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Gedanken zum Fest von Iny Lorentz

Jedes Jahr, wenn ich einen Adventskalender für meinen Blog gestalten möchte, frage ich Autoren an, die mich in dem Jahr begleitet haben. Bisher war die Teilnahme immer recht gut, im vergangenen Jahr nahm es schon ab und in diesem Jahr … nun das Ergebnis habt ihr gesehen denke ich. Es hat sich eine gewisse Müdigkeit eingestellt was die Mitgestaltung von Adventskalendern angeht und es gibt einfach zu viele davon. Daher wird dieser Bericht heute der letzte für meinen Adventskalender sein – im nächsten Jahr werde ich darauf verzichten.

Iny und Elmar, bekannt als das schreibende Ehepaar Iny Lorentz ist jedes Jahr dabei gewesen und zusammen mit Sandra Henke meine treuesten Teilnehmer. An dieser Stelle noch einmal ein ganz dickes DANKE dafür.

Jetzt aber genug der Vorrede, hier lest ihr „Ein paar Gedanken zum Weihnachtsfest“

Ein paar Gedanken zum Weihnachtsfest:

Wenn man wie wir auf fast sieben Jahrzehnte mit sehr vielen Weihnachtsfesten zurückblicken kann, dem bleibt so manches im Gedächtnis. Manche Weihnachten waren schön, andere so na ja, und an ein paar denkt man nicht gerade positiv zurück.

Eine Enttäuschung:

Bis Elmar mehrere Jahre nach dem Tod seines Vaters den Führerschein machen konnte, stellte für seine Mutter und ihn der einmal in der Woche verkehrende Bus in die Kreisstadt die einzige Verbindung zur Außenwelt dar. Da die Arbeit sie oft daran hinderte, den Bus zu benutzen, war es kein Wunder, dass Elmars Mutter viele Dinge bei Versandhäusern bestellte. Dazu gehörten auch Bücher als Weihnachtsgeschenk für Elmar. Einmal – er war etwa elf oder zwölf Jahre alt – hatte er sich den ersten und zweiten Teil einer kleinen Reihe gewünscht.

Das Paket kam, auch zwei Bücher, aber leider auch die Nachricht, dass eines der bestellten Bücher vergriffen sei. Deshalb habe man den anderen Teil geschickt. Der aber war bei der Bestellung schon dabei. Wir hatten damit das eine Buch zweimal, und das andere keinmal. Elmar hatte sich auf die beiden Bücher gefreut und so war dieses Weihnachtsfest für ihn doch eine gewisse Enttäuschung.

Scham:

Elmar war einige Jahre älter und bereits in der Berufsschule. Der Zweite Weltkrieg lag etwas mehr als zwanzig Jahre zurück und die viele seiner Lehrer hatten ihn als Soldaten mitgemacht. Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien wurde meistens über Weihnachten gesprochen. Einmal berichtete sein Lieblingslehrer von seinem ersten Weihnachtsfest nach dem Krieg. Er war kurz zuvor aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden, hatte weder Arbeit noch Geld, und konnte daher auch keine Geschenke kaufen.

Als es dann an die Bescherung ging, stand er mit leeren Händen da, während seine Mutter und seine Schwestern es geschafft hatten, doch etwas für ihn zu besorgen. Er sagte, er habe sich in seinem Leben nie mehr geschämt als damals, da seine Mutter und seine Schwestern Sachen von sich verkauft oder eingetauscht hatten, nur um ihn etwas schenken zu können. Er hingegen hatte sein letztes Geld für eine Schachtel Zigaretten ausgegeben.

Stille Nacht, bis es kracht:

Was jetzt kommt, ist kürzer und stammt von Iny. Ihre Erinnerungen an Weihnachten, als sie ein Kind gewesen war, bestehen jeweils aus einer halben Stunde ‚Stille Nacht, Heilige Nacht‘, gefolgt von stundenlangem Familienkrach. Weihnachten war daher für sie für viele Jahre nicht gerade das Fest der Feste.

Die Krippe:

Es gibt aber auch andere Erinnerungen. So wie damals, als der Postbote am Heiligen Abend eine Weihnachtskarte brachte, mit einem Fünfmarkschein als Weihnachtsgeschenk für den damals noch sehr jungen Elmar. Mit diesem Geld hat er sich noch am selben Tag seine ersten Figuren für seine spätere Weihnachtskrippe gekauft.

Das Büchergeschenk:

Ebenso gerne denkt Elmar an ein Weihnachtsfest zurück, an dem die in Karlsruhe verheiratete Tochter einer Nachbarin ihre Mutter besuchte und ihm einen Stapel SF-Romane aus der aufgelassenen Sammlung eines Verwandten mitbrachte.

Gemeinsame Weihnachten eins:

Schön war auch unser erstes, gemeinsames Weihnachtsfest. Wir hatten uns ein kleines Plastikbäumchen gekauft und spielten eine Kassette mit Weihnachtsliedern ab. Zu trinken gab es Veilchentee für Iny und Rumtee für Elmar und wir freuten uns riesig, weil wir uns gefunden hatten.

Gemeinsame Weihnachten zwei:

Ähnlich war es viele Jahre später. Wir hatten einen Tag vor Weihnachten die Schlüssel des Häuschens erhalten, in dem wir jetzt leben. Das Haus war vollkommen leer und es gab auch keine Lampen. Trotzdem haben wir bis zum Abend gewartet, bis wir von unserer damaligen Wohnung losgefahren sind. Im Kofferraum befand sich der erste Bücherkarton als Symbol unseres bevorstehenden Umzugs. Weiter hatten wir eine Kerze, zwei Gläser und eine Flasche Wein eingepackt. Damit setzten wir uns ins gähnend leere Wohnzimmer und stießen auf die junge Frau an, die es uns erst ermöglicht hatte, dieses Häuschen zu erwerben, auf Marie Schärer, die Wanderhure. Damals wussten wir nicht, wie lange sie uns noch begleiten würde. Doch wir sind ihren weiteren Weg gerne mit ihr gegangen und empfinden eine große Dankbarkeit, dass wir durch sie so leben können, wie wir es tun.

Iny und Elmar Lorentz

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