Wie fange ich meine Rezension zu diesem Buch am besten an? Wie kann ich meine teilweise verworrenen Gefühle am besten formulieren?
In ihrem Roman „Tausendundein Tag“ erzählt die Autorin Hera Lind wieder einmal eine wahre Geschichte, die Geschichte der Katharina von Schenck. Als junges, gut situiertes Mädchen fliegt sie nach ihrem erfolgreichen Schulabschluss 1974 zusammen mit ihren Eltern in die USA. Diese Reise verändert ihr Leben in vielerlei Hinsicht. Lernt sie doch auf dem Flug den Piloten Falk kennen, der dann auch Jahre später ihr erster Mann wird.
Hier beginnt eine Geschichte, die mich als Leser im Zwiespalt zurück lässt. Wäre es ein ganz normaler Roman, würde man sagen „Mensch, die Autorin übertreibt aber ganz schön.“ Aber dies ist kein Roman im eigentlichen Sinne. Es ist die Biographie einer Frau, die unglaubliches erlebt hat.
Wäre es ein normaler Roman, würde man sagen: Mensch ist die naiv. Das gibt es doch gar nicht. Wach endlich auf. Aber es ist eine wahre Geschichte. Eine Geschichte, in der eine Frau viermal die „große Liebe“ findet. Vier Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Die Geschichte beginnt mit Falk. Einem smarten Piloten, der ihr scheinbar die Welt zu Füßen legt und der sie dann im wahrsten Sinne tief abstürzen lässt.
Ihr zweiter Mann Bernd verwickelt sie in ein Abenteuer, dem das Buch seinen Titel verdankt. Dieser Teil des Buches war auch der, der mir am besten gefallen hat. Der mich fasziniert und abgestoßen zu gleich hat. Der mich staunen und schaudern lies. Der mich an Menschlichkeit und Verstand zweifeln ließ, der aber auch seine sehr schönen und interessanten Momente hatte.
Bei einigen Szenen habe ich den Kopf geschüttelt, weil mir die Naivität von Katharina und das Ignorieren der Gefahr durch Bernd einfach nur auf die Nerven ging. Einige Szenen waren grausam – so dass ich am liebsten die Augen verschlossen hätte. Einige wenige Szenen waren stimmungsvoll und versöhnten mich als Leserin wieder etwas.
Die Zustände im Iran, die Lebensweise unter dem Herrscher Ayatollah Ruhollah Chomeini, das Verhalten gegenüber Frauen und Ausländern – das durch die Augen von Katharina zu sehen, ließ mich mitunter verstört zurück.
Erst als etwas schreckliches passierte und dann auch noch ein Krieg ausbrach, flüchteten beide endlich aus dem Iran.
Zwei Drittel des Buches waren damit gelesen. die restlichen Jahre – die glücklichen – waren auf scheinbar sehr wenigen Seiten zusammengefasst. Recht kurz – entweder waren sie langweilig oder es gab nichts mehr zu erzählen oder aber es gab eine konkrete Seitenvorgabe von Seiten des Verlages. Für mich endete die Geschichte dann zu abrupt, während die Geschichten vorher unendlich ausgedehnt wurden. Gerade im Teil, der im Iran spielte, gab es doch sehr viele sinngemäße Wiederholungen.
Vom Schreibstil her wird klar, das Hera Lind eine Autorin mit sehr viel Erfahrung ist. Sie schreibt klar, flüssig und so ist das Buch sehr angenehm zu Lesen. Von der Charakterisierung her wirken manche Personen zu stark überzeichnet, andere hingegen bleiben blass. Das scheint aber weniger am Schreibstil der Autorin als an den Erzählungen Katharinas zu liegen. Hat eine Person, die ihr begegnet ist, Eindruck bei ihr hinterlassen bzw. sie berührt – egal ob positiv oder negativ – , sind die Personen klar, detailliert und sehr plastisch beschrieben. Ist es jedoch nur eine Nebenfigur, die halt auftaucht aber nicht wirklich da ist, kommt das auch bei den Beschreibungen der Person deutlich beim Leser an.
Fazit: ein lesenswertes Buch der Hera Lind, das mir um Längen besser gefallen hat als ihre „normalen“ Romane. Auch wenn ich sage, ein paar Kürzungen in den ersten zwei Dritteln und eine etwas ausführlichere Erzählung im letzten Drittel hätten dem Buch gut getan.
Daten:
Autor: Hera Lind
Titel: Tausendundein Tag
Roman nach einer wahren Geschichte
Verlag: Diana Verlag
Taschenbuch
Seiten: 400
ISBN: 978-3-453-35781-5