Das heutige Interview bestreiten gleich 3 Autorinnnen, welche im Selfpublisher-Bereich zu finden sind und dort ihre Bücher herausbringen. Alle drei durfte ich bereits live und in Farbe kennenlernen – Erinnerungen an die ich gerne zurückdenke.
Katja: Die Zeit, in der wir derzeit uns alle befinden, verlangt von uns Kontaktsperre zu lieben Menschen und bringt uns eine Ausgehbeschränkung. Wie gehst du mit der Situation um? Was ist für dich die einschneidendste Veränderung, die das Ganze mit sich bringt?
Jo: Diese Frage ist nicht in wenigen Sätzen zu beantworten, ich versuche es trotzdem. Die allgemeine Situation hat auf mich persönlich die Auswirkung, die man mit Beklemmung, aber auch Hoffnung, umschreiben kann. Das betrifft beinahe alle Bereiche des täglichen, realen Lebens: Die Beschränkung, familiäre und soziale Kontakte sowie Freizeitaktivitäten größtenteils auf Eis zu legen, die Angst um Familienangehörige, Freunde und um sich selbst; die Frage nach dem »Danach«. Wird es eine Finanzkrise geben? Werden unsere Krankenhäuser kollabieren? Wann wird ein Medikament gefunden? Wie sind die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und wie wird all den Kleinunternehmer und Mittelständlern geholfen, die jetzt vor dem Aus stehen? Und warum zur Hölle erhalten die Menschen, die in dieser Zeit für uns alle so wichtig und sowieso chronisch unterbezahlt sind und bis an ihre Belastungsgrenzen gehen, nicht endlich mehr Gehalt und noch einen Bonus obendrauf? Applaus ist gut und wichtig, bringt aber auch keine Butter auf´s Brot. Und viele Fragen mehr.
Zu schaffen macht mir die Dauerberieselung dieses weltweit umspannenden Themas – und die Angst, die Verzweiflung und die negative Grundströmung, die uns alle umgibt.
Die einschneidendste Veränderung für mich und meine Familie sind o.a. Punkte und auch das permanente Aufeinandersitzen, wie wahrscheinlich bei vielen Familien ebenso. Doch längst nicht in dem Ausmaß, wie es andere Familien derzeit durchleben. Solche mit mehreren Kindern, die bspw. in einer Wohnung ohne Balkon ihren Alltag meistern, nebenbei im Homeoffice arbeiten und evtl. noch Angehörige pflegen müssen, ihre Jobs verloren oder monatlich deutlich weniger Geld auf dem Konto haben, und dabei an ihre mentalen und körperlichen Grenzen gehen. Das ist eine riesige Belastungsprobe und kaum zu schaffen. Die Auswirkungen der Krise werden erst in einigen Monaten zutage treten. Dagegen bin ich beinahe schon begnadet: Meine Tochter ist erwachsen, mein Mann (Risikofall, Asthma) arbeitet im Homeoffice, und ich sitze, wie auch vor der Corona-Krise, in meinem Büro und arbeite, wir haben einen Garten und dürfen uns immerhin zu zweit oder gemeinsam mit der Familie im Freien bewegen.
Generell versuche ich, nicht im Sumpf der unzähligen Meldungen, Falschmeldungen und Diskussionen zum Thema zu versinken, und lebe bewusster. Der Spaziergang, der Sport im Freien oder zu Hause bekommt einen hohen Stellenwert, wir kaufen bewusster (und seltener) ein, versuchen, das Immunsystem zu stärken mit Vit D3, mit Sonnetanken, mit Bewegung und Lachen – auch wenn sich Letzteres falsch anfühlt. Und doch ist es wichtig, emotionell nicht total ins Negative abzurutschen, sich nicht von der Angst beherrschen zu lassen, Hoffnung zu haben und die schönen, kleinen Momente größer zu machen.
»Seele machen Körper krank.« An diesem indianischen Spruch ist mehr dran, als es auf den ersten Blick scheint.
Ich schätze, das mit den wenigen Sätzen hat nicht funktioniert 😉
Amy: Als Autorin ist es für mich ja nicht ungewöhnlich zu Hause zu sein. Ich habe quasi jeden Tag Homeoffice. Mein Mann geht auch jeden Tag ins Büro und hält dort die Stellung und meine Kids sind soweit groß, dass sie mit der Situation auch gut zurechtkommen. Was mir fehlt sind meine Freunde und die Möglichkeit, sie jederzeit sehen, knuddeln und herzen zu können. Glücklicherweise gibt es das Internet, so sind wir wenigstens darüber verbunden.
Wir haben das große Glück, sehr ländlich zu wohnen und nicht die volle Breitseite live mitzukriegen, aber ich habe ja viele Freunde in vielen verschiedenen Städten und Ländern, denen es nicht so gut geht. Das macht uns traurig. Aber wir hoffen, dass wir alle gut durch diese verrückte und schwere Zeit kommen.
Charlotte: Bei mir läuft es eigentlich vergleichsweise normal. Ich sitze ja ohnehin die meiste Zeit alleine in meiner Wohnung und schreibe. Ich bin also die Home Office-Situation gewöhnt. Der einzige Unterschied ist, dass auch mein Mann öfter hier ist und ich mich nicht wie sonst mit Freunden treffen kann. Natürlich finde ich die Gesamtsituation beängstigend, aber mein Alltag ist davon glücklicherweise kaum betroffen. Ich weiß aber, dass ich da in einer sehr privilegierten Situation bin.
Katja: Wie beschäftigst du dich? Welches Hobby begleitet dich durch die Zeit und hast du vielleicht auch ein neues Hobby für dich entdeckt?
Amy: Meine Tätigkeiten haben sich im Grunde nicht wirklich verändert. Ich kümmere mich nach wie vor um meine Manuskripte, auch wenn die Angst und das ganze Drumherum meinen Kopf ein wenig lähmt. Neue Hobbys habe ich somit nicht entdeckt, aber ich gehe gerne mit dem Hund in den Wald, fernab von anderen Leuten, mache Homeworkouts statt Fitnessstudio und stricke jetzt schon Socken, um dann im Winter warme Füße zu haben ?
Charlotte: Ich arbeite! Vielleicht sogar mehr als sonst. Ich habe in den letzten Wochen fleißig am zweiten Band meiner neuen Reihe geschrieben, die ab nächstem Februar bei Heyne erscheint. Das ist eine ziemlich gute Ablenkung. Insofern habe ich gar keine Zeit für neue Hobbys.
Das einzige Hobby, das ich vielleicht trotzdem erwähnen könnte, ist mein Podcast, den ich zusammen mit Christian Raabe produziere. Allerdings sind wir schon seit letztem Sommer am Start, haben aber angelegentlich einige Corona-Folgen gemacht. Wem es interessiert: www.literarischer-saloon.de
Jo: Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen gehört meine zu denen, die bislang nicht von der Krise betroffen sind. Daher ist mein Alltag weitgehend »normal«. Dies zu schreiben, verursacht mir eine gewisse Scham, denn ich sehe um mich herum viele mit der Existenz kämpfen. Das ist furchtbar.
Katja: Welche Bücher hast du in den letzten Wochen gelesen? Welche liegen noch auf deinem Stapel?
Charlotte: Ich habe vor etwa zwei Wochen mit der Gesamtausgabe von „Anne of Green Gables“ von Lucy Maud Montgomery angefangen – auf Englisch. Das sind acht Bücher und die sollten mich noch ein bisschen durch die Krise tragen. Falls nicht, ist der Stapel gut gefüllt und ständig kommen neue Titel hinzu, denn meine KollegInnen sind ja wahnsinnig fleißig. Besonders freue ich mich auf „Hibiskustage“ von Sabine Lay.
Jo: Im Moment lese ich nur wenig. Aktuell das Buch »Der letzte seiner Art« von Andreas Eschbach. Auf meinem Stapel liegen noch drei Romane von lieben Kolleginnen.
Amy: Ich muss gestehen, ich habe in den letzten Wochen gar nicht viel lesen können, weil mein Kopf einfach nicht abschalten wollte. Jetzt so langsam haben wir uns mit der neuen Situation arrangiert und ich schaffe es tatsächlich, länger als nur zwei Seiten an einem Buch zu lesen.
Gerade lese ich Die Stimme des Zorns von Ethan Cross. Außerdem habe ich noch andere Bücher angefangen, wie den neuen Roman meiner besten Freundin Sina Müller „Academy of Arts“ und einen weiteren Krähen – Thriller meines lieben Kollegen Leo Born. Auf dem SuB liegen noch etliche und ich befürchte, dass wir tatsächlich in diesem Jahr noch viel Zeit zum Lesen haben werden.
Katja: Wie ist dein Eindruck? Rücken die Autoren mehr zusammen? Wie findest du die ganzen Aktionen, die es jetzt gibt?
Jo: Es gibt Autoren, die rücken schon immer zusammen, unterstützen sich gegenseitig mit Tipps, motivierenden Zeilen und gemeinsamen Aktionen. Aktuell vielleicht ein bisschen mehr, aber auch nicht mehr als bspw. zu Buchmessezeiten.
Zu den unzähligen Aktionen und Ersatzveranstaltungen: ehrenvoll und gut, aber viel zu viel. Es drängt sich bei mir das Gefühl auf, als befände ich mich in einem riesigen Ramschladen. Das Buch verliert so auf Dauer an gefühltem Wert. Der Eindruck mag jedoch an meiner Autorensichtweise liegen, aus Lesersicht ist das womöglich anders.
Lange habe ich überlegt, die über 60 Fehldrucke von »Ein Hauch von Schnee und Glück« für wenig Geld zu verkaufen, eine Onlineaktion zu starten, habe mich in der letzten Märzwoche jedoch dazu entschieden, alle Taschenbücher der Nachbarschaftshilfe im Ort zu spenden.
Charlotte: Ich finde, es gibt ohnehin eine große Solidarität zwischen Autoren – zumindest in der Blase, in der ich mich bewege. Da unterstützt man sich auch jenseits von Krisen gerne gegenseitig. Das ist jetzt noch enger geworden. Ich finde das toll. Auf meinem Blog habe ich beispielsweise auch eine Interview-Rubrik eingeführt und stelle alle paar Wochen jemanden vor. Und auch in meinem Newsletter gibt es Hinweise auf die Neuerscheinung von Kollegen.
Amy: Ich bin in den letzten Wochen wenig online gewesen, zumindest als Autor, deswegen weiß ich gar nicht so recht, welche Aktionen da so laufen. Ich weiß von einer Online-Buchmesse, Gewinnspielen, etc. und finde es wunderbar, dass sich die Autoren zusammengetan haben, um in der Kürze der Zeit sowas Tolles auf die Beine zu stellen. Ich für meinen Teil habe mich an nichts beteiligt, da ich selbst erstmal mit der jetzigen Situation klarkommen wollte.
Katja: Und hier noch ein wenig Werbung für Dich … zu welchen Deiner Bücher sollten meine Leser jetzt unbedingt greifen?
Charlotte: Da empfehle ich doch gerne meinen absoluten Herzensroman „Robin – High in the Sky“ – da gibt’s alle Emotionen, die man sich vorstellen kann und ein wunderbares, tröstliches Happy End.
Jo: Am besten zu Allen? Aktuell gibt es ein Buch im Prime-Reading und auf €1,49 reduziert. »Glück ist Liebe, Honey«. Oder vielleicht möchten einige auch zu meiner letzten Neuerscheinung greifen »Dear Mr. Stranger: Verliebt in einen Fremden«.
Im April wird es einen neuen Roman von mir geben.
Amy: Vielen Dank für die Möglichkeit <3
Gerade eben habe ich gesehen, dass King´s Legacy – Alles für dich (Band 1 der Reihe) reduziert wurde. Wie lange die Aktion des Verlages gilt weiß ich allerdings nicht.
Band 3 der Reihe, King´s Legacy – Halt mich fest, erscheint am 30.04.2020 und schließt somit die Reihe um die Speakeasybar in New York. Ich freue mich natürlich über jeden einzelnen Leser und hoffe, dass euch meine Geschichten gefallen.
Bitte, bitte, passt auf euch auf, bleibt zuhause und gesund <3
Alles Liebe,
Eure Amy