday), T.J. Miller (Rolle: i-R0k), Hannah John-Kamen (Rolle: F’Nale Zandor)