Heute ist es mal wieder soweit – eine Rezension von Markus geht online. Das erste Buch, das Markus im letzten Jahr für mich rezensiert hat, war der erste Teil der Biographie von Werner Lohde. An dieser Stelle schließt sich der Kreis, in dem Markus auch den zweiten Teil der Biograpie gelesen und rezensiert hat.
Eins vorweg: Der zweite Teil der „Lohde-Biographie“ war für mich ein ganz schöner Wälzer. Nicht wegen der knapp über 400 Seiten, sondern weil in diesen 52 Jahre (deutsche) Geschichte erzählt wurden – verflochten mit einem ereignisreichen Leben. Dieses Leben hatte Höhepunkte, aber auch Längen – das spiegelt sich in diesem Buch wider.
Aber zurück zum Anfang. Nach Teil 1 seiner Biographie kommt der 1924 geborene Werner Lohde in den letzten Tagen des Jahres 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft wieder.
In den folgenden Jahren erlebt er sprichwörtlich, wie seine Heimat „aus Ruinen aufersteht“. Ein neues politisches und wirtschaftliches System und die Frage „Wie geht es weiter?“ sind die Zeichen seines Berufseinstieges.
Werner Lohde steigt mit seinem Engagement schnell in seinem Lehrbetrieb auf und sein Lebensmotto „Sei was du willst, aber was du bist, habe den Mut, ganz zu sein!“ gibt ihm Recht. Er bereist den Westen Europas, den halben Ostblock, aber auch Ägypten und Italien. Er definiert den Außenhandel seines Betriebes und ist, wie er selbst sagt, in dieser Zeit praktisch mit seiner Arbeit verheiratet.
Doch 2 Ehen, 3 Kinder, 6 Enkel und (bis dato) 2 Urenkel zeigen auch das Bild eines eine liebevollen Familienvaters. Soziales Engagement und der Aufbau der Arbeiterwohnungsbau-Genossenschaft Coswig zeigen seinen Einsatz in der noch jungen und aufstrebenden DDR.
Ich habe Werner Lohde in diesem zweiten Buch als Mann mit Idealen, mit Mut und einem Gesamtverständnis für größere Zusammenhänge kennengelernt. Neben der Schilderung seines Werdeganges reflektiert er politische Entwicklungen und Zustände, erklärt die Wirtschaftssysteme und übt gekonnt Systemkritik und Geschichtsauffrischung der anderen Art. Im Vergleich zwischen Damals und Heute zeigt er auf, warum Wachstum möglich war und was die Schwäche der späteren Generationen sind – wohlgemerkt ohne gehobenen Zeigefinger.
Er fasst die 40 Jahre DDR chronologisch zusammen, erklärt verständlich die Schwächen im System und schlussendlich ihr Scheitern. Dass er als Ruheständler nach der „Wende“ einen Neuanfang wagt und erst 2002, mit 78 Jahren, sein aktives Arbeitsleben beendet, ist beeindruckend und zeugt von dieser großen Persönlichkeit.
Das Buch ist merklich anders als der 1. Teil seiner Biographie. Es wirkt vielerorts schwerfälliger und hat öfter Längen durch die intensive Erzählweise mit Einordnung in die jeweiligen Umstände. Das ist sehr informativ, macht es aber zwischenzeitlich schwer „dran“ zu bleiben. Ich habe das Buch öfter mal weg gelegt, da zu viele Daten und Fakten den Lesefluss behinderten. Da Herr Lohde jedoch von Berufswegen her weder Chronist noch Autor ist, mag man dies entschuldigen – zumal abgesehen davon diese Biographie schon fast ein Geschichtsbuch von Nachkriegsdeutschland / Ost ist. Die intensive Recherchearbeit vermischt mit den Ereignissen seines Lebens hat einen besonderen Reiz.
Ich ziehe den Hut vor Herrn Lohde, seinem Lebenswerk, seiner Geschichte und seinem Willen. Der Willen, aktiv zu gestalten, ständig zu verbessern und irgendwie immer alles mit dem nötigen Einsatz fertig zu bekommen sollte Vorbild für nachfolgende Generationen sein.
Ich wünsche Ihm von ganzem Herzen Glück, noch lange gute Gesundheit, dass er älter als „Minna“ wird und mindestens die 6 gewünschten Urenkel erlebt.
Daten
Autor: Werner Lohde
Titel: Ehe der Kreis sich schließt … Ein erfülltes Leben
Gebundene Ausgabe
Seiten: 402
Verlag: Bürokom GmbH, Hennigsdorf (2014)
ISBN: 978-3000430688
Der Autor ist leider nach schwerer Krankheit am 16.04.2018 verstorben.
Dies zu hören und zu lesen, tut uns sehr leid.
Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden.
Werner Lohde wird uns als Autor und Mensch immer in guter Erinnerung bleiben.
Katja & Markus Ezold