Zu Schluss habe ich etliche Autoren im Vorfeld des „Welttag des Buches“ befragt und einige von Ihnen standen mir gern Rede und Antwort zum Thema „Warum schreibt ihr Bücher“ und „Warum sollte gelesen werden?“.
Katja: Warum schreibst Du Bücher?
Angelika Schwarzhuber:
Ich schreibe Bücher, weil ich zumindest einige von den unzähligen Geschichten in meinem Kopf gerne mit anderen Leuten teilen will. Ich liebe Bücher und Autorin zu sein ist für mich der schönste Beruf der Welt.
Jeanine Krock:
Das Schreiben hat mich gefunden, und nun werde ich es nicht mehr los. Womöglich weil es mir besser gelingt als das Leben. Dieser Beruf mit all seinen Facetten ist mir inzwischen so sehr ans Herz gewachsen, dass es grausam wäre, ihn mir wieder aus diesem eigentümlichen Organ herauszureißen.
Andrea Mertz:
Es ist wahrscheinlich die große Liebe zu Wort und Schrift, die mich leitet, vereint mit Fantasie und getrieben von dem lang gehegten Traum, eines Tages ein eigenes Buch in Händen halten zu dürfen. Bücher haben schon immer eine faszinierende, anziehende und magische Wirkung auf mich gehabt. Ich habe bereits als Kind gern und viel gelesen oder mir Geschichten erzählen lassen. Daher lag der Wunsch, eines Tages ein eigenes Buch zu verfassen, nicht fern. Ich habe mir also selbst meinen Wunsch und lang gehegten Traum erfüllt. Dass ich heute Geschichten erzählen darf, die meine Leserinnen und Leser schätzen, ist ein wunderbares Geschenk.
Susanne Schomann:
Es klingt vielleicht abgedroschen, stimmt aber: Weil ich es muss! Ich habe keine Wahl. Wenn ich nicht schreiben würde, wäre ich unglücklich. Ich habe schon mein ganzes Leben lang geschrieben. Das Schreiben ist meine Passion. Ich liebe es, Geschichten zu erfinden und zu erzählen. Es ist Teil meines Lebensglücks. Ja, deshalb schreibe ich. Dass Bücher daraus geworden sind und werden, Romane, die von anderen gelesen werden, ist für mich immer noch ein Wunder, für das ich unendlich dankbar bin. Jeden Tag wieder.
Heike Gellert:
Naja, ich habe erst den einen Kriminalroman „Blancmanger“ geschrieben. Die Geschichte musste geschrieben werden, und sie war für einen Kurzkrimi zu lang.
Kristina Günak:
Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Nachdem ich schon sehr viele Berufe hatte, macht mich die Schriftstellerei einfach glücklich.
Stefanie Ross:
Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen möchte ich den Leser für einige Stunden auf eine Reise mitnehmen. Während dieser Zeit soll er mitfiebern, lachen und fremde Orte kennenlernen. Der andere Grund ist etwas egoistischer: Die Geschichten sind da und ihre ungeduldigen Helden drängen mich, sie auch zu erzählen
Katja: Warum sollte der Mensch lesen, zu Büchern greifen und warum sollten Kinder wie Erwachsene an das Lesen herangeführt werden?
Angelika Schwarzhuber:
Ein Buch zu lesen, entführt zum einen in eine völlig andere Welt, die es zu entdecken gilt und zum anderen öffnet es den Geist für neue Gedanken und Sichtweisen. Kinder kann man ans Lesen heranführen, indem man ihnen so früh wie möglich Geschichten erzählt und regelmäßig vorliest. Um die Leselust zu wecken, sollte man Kindern Themen anbieten, für die sie sich wirklich interessieren. Am besten lässt man die Kinder selbst aussuchen. Und natürlich ist auch das Vorbild der Eltern wichtig. Erwachsene, die bisher noch nicht viel gelesen haben, könnte man vielleicht mit Hörbüchern locken.
Jeanine Krock:
Das Lesen von ‚zweckfreier‘ Literatur, also beispielsweise Romanen und Erzählungen fördert die Empathie. Nur wer genügend Fantasie entwickelt, sich in andere, ihm vollkommen fremde Lebewesen und Realitäten hineinzuversetzen, vermag es, seinen Mitmenschen aufgeschlossen und interessiert zu begegnen. Um es mit Kafka zu sagen: »Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns.«
Andrea Mertz:
Lesen dient nicht allein der Information und Wissensvermittlung, sondern ist auch wichtig für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Lesen bildet, erhöht die Konzentrationsfähigkeit, verbessert unsere Ausdrucksfähigkeit und unterstützt die Entwicklung unserer geistigen Fähigkeiten. Das zeigen nicht zuletzt Studien. Wir können uns mit einem Text auseinandersetzen, ihn interpretieren und beurteilen, kritisieren oder Punkte für uns annehmen. Bücher können uns unterhalten, anregen und inspirieren. Sie lassen uns in andere Welten und sogar Zeiten eintauchen, regen unsere Fantasie und Vorstellungskraft an. Wir können sozusagen mit offenen Augen träumen und müssen diese in uns entstandenen Welten mit niemandem teilen. So beschrieb es schon der englische Dichter Joseph Addison (1672 – 1719): „Lesen ist für den Geist das, was Gymnastik für den Körper ist.“ Ich kann dem nur zustimmen.
Susanne Schomann:
Weil es ein großes Glück ist, wenn die eigene Phantasie zu leben beginnt, wenn die Charaktere in einem Buch im Kopf des Lesers zu Menschen werden, die ihn mit auf eine Reise durch die jeweilige Geschichte nehmen. Man fühlt mit ihnen, man leidet, freut sich, liebt und hasst vielleicht auch mal. Gefühle, die auch das wahre Leben ausmachen. Man kann sich mit ihnen auseinandersetzen, sich ihnen entgegenstellen. Das Lesen regt an, fördert den Wortschatz. Der Leser lernt, ohne es zu bemerken, und es ist – so ganz nebenbei – ein wunderbarer Zeitvertreib.
Heike Gellert:
Durch das Lesen kann der Mensch je nach Genre in anderen Welten abtauchen.
Kristina Günak:
Lesen macht glücklich. Wie schreiben auch. 😉 Es gibt eine Geschichte, aber keinen Rahmen, alles passiert nur in deinem Kopf und dort kann alles passieren! Bei jedem läuft ein anderer „Film“ ab, deswegen halte ich mich mit konkreten Beschreibungen gerne zurück. Es sind manchmal nur Andeutungen, damit die Fantasie in Gang gesetzt wird und mein Leser abtauchen kann, in eine Welt, deren Geschichte zwar ich erzähle, die aber nur ihm gehört.
Bei Kindern funktioniert das besonders gut. Und es sind oft die pädagogisch nicht so wertvollen Geschichten, die Kinder lieben.
Stefanie Ross:
Bücher vermitteln nicht nur Wissen, sondern eröffnen einem fremde Welten. Wer sich diesen verschließt, dem entgeht einiges, denn eigentlich gibt es für jeden Geschmack das passende Buch: vom spannenden Thriller über den gefühlvollen Liebesroman zum detaillierten Reisebericht.
Aber wer als Kind nicht gelernt hat, wie viel Spaß und Träume in Büchern verborgen sind, wird kaum als Erwachsener zum Buch greifen. Obwohl es mittlerweile einige Aktionen gibt, um Kinder an Bücher heranzuführen, ist da noch viel Nachholbedarf. Ich durfte live erleben, wie Jungs, die überzeugte Lesemuffel waren, durch die Kinderbuch-Serie „Land der Bestien“ neugierig gemacht wurden und sich danach auch begeistert auf andere Serien gestürzt haben.
Leider ist der Kinder- und Jugendbuchmarkt immer noch sehr mädchenlastig und teilweise auch von den immer gleichen Themen geprägt und es wird auch in den Schulen noch viel Potenzial vergeben, um den Kindern zu zeigen: Lesen ist Spaß und kein Teil des Lernens.
Katja:
Wenn Du 10 Bücher eines Titel – nicht Deine eigenen – verschenken dürftest; welches Buch wäre das und warum gerade dieses?
Angelika Schwarzhuber:
Ich würde 10 x „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling verschenken – und habe das auch schon öfter getan. Am liebsten in der Hörbuchfassung. Die Geschichte von Kerkelings Weg nach Santiago de Compostela hat mich selbst sehr berührt, mich zum Lachen, aber vor allem auch zum Nachdenken gebracht. Ein wundervolles Buch, das ich in der Hörbuchfassung immer wieder gerne genieße.
Jeanine Krock:
Vermutlich gibt es Abertausende Bücher, die man immer wieder verschenken könnte. Doch unter den Menschen, die ich gut genug kenne, um ihnen ein Buch zu schenken, von dem ich überzeugt bin, dass sie es lieben werden, gibt es nicht zwei, und schon gar nicht zehn, die exakt den gleichen Geschmack haben.
Andrea Mertz:
„Der kleine Prinz“ des französischen Autors Antoin de Saint-Exupéry. Ein kleines, wunderbares Werk über Werte, Menschlichkeit und Freundschaft, das zum Nachdenken anregt. Es ist für Kinder und Erwachsene geeignet. Zitat: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Susanne Schomann:
Da kämen bei mir einige Bücher infrage( z.B. Vom Winde verweht, Sturmhöhe, Die Säulen der Erde und noch viele mehr). Wenn ich mich entscheiden muss, nehme ich: „Jenseits von Eden“ von John Steinbeck, weil dieser Roman nicht nur großartig geschrieben ist, sondern auch alles beinhaltet, was eine gute Geschichte ausmacht. Ein Familienepos mit Tiefe und intensiv gezeichneten Charakteren. Übrigens sei hier angemerkt, dass die Verfilmung mit James Dean nur einen ganz kleinen Teil des Romans aufgreift. Ich habe das Buch zum ersten Mal als Teenager gelesen, später noch zwei weitere Male. Immer in unterschiedlichen Lebensabschnitten. Es war jedes Mal ein Erlebnis.
Heike Gellert:
Derzeit ist das der Roman von Regine Kölpin „Die Lebenspflückerin“. Spielt in Ostfriesland und Teil II und III sind schon auf dem Markt. Der Welttag des Buches wird hoffentlich noch lange bestehen.
Kristina Günak:
Das ändert sich ständig, weil ich ständig neue Lieblingsbücher habe. Ich kann mich da keinesfalls festlegen. 😉
Stefanie Ross:
Ich würde an einem trüben und grauen Herbsttag das Buch „Nicht die Bohne“ von Kristina Steffan verschenken, weil beim Lesen kein Augen trocken bleibt – vor Lachen – und damit die Stimmung und der Tag gerettet ist.