Weihnachten in Amerika, wie ist das so? Wie feiert man, was kommt auf den Tisch? Diese Fragen beantwortet uns heute Kate Sunday, die ein Austauschjahr in den USA gemacht hatte und uns heute an dieser Erfahrung teilhaben lässt.
Mein amerikanisches Weihnachtsfest
Ich war fast siebzehn, als ich das erste Mal ohne meine Familie Weihnachten feierte. Für ein Schuljahr war ich als Austauschschülerin nach Akron, Ohio, in die Vereinigten Staaten gekommen. Ich hatte das große Glück, dass ich sehr nette Gasteltern zugeteilt bekommen hatte, die mich herzlich aufnahmen. Leider waren die Kinder bereits erwachsen, und lebten nicht mehr im Haus, sondern hatten ihre eigenen Familien.
Als meine Gastmutter, meine „Mom“ schon im November einen Weihnachtsbaum aus dem Keller schleppte, wunderte ich mich. Zuhause hatten wir immer erst ein paar Tage vor Heiligabend mit dem Schmücken des Baums begonnen. Mom erzählte mir, dass es in den Vereinigten Staaten Tradition sei, nach dem Thanksgiving Feiertag, der immer am vierten Donnerstag im November stattfindet, die Bäume aufzustellen und das Haus weihnachtlich zu schmücken. Ich half ihr, den Baum zusammenzustecken. Es war kein echter, sondern ein Kunstbaum, was ich ein bisschen schade fand, denn ich vermisste den herrlichen Nadelbaumduft, der zur Weihnachtszeit immer durch unser Haus daheim zog. Wir dekorierten unseren amerikanischen Baum mit kleinen, bunt blinkenden Lichtern, roten Kugeln, die mit roten Schleifen bestückt waren, einer goldenen Girlande und Plastikfigürchen. Ganz oben auf die Spitze steckte Mom einen orange leuchtenden Stern.
An den Kamin im Wohnzimmer haben wir bunte Strickstrümpfe gehängt, die mit den Namen der Kinder und Enkel meiner Gasteltern versehen waren. Den Kleinen wurde erzählt, dass Santa, der in den USA an Weihnachten die Geschenke bringt, in der Nacht vom vierundzwanzigsten auf den fünfundzwanzigsten auf seinem Rentierschlitten durch die Nacht saust und durch den Schornstein klettert, um die Strümpfe zu befüllen und Geschenke unter dem Baum zu verstecken.
Anders als bei uns zuhause, wurde bei meiner Gastfamilie nicht am Heiligabend gefeiert, sondern am Christmas Day, am 25. Dezember. Für mich war es schon irgendwie ulkig, morgens im Pyjama ins Wohnzimmer zu gehen, um Geschenke zu öffnen. Zur Mittagszeit habe ich meine Mom, die sehr gläubig war, in ihre Kirche zur Messe begleitet. Am Nachmittag kamen die erwachsenen Kinder mit ihren Familien zu Besuch und es gab nochmals eine Bescherung. Wir hatten uns alle hübsch gemacht und in Schale geworfen, und natürlich wurden auch viele Bilder geschossen. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik und meine Gastmutter verschwand immer wieder in der Küche, um nach dem Weihnachtsbraten zu sehen. (Sie konnte so gut kochen, ich bekomme direkt Hunger beim Schreiben. Hört ihr meinen Magen knurren?) Nach der Bescherung versammelten wir uns alle am großen ovalen Esstisch, um das Christmas dinner zu genießen. Ähnlich wie an Thanksgiving gab es Braten (ich erinnere mich nicht mehr so genau, aber ich denke, es war ein Putenbraten), Kürbisgemüse (squash), kleine Brötchen (rolls) und anderes Gemüse. Die Erwachsenen, zu denen ich damals in den Augen meiner Gasteltern leider noch nicht zählte, tranken Eierpunsch und eisgekühlten Wein. (Ich hab das Weintrinken ein paar Wochen später auf der Geburtstagsparty einer Freundin aus der Highschool nachgeholt. Aber das ist eine andere Geschichte ;-))
Später saßen wir gemütlich im Wohnzimmer beisammen, während die Kinder sich mit ihren neuen Spielsachen beschäftigt haben.
Es war seltsam für mich, Weihnachten so ganz ohne meine Familie in einem fernen Land zu feiern, aber ich denke gern daran zurück!
In diesem Sinne: Merry Christmas! Habt frohe, gesegnete Weihnachten.
Eure Kate Sunday