Das heutige Interview, das gleichzeitig den Schlusspunkt in meiner Interview-Reihe setzt, wird bestritten von der Kinderbuch-Autorin Anja Schenk. Außerdem mit im Boot: Steffi Bieber-Geske, Kinderbuchautorin und Verlegerin bei Biber & Butzemann und Britta Schmidt von Groeling, Verlegerin beim Kinderbuchverlag World for Kids.
Warum ausgerechnet diese 3 als letztes? Sie bilden gleichzeitig den Auftakt für den Sprung in den Monat Mai, wo es dann auf meinem Blog hauptsächlich um Kinderbücher gehen wird und wo ich sowohl das neue Buch von Anja Schenk als auch Bücher aus dem Biber & Butzemann-Verlag sowie dem Verlag World for Kids vorstellen werde.
Katja: Die Zeit, in der wir derzeit uns alle befinden, verlangt von uns Kontaktsperre zu lieben Menschen und bringt uns eine Ausgehbeschränkung. Wie gehst du mit der Situation um? Was ist für dich die einschneidenste Veränderung, die das Ganze mit sich bringt?
Steffi: Ich vermisse meine Mama, meine Schwester, meine Freundinnen – und mein Sportstudio. Außerdem habe ich große Sehnsucht nach dem Meer. Wir wären unter normalen Umständen morgen an die Küste gefahren. Ansonsten hat sich mein Alltag gar nicht so sehr verändert, ich habe auch früher schon oft im Homeoffice gearbeitet. Meine Söhne sind ja schon etwas größer und kommen mit dem Homeschooling gut zurecht, sodass ich trotzdem normal arbeiten kann. Außerdem wohnen wir sehr privilegiert am Standrand mit eigenem Garten, sodass uns nicht die Decke auf den Kopf fällt. Es gibt auch etwas, das ich gerade sehr genieße: das Ausschlafen! Endlich kann meine Familie ihren normalen Biorhythmus leben, das geht ja sonst nur in den Ferien.
Anja: Ich nehme die Situation so, wie sie im Moment ist. Der fehlende Kontakt mit Großeltern macht uns traurig, aber dafür telefonieren wir mehr und übernehmen Einkäufe für sie. Da wir ländlich wohnen, haben wir zum Glück Wald und Wiesen direkt vor der Haustür und fühlen uns nicht eingesperrt. Trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich nicht mehr das tun zu können, was einem immer normal vorkam, wie ins Kino, Restaurant oder Schwimmbad zu fahren. Aber das ist ein vorrübergehender Zustand und irgendwann werden all die schönen Dinge wieder möglich sein. Verunsichernd empfinde ich nur, dass man nicht weiß, wann wieder Normalität einkehren wird und wie lange dieser Zustand andauert.
Britta: Die einschneidendste Veränderung ist es, keine Veranstaltungen mehr organisieren und besuchen zu können – und natürlich meine Familie und Freunde nicht live sehen zu können.
Katja: Wie beschäftigst du dich? Welches Hobby begleitet dich durch die Zeit und hast du vielleicht auch ein neues Hobby für dich entdeckt?
Anja: Als nicht hauptberufliche Autorin arbeite ich bisher unverändert weiter, allerdings immer im Homeoffice, daher ist das für mich jetzt keine Veränderung, außer, dass ich durch das hinzugekommene Homeschooling für meine beiden schulpflichtigen gerade nicht viel schaffe und leider auch wenig zum Schreiben komme. Für neue oder alte Hobbys bleibt da kaum Zeit am Ende des Tages übrig und wenn doch, dann nutze ich die natürlich zum Schreiben oder eine kleine kreative Bastelei mit meinen Kindern.
Britta: Um ehrlich zu sein, habe ich viel weniger Zeit als sonst. Vor den Osterferien habe ich sehr viel Zeit mit der Beschulung der Kids zugebracht und bin kaum dazu gekommen, mich um den Verlag zu kümmern. Jetzt, da Ferien sind, hole ich das auf, was liegen geblieben ist. Die vielen Freizeitbeschäftigungsvorschläge, die mir allenthalben medial und online begegnen, fliegen also eher an mir vorbei. Das einzige, wofür ich mir Zeit nehme, ist lesen – und ab und an allein die Spree hoch und runter laufen und dabei mit lieben Menschen telefonieren. Vielleicht erhalte ich mir das, es tut gut an der frischen Luft zu sein und durchbricht die Zeit vor dem Bildschirm.
Steffi: Ich arbeite nach wie vor Vollzeit – und meine Arbeit ist mein Hobby. Vielleicht bleibt ein klein wenig mehr Zeit zum (Vor-)Lesen.
Katja: Welche Bücher hast du in den letzten Wochen gelesen? Welche liegen noch auf deinem Stapel?
Britta: Gerade lese ich „Die Eismacher“ von Ernest van der Kwast, um meine Italiensehnsucht zu bekämpfen. Davor habe ich „Patria“ von Fernando Aramburu gelesen, ein fantastisches Buch. Worauf ich danach Lust habe, weiß ich noch nicht genau. Alan Bennets „Die souveräne Leserin“ ist in der engeren Auswahl… Ich hätte große Lust, in einen bestimmten Buchladen in Schöneberg zu gehen und dort zu stöbern, aber er ist sehr klein und vermutlich geschlossen. Dort könnte man also nur online bestellen. Das fehlt mir schon sehr: Das Stöbern in Büchern, die langsame Auswahl, das Eingrenzen, bis man sich für etwas entschieden hat. Das mache ich online einfach nicht, es macht keinen Spaß.
Steffi: Mein SUB ist mehrere Meter hoch. Ich fürchte, das wird sich aktuell auch nicht ändern. Ich lese ja vor allem mit meinen Kindern zusammen, zuletzt das wunderbare „Der Junge, der Maulwurf, das Fuchs und das Pferd“, aktuell den zweiten Band der „Duftapotheke“. Was wir sonst so lesen, erfahrt ihr auf meinem Blog: https://biber-butzemann.de/blog
Anja: Zum Lesen komme ich im Moment leider viel zu wenig. Aber für ein schönes Kinderbuch muss immer Zeit sein. Gerade habe ich begonnen, „Das tut weh und ist schön“ von Frauke Angel zu lesen. Schon die ersten Seiten berühren mich sehr, es ist auf jeden Fall ein Buch, was unter die Haut geht und im Kopf bleibt.
Katja: Wie ist dein Eindruck? Rücken die Autoren mehr zusammen? Wie findest du die ganzen Aktionen, die es jetzt gibt?
Anja: Ich habe auch vor dieser Krise den Zusammenhalt zwischen AutorInnen gespürt und geschätzt. Jetzt rücken tatsächlich nochmal alle ein Stück näher zusammen. Die Ersatzaktionen zu den abgesagten Messeevents finde ich super, allerdings hat mich die Masse der Angebote zeitweise etwas erschlagen. Auch von mir gibt es eine Online-Lesung, die in der Buchhandlung Findus in Tharandt aufgenommen wurde, weil die eigentliche Lesung entfallen musste. Zu finden ist sie auf der Facebook- und Instagram-Seite der Buchhandlung Findus und auch bei youtube.
Steffi: Da passiert gerade so viel, dass ich längst den Überblick verloren habe. Wir unabhängigen Verleger halten schon immer zusammen und tun das auch jetzt. Diese Krise ist für die Buchbranche existenzbedrohend – die bewältigen wir nur gemeinsam.
Britta: Über die Autoren kann ich nicht viel sagen, das kriege ich zu wenig mit. Die Verlage und Buchhändler tun es auf jeden Fall. Es gibt eine große Welle der Solidarität und des „Wir sitzen alle in einem Boot“, das uns alle, die wir in der Branche unterwegs sind, zusammenrücken lässt. Ich hoffe, dass dieses Gefühl noch eine Weile anhalten wird, auch wenn die Dinge wieder ihren normalen Gang gehen können.
Katja: Und hier noch ein wenig Werbung für Dich … zu welchen Deiner Bücher sollten meine Leser jetzt unbedingt greifen?
Steffi: Das hängt ganz davon ab, wie alt deine Leser bzw. ihre Kinder sind. Für Kids ab 7 empfehle ich nach dem Motto lesen statt reisen jetzt zur Osterzeit „Abenteuer im Spreewald – Lilly, Nikolas und das geheimnisvolle Tagebuch“, ansonsten unsere Neuerscheinung „Abenteuer an der Müritz – Lilly, Nikolas und die verbotene Insel“. Erwachsenen und Kindern ab 11 würde ich „Das Erbe des Alchemisten“ ans Herz legen wollen, ein Jugend-Abenteuer mit phantastischen, historischen und Krimi-Elementen.
Anja: Auf jeden Fall zu meinem druckfrischen Kinderbuch „Die total verrückte Reise der Familie Nussbaum“, das gerade bei World for Kids erschienen ist. Es ist ein rasant-lustiger Sommerferienroman für Kinder ab 8 Jahren, der Lust auf die nächste Reise macht. Und auch, wenn wir gerade nicht verreisen können, dann doch wenigstens in Gedanken mit einem fesselnden Buch.
Britta: Zu „Die Klima-Checker: Schluss mit Plastik“, einem Kinderkrimi ab 8 Jahren, bei dem die drei Klima-Checker Malin, Trixie und Einstein den Umweltschutz für sich entdecken und fiesen Betrügern das Handwerk legen. Identifikation für alle Kids, die im letzten Jahr das erste Mal auf einer Klimaschutzdemo waren und sich für das Thema interessieren.
Oder wegträumen mit richtig viel Spaß und Action bei „Die total verrückte Reise der Familie Nussbaum“, bei der eine Familie einfach nur in den Urlaub fahren will, alles schief geht und sie ganz schön zusammenhalten müssen – und dabei jede Menge witzige und aufregende Abenteuer erleben. Auch ab 8 Jahren.
Und wer noch mehr Fernweh hat und auch noch was über ein fremdes Land lernen will, greift einfach zu einem unserer Kinderreiseführer. Die funktionieren auch zuhause, sind absolut kindgerecht und auch garantiert völlig Eltern-Themen-frei inklusive Spielen und Malen. Neu: Schottland, Bali und Neuseeland. Schaut auch mal auf unserer Website vorbei, dort gibt es gerade super Rätsel dazu.