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Fernwehland von Kati Naumann

Mit diesem Buch hat mich die Autorin Kati Naumann, die ich bereits von anderen Büchern kenne, endgültig und restlos von sich und ihrer Art zu schreiben überzeugt. Dieses Buch hat mich von Anfang an gefesselt, in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch eher durch Zufall bzw. durch die Rezension meiner Freundin und Mitbloggerin Sylvia. Ich habe erst eine Weile überlegen müssen, was mir die MS Völkerfreundschaft noch sagt, außer dass es das Urlauberschiff der ehemaligen DDR war. Nach einem kurzen Gespräch mit meinem Papa war klar: auf diesem Schiff ist sein Bruder (und mein Onkel) zur See gefahren. Er war als Koch an Bord.

Dann war klar, dass ich das Buch auch unbedingt lesen muss und dann folgte gleich die nächste Überraschung. Das Buch spielt nicht nur zu einem großen Teil auf der Völkerfreundschaft (oder Astoria wie sie seit 2016 heißt), sondern auch zu einem weiteren großen Teil in Kötzschenbroda / Radebeul. Mit Radebeul verbindet mich auch sehr viel, bin ich doch dort aufgewachsen und meine Schwiegerfamilie lebt noch heute in Kötzschenbroda. Der Dampfer „Diesbar“, der im Buch auch eine Rolle spielt, fährt noch heute und ist das einzige Schiff der Sächsischen Dampfschiffahrt, das mit Kohle befeuert wird.

Das sind die offensichtlichen Gründe, weshalb das Buch mich von Anfang an begeistert hat. Ich war 10 Jahre als, als die Völkerfreundschaft den Eigentümer wechselte und verkauft wurde und habe daher nie einen Fuß auf das Schiff gesetzt. Aber dank der Autorin fühle ich mich jetzt so, als wäre ich darauf gewesen. Als hätte ich die Fahrten mitgemacht.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr fesselnd, plastisch, bildlich. Man kann die Augen schließen und hat alles vor sich. Es scheint so, als ob man mit Henry, Simone und Frida auf großer Fahrt ist und es ist, als ob die drei mir ihre Geschichte direkt bei einem leckeren Cocktail erzählen. Dabei beginnt die Geschichte schon viel früher – mit Dora und ihrem Sohn Erwin und in der Zeit des zweiten Weltkriegs. Wir begleiten die Familie durch die Tiefen des Krieges, durch die Zeit der DDR mit ihren Parolen, der „Steckenpferdbewegung“, den Träumen und Hoffnungen. Wir erleben aber auch, dass Träume wie Seifenblasen zerplatzen können, sobald jemand – und das muss nicht einmal man selbst sein – eine gefühlt falsche Entscheidung trifft.

Kati Naumann hat mit diesem Buch mich mitgenommen – in die Vergangenheit, die auch ein Teil meiner Geschichte ist. Durch sie, durch die Augen von Henry und Simone, habe ich den Arbeitsalltag auf der Völkerfreundschaft erlebt und auch die Seite des Gastes auf eben diesem Schiff erlebt. Ich war dabei als die Andrea Doria sank, als sie 1962 unbeabsichtigt in die Kuba-Krise geriet.

Die Story war packend, interessant, informativ – sie hatte die ganz große Bandbreite der Gefühle. Die Charaktere dazu sehr vielschichtig und mit viel Feingefühl gezeichnet.

Vielen Dank für den Lesegenuss, den ich wärmstens weiterempfehlen werde.

Daten:
Autor: Kati Naumann
Titel: Fernwehland
Herausgeber:‎ HarperCollins Hardcover
Erscheinungstermin: Januar 2025
Seitenzahl der Print-Ausgabe: ‎416 Seiten
ISBN: ‎978-3365007433

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