Ende Juni waren Markus und ich mal wieder unterwegs – unser Ziel war die IGA – die Internationale Gartenausstellung – die in diesem Jahr in Berlin stattfindet. Es ist übrigens in der Geschichte der IGA das erste Mal, dass Berlin Austragungsort dieser Gartenausstellung ist.
Seit der Eröffnung am 13. April dieses Jahres können Besucher aus aller Welt sich ins Stauen versetzen lassen und auch wir zwei wollten uns – zusammen mit unserer „großen“ Tochter und zwei lieben Freundinnen diese Gartenausstellung anschauen. Eigentlich kann man sagen, fast das gesamte „Team“ von „Katja’s Bücher und Rezepte“ war vor Ort.
Im Vorfeld habe ich mich natürlich, wie ich es eigentlich immer mache, ein wenig über unser Ausflugsziel informiert und habe dabei die Möglichkeit entdeckt, sich als Blogger zu registrieren. Ich habe die Akkreditierungen ausgedruckt, ausgefüllt und – mit einem mulmigen Gefühl im Bauch – mitgenommen.
Wir parkten am Nebeneingang Eisenacher Straße, da dort ein Parkplatz war, auf dem Behindertenparkplätze zur Verfügung stehen sollten. Dieser Parkplatz war eigentlich nur für Mitarbeiter, Lieferanten und eben … Rollifahrer. Versehen mit einem sehr netten und aufgeschlossenen Servicemitarbeiter, der konsequent alle anderen wegschickte, zu uns aber total nett war. Der erste – positive – Eindruck. Vom Nebeneingang liefen wir dann zum Haupteingang Blumberger Damm – dort ist das Besucherzentrum und dort sollte man die Akkreditierung gegen ein Ticket eintauschen können.
Dort angekommen wusste das Personal am Eingang von nichts – sie hatten das noch nie gesehen, hatten keine Informationen darüber wie man das handhaben sollte und so schickte man uns … zurück zum Nebeneingang Eisenacher Straße. Dort wäre nun angeblich die Informationsstelle die Bescheid weiß. Was für ein Wunder: hier wusste man auch nicht Bescheid, auch hier hatte man das noch nie gesehen. Und obwohl die Mitarbeiterin an der Kasse ebenso schlecht informiert war: sie schickte uns nicht noch einmal weg. Sie handelte, nahm die Akkreditierung und druckte uns einfach zwei – kostenfreie – Pressetickets aus.
Mir fiel an beiden Eingängen in dem Moment schon auf, dass an diesem Tag recht wenig los war. Es waren nicht, wie befürchtet, lange Schlangen an der Kassen. Man konnte schnell sein Ticket lösen und seinen Rundgang starten. Auch drin war ein wunderbares Laufen, nur an einigen Stellen merkte man dann, wie viele Besucher tatsächlich hier waren. Dass es ein Wochentag war und zudem außerhalb der Berliner und Brandenburger Schulferien, kam uns deutlich zu Gute.
Die IGA findet in den „Gärten der Welt“ im Bezirk Marzahn statt. Die Grundfläche der Gärten wurde fast verdoppelt. Sie verbindet darüber hinaus das Wuhletal und den Kienberg zum „Kienbergpark“ zu einer neuen, faszinierenden Parklandschaft, die über die IGA hinaus bestehen bleibt und das Stadtbild auf Dauer bereichern wird.
Aber für uns ging es nun erst einmal los: am Orientalischen Garten begannen wir unseren Rundgang. Uns war gleich klar, dass wir mit einem Rollstuhl und einem kleinen Kind im Buggy sowie einem „begrenzten“ Zeitfenster von nur ein paar Stunden nicht den gesamten Park schaffen würden. Also ließen wir uns einfach treiben.
Der englische Garten gefiel mir besonders gut am Anfang. Wunderschön gestaltet, mit einem kleinen gemütlich aussehenden Cottage in der Mitte, das zum Verweilen und Genießen einlud. Schnell stand fest, dass wir hier heute Nachmittag unbedingt Kaffee (oder Tee) trinken wollten.
Weiter ging es in den Rosengarten, wo wunderschöne Rosen zu bewundern waren. Etliche waren schon verblüht, aber das lag an dem heißen Wetter der vergangenen Wochen und nicht an den vielen Gärtnerinnen und Gärtnern, die fleißig dafür sorgten, dass alles ordentlich ausschaut.
Insgesamt waren die Anlagen sehr sauber und gepflegt. Es gab ausreichend Mülleimer und vor allen Dingen fleißige Hände. Überall sah man fleißige Helfer, die alles in Ordnung hielten.
Auf den Wiesen fand man immer wieder Stühle und Liegen, die zum Verweilen einluden. Große Bäume spendeten den so dringend nötigen Schatten an diesem Tag, auch wenn große Flächen auch ungeschützt waren.
Vom Rosengarten aus ging es erst in den christlichen Garten. Ich konnte mir unter dem „christlichen Garten“ erst überhaupt nichts vorstellen, war dann aber überrascht und vielleicht auch ein wenig sprachlos über das, was sich uns bot.
Der christliche Garten – ein „Raum der Sprache und des Wortes“ zeigt in moderner Form den Urtyp eines Klostergartens: den Wandelgang. Gestaltet ist dieser aus horizontal angeordneten Schriftzeichen. Wenn man sich die Mühe macht und die Schriftzeichen versucht zu entziffern, ergeben diese Texte aus dem Alten und Neuen Testament sowie der Philosophie.
Der chinesische Garten war unser nächster Anlaufpunkt. Das Areal strahlte Ruhe aus und zu gerne hätte ich am Pavillon eine Teezeremonie genossen. Aber die Zeit drängte, da wir doch noch einiges erleben wollten und unsere kleine Tochter statt stillzusitzen gern ein wenig toben wollte. Also schlenderten wir nur kurz ein wenig herum, entdeckten eine Schildkröte die natürlich bestaunt wurde und liefen dann weiter.
Das nächste Ziel: der größte Wasserspielplatz Berlins. Der wurde, genau wie zwei weitere Spielplätze, im Zuge des Umbaus der Gärten der Welt in die Anlage integriert. 6000 Quadratmeter luden Kinder aller Altersstufen, aber auch Erwachsene zum Verweilen und Toben ein. Während uns Großen eher der Sinn nach etwas Nahrhaftem stand, tobte unsere kleine Maus ausgelassen umher.
Die Preise für Bratwurst, Currywurst und Co. sind für Ausflugsziele gerade noch angemessen. Ich habe für zweimal Currywurst und einmal Pommes insgesamt 10,50 Euro gezahlt. Negativ aufgefallen ist mir hier, dass es nicht wie üblich für die Currywurst Pappteller gab, sondern diese im Brötchen serviert wurde – durch die durchtropfende Sauce eine ziemliche Sauerei.
Nachdem wir uns ein wenig erholt hatten, ging es weiter zur Seilbahn. Mit dieser wollten wir von der Seilbahnstation „Gärten der Welt“ (am Blumberger Damm) zuerst auf den 102 Meter hohen Gipfel des Kienbergs fahren. Dort angekommen, stiegen wir erst einmal aus. Unser Ziel hier war der Aussichtsturm Wolkenhain, den ich zusammen mit Markus bestieg.
Von hier aus, ca. 120 Meter über dem Meeresspiegel, hat man einen umfassenden Blick auf das Ausstellungsgelände. Aber nicht nur das – man kann von hier aus auch bis zum Fernsehturm in der Stadtmitte Berlins und auf der anderen Seite bis ins Brandenburger Land schauen. Man kann natürlich zu Fuß hoch, aber es gibt auch einen Aufzug, der mobilitätseingeschränkten Besuchern zur Verfügung steht.
Nach unserem Abstieg dort wollte Markus die Natur-Bobbahn testen. Pro Erwachsenen 3 Euro kostet der Spaß, nach etwa 20 Minuten Wartezeit nahmen wir beide in einem Bob gemeinsam Platz. Während der 500 Meter langen Talfahrt soll der Bob eine Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h erreichen, ehe er in einen Panorama-Kreisel einfährt. Auf einer Höhe von etwa 8 Metern soll der Besucher in zwei „360°-Runden“ eine Aussicht auf die Gärten der Welt genießen können – wir haben davon nichts mitbekommen.
Über ein Förderband ging es dann wieder zurück auf den Berg, wo wir den Bob wieder verließen. Ein sehr kurzer Spaß für das lange Anstehen und den Preis, aber etwas, was man durchaus einmal machen kann.
Wir stiegen wieder in die Seilbahn und fuhren zum Eingang Kienberg. Wir stiegen aber nicht ein sondern drehten quasi eine ganze Runde, bis zum Ausgangspunkt zurück. Unsere Tochter war begeistert und genoss die Aussicht vielleicht sogar mehr als wir.
Insgesamt hat die Seilbahn eine Länge von 1,5 km, für die sie insgesamt etwa 5 Minuten braucht und die Fahrten sind im Eintrittspreis enthalten.
Am Ausgangspunkt angekommen, war unser nächster Besichtigungspunkt die Blumenhalle und die Klettergärten. Die Blumenhalle war sehr schön gestaltet, sehr weitläufig und lud, wie so vieles auf dem Gelände, zum Fotografieren ein.
Die Klettergärten hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt – vielleicht mit einer kleinen Kletterwand wo man sich ausprobieren kann? Es gab große Tafeln mit Bildern und Beschreibungen. Und es gab einen Selfie-Punkt, wo man Bilder machen konnte.
Von den Klettergärten aus schauten wir uns noch einige der internationalen Gartenkabinette an. Hier muss ich sagen, waren diese sehr speziell und trafen nicht immer unseren Geschmack. Oft fragten wir uns, was es sein soll, darstellen soll. Tafeln an den Eingängen gaben Auskunft darüber, was wir da sahen. Der Sinn und die „Schönheit“ erschlossen sich uns jedoch nicht immer. Der Chinesische Beitrag aber war recht schön, seine Bambusreihen führten zu einem kleinen Brunnen – idyllisch und ein tolles Fotomotiv.
Auch die im Rahmen des IGA-Projektes „Stadtgärten“ gestalteten Flächen waren teilweise interessant, aber in unseren Augen auch teils absurd und sogar völlig nutzlos.
Wenn wir unseren Bummel hier beendet hätten, hätte die Internationale Gartenausstellung vielleicht 4 von 5 möglichen Sternen bekommen – ein lohnendes Ausflugsziel.
Wenn, ja wenn wir nicht unsere Idee vom Beginn umgesetzt hätten und im Englischen Garten zur Tea-Time eingekehrt wären.
„The Cottage“ mit seinem englischen Flair soll das Herzstück des Englischen Gartens sein. Ein kleines Landhaus, das mit hausgemachten Gebäck und herzhaften Scones wirbt. Für uns der absolute Tiefpunkt des Tages.
Das Personal war, obwohl sich die Gästezahl im Cottage in Grenzen hielt, absolut überfordert und unorganisiert. Zum Teil sprach es kein Deutsch – was ja nicht das Problem ist. Aber auch eines halbwegs guten Englischs war das „Service“-Personal zum Teil nicht mächtig. Die sehr hohen Preisen – das Kännchen Tee für 5,90 Euro, die Eisschokolade für 4,90 Euro und eine Étagère mit Scones und Sandwiches für 9,90 Euro (zwei für 18,90) hätten uns ja nicht gestört wenn die Qualität gestimmt hätte. Aber im Kännchen Tee schwammen Krümel rum da das Teesieb nicht Funktionsfähig war; die Eisschokolade war warm da sie ewig auf dem Tresen stand ehe sie serviert wurde und die Menge der Scones / Sandwiches für den Preis waren ein Witz.
Dazu war das Personal unfreundlich und die Wartezeiten waren, eben weil nur wenige Gäste im Cottage waren, unzumutbar lang. Hätten wir nicht dringend eine Pause gebraucht, wären wir mit Sicherheit wieder aufgestanden und gegangen.
Nach diesem unterirdischen Erlebnis war die Luft raus und wir verließen auf dem direkten Weg die Gärten der Welt und damit das Ausstellungsgelände der IGA.
Ein schönes Erlebnis bekam so einen gewaltigen Dämpfer.
Unsere abschließende Wertung:
die Gärten der Welt:
4 von 5 Sternen – eine sehr schöne Anlage und wenn man den ganzen Tag Zeit hat, lohnt sich auch der Eintrittspreis
das „The Cottage“
1 von 5 Sternen – den einen Stern erhält das Cottage für das Ambiente und die Auswahl der Speisen