Erst einen Tag vor diesem Dinner sind wir aus Florenz, unserem wohlverdienten Jahresurlaub, zurückgekommen. Uns erwartete herbstliches Wetter und die Vorfreude auf einen hoffentlich spannenden, informativen und leckeren Whiskyabend.
Eine Reise durch Schottland, die von ausgesuchten Single Malt Whiskys unterschiedlicher Regionen begleitet wird. Eine gute Gelegenheit, die Vielfalt des schottischen Whiskys kennen zu lernen.
Was ist Whisky? Vor einem Jahr hätte ich gesagt, irgendein hochprozentiges Getränk. Ich kannte zwar den Begriff aber wusste nicht, wie Whisky schmeckt und hatte mich auch nie dafür interessiert. Doch das änderte sich, seit ich einen Partner habe, der Whisky trinkt und mich auf den Geschmack gebracht hat.
Whisky – dieses Wort leitet sich vom Schottisch-Gälischen uisge beatha ab (gesprochen: ɯʃkʲe ‚bɛha, auch uschkeba), wird im Irischen uisce beatha (gesprochen: ischke baha oder ischke ba) ausgesprochen und bedeutet soviel wie „Lebenswasser“ oder „Wasser des Lebens“.
Ich freute mich riesig auf den Abend und war gespannt auf die Sorten die verkostet werden sollten, aber ebenso auf das Dinner und natürlich darauf, was ich Neues zum Thema erfahren würde. Und wenn wir ehrlich sind – für mich würde fast alles neu sein.
Wir waren ausnahmsweise sehr zeitig da – zu zeitig wie sich zeigte. Trotz der herbstlichen Temperaturen mussten wir noch eine ganze Weile vor der „Schmiede“, der besten deutschen Whiskybar des Jahres 2012, aushalten, ehe wir hinein durften. Die Tische waren bereits liebevoll gedeckt, an der einen Ecke des Raumes war eine Leinwand aufgebaut, davor ein Tisch mit den Verpackungen des sechs Whiskys und anderen Kleinigkeiten, die uns im Laufe des Abends präsentiert werden sollten.
Los ging die Veranstaltung, an der etwa 20 Freunden des guten Geschmacks teilnahmen, kurz nach 18 Uhr mit einer kleinen Ansprache von Ralf Morgenstern, einem der Inhaber der Kneipe.
Danach dauerte es auch gar nicht lange und der erste Gang des heutigen Abends wurde serviert. Die Vorspeise – Orangen-Pfeffer-Shrimps an Salatbukett mit Holunder-Ingwer-Sauce und Baguette – war nicht nur ansprechend auf den Tellern angerichtet. Nein, sie schmeckte noch dazu auch superlecker. Aber wer das Essen hier kennt, der wusste dass er vom kulinarischen her nicht enttäuscht wird.
Was die Vorspeise versprach, konnte der Hauptgang, nämlich Glasiertes Filet vom Schwein an Mandel-Buttergemüse mit Zitronenkartoffeln, halten. Auch hier galt: ansprechend angerichtet und superlecker.
Dann begann der Hauptteil des Abends: Die Verkostung von 6 Whiskys. Diese waren auf den eigens für den Abend entworfenen Platzdeckchen platziert worden, nachdem wir den Hauptgang beendet Hatten.
Die Verkostung sollte uns geschmacklich einmal quer durch Schottland führen. Der erste Whisky des Abend war ein 12 Jahre alter Auchentoshan aus den Lowlands.
Doch bevor es ans probieren ging erklärte Ralf uns, wie man einen Whisky richtig verkostet und dann ging es los. Der Auchentoshan war gleich nach meinem Geschmack. Er war sanft, leicht fruchtig und hatte eine leichte Karamell-Note – perfekt für mich.
Es folgte der zweite Whisky des Abends, ein Glen Grant aus der Speyside, jener Region um den namensgebenden Fluss Spey im Nordosten Schottlands, die für ihre Whiskyvielfalt bekannt ist. Der Whisky war 10 Jahre alt, ebenfalls sanft, leicht cremig und vom Geschmack her kam ein bisschen Honig mit durch – auch durchaus etwas für mich.
Dann kamen wir zum Dritten des Abends – ein Glen Garioch aus den Highlands. Ausgesprochen wird dieser Whisky übrigens „Glen-Gírie“ – ist Gälisch nicht eine schöne Sprache? Er war mit 48% etwas stärker als die beiden Vorherigen. Beim Verkosten erinnerte er mich an einen trockenen Wein, ich schmeckte etwas minziges heraus, während Markus sich an Bratäpfel erinnert fühlte.
Zwischen dem Verkosten der einzelnen Sorten erfuhr ich – und mit mir all die anderen Gäste – viel über die Entstehung des goldenen Tropfens. Was macht einen Whisky aus? Woher bekommt er seine Färbung?
So erfuhr ich zum Beispiel, dass ein Whisky sich nur dann Whisky nennen darf, wenn er bestimmte Kriterien erfüllt. Dazu gehört unter anderem, das dieser einen Mindestalkoholgehalt von 40 Volumenprozent aufweisen muss. Auch muss er mindestens drei Jahre lang in Eichenfässern mit einem Fassungsvermögen von 700 Litern oder weniger reifen muss.
Dunkle Whiskys waren zur Reifung in alten Sherry- oder Portweinfässen, die meist aus Spanien oder Portugal stammen. Für hellere Whiskys werden gebrauchte amerikanische Bourbonfässer verwendet. Einige Whiskys bekommen vor Ihrer Abfüllung dann noch ein „Finish“. Das bedeutet, sie werden für die letzten Monate oder Jahre noch einmal in einem anderen Fass gelagert, in dem sich vorher zum Beispiel Sherry, Portwein, Rum, Cognac oder Weißwein befunden hat.
Bei der Lagerung in den Holzfässern verdunstet übrigens bis zu 1 Prozent des Inhaltes durch die Poren – der so genannte Engels-Anteil (Angels’ share oder Angels’ dram) – und das pro Jahr!
Dass ein Whisky erst einmal viele Jahre reifen muss, ehe er auf den Markt kommt, war mir vollkommen neu. Auch, dass bei der Abfüllung in Flaschen noch Wasser hinzugefügt wird, um eine gebräuchliche Trinkstärke, welchen zwischen 40% und teilweise 46% liegt, zu erreichen. Die unverdünnten Abfüllungen, die direkt in Fassstärke (der so genannten cask strength) abgefüllt werden, werden immer beliebter. Aber ob ich die wirklich probieren wöllte? Ich glaube eher nicht.
Bei der Verkostung war jetzt eine kleine Pause angesagt. Zeit, sich etwas die Füße zu vertreten, den Kopf auszulüften und das bisher gehörte – zumindest bei mir – erst einmal sacken zu lassen. Lange dauerte die Pause nicht, nach etwa 15 Minuten ging es mit dem dritten und letzten Gang des Dinners weiter – einer sehr leckeren Nachspeise von der ich nur zu gern einen Nachschlag genommen hätte. Gab es aber leider nicht. So musste ich mit einer Portion der leckeren Sherry-Mandarinencreme mit Mangosauce und Whiskysahne Vorlieb nehmen.
Dann ging es mit der zweiten Hälfte der Verkostung weiter – es folgten drei weitere Whiskys, die alle samt etwas kräftiger waren als die zuvor.
Der Highland Park von der Inselgruppe Orkney war 12 Jahre alt und schon vom Duft her „straffer“ als die zuvor, im Geschmack sehr komplex. Dennoch ein süßer und warmer Geschmack mit einer kleinen Note Honig.
Es folgte ein Talisker von der Isle of Skye. Mit seinen 10 Jahren nach Meinung einer lieben Freundin „zu jung“, dennoch in meinem Augen sehr stark, intensiv – ich würde sogar sagen recht kräftig. Er brannte aber nicht, war dafür leicht ölig. Vom Geschmack her am Anfang wie Honig, aber vor allem nach dem Herunterschlucken mit dem kräftigen Aroma von Pfeffer.
Der letzte Whisky des Abends kam von der Insel Islay, von der die „Königinnen“ der Whiskys kommen – wenn man Kennern glauben darf. Der 12jährige Bowmore war ein schwerer und kräftiger Whisky. Rauchig, aber nicht zu sehr. Weitaus weniger süß als die anderen, erdiger im Geschmack. Damit traf der Bowmore vor allem Markus‘ Geschmack, meinen nicht ganz.
Auch im zweiten Teil der Verkostung erfuhr der interessierte Teilnehmer viel wissenswertes und so sehr ich mich auch bemühte – ich konnte mir bei weitem nicht alles merken.
Nur noch soviel, dass sich Whisky im allgemeinen in drei Kategorien unterteilt. Den Grain Whisky, der größtenteils nur zum Beimischen verwendet wird. Der (Single) Malt Whisky, bei dem es sich um ein ungemischtes Produkt handelt und dann noch die Blended Whiskys. Bei diesen werden mehrere Einzelwhiskys verschiedener Brennereien zu einem Markenprodukt mit immer gleichem Geschmack gemischt.
All diese und noch viel mehr Informationen, die sich so trocken anhören, bereicherte Ralf mit herrlichen Bildern aus einer wunderschönen Gegend. Würzte das ganze mit einigen Anekdoten seiner Reisen und machte daraus einen wundervollen Abend für seine Gäste.
Ich habe jedenfalls viel gelernt, konnte ein überaus leckeres Menu genießen und tolle Whiskys ausprobieren. Nun weiß ich auch, wohin mich eine meiner nächsten Reisen hoffentlich einmal führen wird. Und ich weiß, es war nicht die letzte Verkostung dieser Art, die ich mitgemacht habe.
An dieser Stelle noch ein ganz dickes Dankeschön an Markus, der mich zu diesem Abend mitgenommen, begleitet hat. An Ralf Morgenstern für die sehr interessante Präsentation des Abends und an das Küchenteam der Schmiede für das gelungene und wunderbare Essen.
In diesem Sinne
„Slainte Mhath“ (gesprochen Slontsche wah)
also „Gute Gesundheit“ oder einfach nur Prost.
Hey Süße,
das klingt nach einem sehr schönen Abend. In die Schmiede darfst du mich auch mal entführen 😉
lg dein Leensche
Sehr gern – aber erst wenn Du auch wieder was trinken darfst 🙂
Nix alkoholfreies??