Es war noch stockdunkel und die Straßen menschenleer, als ich mich auf den Weg machte. Immerhin wollte ich heute von Dresden nach Berlin fahren, um dort einen Tag auf der Buch Berlin 2017 zu verbringen.
Mein Bus fuhr – sogar pünktlich – am Bahnhof Neustadt ab und kam sogar fast pünktlich in Berlin an. Die Fahrt verging recht schnell, ich hatte meinen Reader dabei und mich in den Roman „Kiss & Cook in Schottland“ aus der Feder von Tanja Neise vertieft. Obwohl der Bus gut gefüllt war, war Ruhe. Nur der prasselnde Regen störte die Stille.
Am Bahnhof Südkreuz angekommen nahm Susanne mich in Empfang und gemeinsam führte unser Weg uns zum Hotel Estrel, dem Veranstaltungsort der kleinen Berliner Buchmesse.
Dort angekommen führte unser erster Weg uns natürlich zur Kasse. Für mich war an der Information ein Presseticket hinterlegt, ich bekam meinen Presseausweis und eine prall mit Leseproben. Lesezeichen und anderen Infos gefüllte Tüte und konnte dann mit Susanna die heiligen Hallen betreten.
Dort führte uns der erste Weg …. Nein, nicht zu einem Verlag oder einer Autorin. Der erste Weg führte uns zum Catering-Bereich, wo wir uns einen leckeren Kaffee gönnten und auf Leenchen warteten. Viel Zeit zum Quatschen, Neuigkeiten austauschen und erstmal verschnaufen. Auch als Leen dann da war, ging das Quatschen erstmal weiter.
Aber irgendwann siegte dann die Neugierde und wir gingen in die große Halle. Anziehungspunkt dort war für Susanna natürlich der Drachenmond-Verlag. Seit sie ihn für sich entdeckt hat, hat sie schon viele Bücher aus dem Verlag gekauft und auch heute stand wieder einer auf ihrer Wunschliste. Und was soll ich sagen: obwohl ich nicht wirklich auf Fantasy stehe und das nicht gerne lese, lachte mich ein Buch sehr an. Schon der Titel „Rotkäppchen und der Hipster-Wolf“ brachte mich zum Lächeln und der Klappentext sprach mich auch an. Dennoch – ich les schließlich keine Fantasy – legte ich das Buch wieder zurück.
Weiter ging es durch die Halle und ich staunte über die Vielzahl kleiner Verlage, die mich allesamt gänzlich unbekannt waren. Aber auch viele Autoren, die mir absolut nichts sagten, saßen an ihren Ständen und redeten mit ihren Lesern und solchen, die es werden wollen. Viele Verlage und Autoren aus den Genres Gay Romance und Fantasy waren vertreten – ich glaube das war der Löwenanteil der Messe.
Es gab auch einige Sachen, die zwar thematisch zum Thema Buch passten, aber eben keine Bücher waren. Der Lese- und Arbeitsstuhl hat mich fast magisch angezogen und so einen hätte ich sehr gerne zu Hause. Denn er war bequem, man kann gut darauf sitzen und mit Sicherheit auch entspannt daran arbeiten. Aber leider lag der weit über meiner Preisklasse und meinem Budget, auch wenn der nette Hersteller sagte, dass es sogar schon vorgekommen sei, dass die Krankenkasse den Stuhl bezahlt.
Ein großes Problem gab es in dieser Halle allerdings: Wir waren ja mit Rollstuhl und teilweise mit Buggy unterwegs. Die äußeren Reihen waren damit gut zu bewältigen. Aber ein Teil der inneren Reihen waren, gerade an Ständen mit großem Interesse und vielen Fans, kaum zu bewältigen. Man brauchte Geduld und musste auf das Verständnis und die Rücksichtnahme der anderen hoffen. Größtenteils klappte das auch, aber ein paar schiefe Blicke und blöde gemurmelte Kommentare gab es leider auch. Nur prallten die an uns ab.
Nach einer ausführlichen Runde standen zwei Bücher auf meiner „Wunschliste“ und wir trafen uns bei einem Kaffee mit Susannas Nichte Josie und deren Freund. Die beiden lesen auch sehr gern und so gab es natürlich, auch wenn man sich (leider) nur sehr selten sieht, gleich Gesprächsstoff.
Nach einem fröhlichen Kaffeeklatsch wurde es Zeit für eine zweite Runde. Ich wollte hier in der kleineren Halle mit den Kinderbuchständen zu einem bestimmten Verlag, wollte meine Ansprechpartnerin begrüßen. Außerdem wollte ich für Susanna und mich gern so ein tollen Notizbuch, dass am Eingang verkauft wurde. Und ich wollte für Markus vom Abacus-Verlag noch ein bestimmtes Buch kaufen.
Gesagt, getan. Mit einem bestimmten Ziel vor Augen wäre ich fast an Funo vorbei gerannt. Funo ist eine wunderbare Kinderbuch-Serie aus der Feder von Gabi Desch, mit Zeichnungen von Corinna Fanni. Vor vielen Jahren habe ich auf der Leipziger Buchmesse das erste Kinderbuch entdeckt und damals auch gleich gekauft. Damals gab es noch keine Kinder in meinem Leben und es war eher für mich bestimmt. Lange hatte ich es nicht mehr in der Hand – nun wurde ich wieder daran erinnert. Ich redete zwar kurz mit den beiden Autorinnen, aber gekauft habe ich leider keines. Warum eigentlich? Jetzt, während ich den Bericht schreibe, ärgere ich mich sehr darüber. Aber vielleicht habe ich ja im Frühjahr auf der LBM die Chance – ich würde so gern noch einen weiteren Band liebevoll signiert hier stehen haben.
Dann entdeckte ich den Verlag, wo ich eigentlich hinwollte: den Verlag „Biber und Butzemann“. Geleitet von Steffi Bieber-Geske, erscheinen hier in diesem Verlag wunderschöne Kinder-Reiseführer bzw. Romane. Denn reine Reiseführer sind das nicht. In Geschichten erzählt erleben Lilly und Nicolas tolle Abenteuer in verschiedenen Regionen Deutschlands. Da Steffi und ich ein gemeinsames Interview planen, wollte ich mich einmal persönlich vorstellen. Leider war sie in dem Moment nicht am Stand – „nur“ ihre liebenswerte Schwester Kati war da und war einfach nur zuckersüß und lieb. Selten bin ich an einem Stand so liebevoll und herzlich aufgenommen wurden. Wir kamen schnell ins Gespräch und — natürlich konnte ich nicht ohne Buch dort weggehen. Da die Autorin Juliane Jacobson gerade am Stand war, kaufte ich mir „Abenteuer rund um Dresden und die Sächsische Schweiz“, ein Buch das ich unbedingt haben wollte. Natürlich war Juliane dann noch so lieb und signierte es mir, ehe sie zur Lesung eilte.
Kati hingegen schickte mich zum Infostand, wo ich dann auf Steffi traf und mit ihr zusammen zum Stand zurückeilte. Sie wollte mir noch Rezensionsexemplare mitgeben und so ging ich statt mit einem mit drei Kinderbüchern nach Hause.
Der Versuch, das schöne Notizbuch für Susanna und mich zu kaufen scheiterte, da alle ausverkauft waren. So blieb uns als Erinnerung nur der Kugelschreiber der Buch Berlin. Auch bei dem Versuch, das Buch für Markus zu holen, hatte ich Pech. Hier wurde der Verlag nach der Lesung des Autoren Carsten Zehm zu seinem Buch „Operation Romulus“ förmlich überrannt und alle Bücher waren ausverkauft.
Allerdings ging ich dann doch noch mal zum Stand des Drachenmond-Verlages und kaufte mich von Nina MacKay „Rotkäppchen und der Hipsterwolf“. Am Stand hieß es dann noch, dass die Autorin hier sein und ob ich das Buch signiert haben möchte. Da sagte ich schließlich nicht nein. Und so bekam ich dann in das Buch eine Widmung und es entstand noch ein gemeinsames Foto. So kann es auf so einer kleinen Messe eben gehen – viele Verlage hatten ihre Autoren dabei und so kam man ganz schnell in den Genuss eines signierten Buches; eines gemeinsamen Fotos und eines Gespräches. Das empfand ich eindeutig als Vorteil.
Nach vier Stunden hatten wir auf der Messe alles gesehen, was wir gesehen haben wollten.
Hat sich der Weg von Dresden nach Berlin für die Messe gelohnt? Hier bin ich hin und her gerissen.
Auf der einen Seite ja: ich habe neue interessante Verlage kennengelernt, bin auf einige Autoren aufmerksam geworden, deren Bücher interessant klangen. Und ich habe mit Susanne und Leen Menschen wiedergesehen, die mir etwas bedeuten. Ich habe aber auch mit Heike und Cornelia Franke Leute wiedergesehen, mit denen ich gern mal schwatze und Zeit verbringe.
Ich habe 3 neue Interviews in Planung, werde über kleinere Verlage berichten und habe Rezensionsexemplare mitnehmen dürfen bzw. eines wird mir zugeschickt.
Auf der anderen Seite: nein. So schön und süß die Messe war, so interessant und liebevoll organsiert sie auch war – es war für mich ein großer zeitlicher Aufwand. Ich war 15 Stunden unterwegs bzw. auf den Beinen.
Würde ich nächstes Jahr wieder auf die Buch Berlin gehen? Vielleicht. Aber dann würde ich ein ganzes Wochenende in Berlin verbringen, so dass sich die Anreise für mich eher lohnt und würde noch etwas anderes unternehmen.
Guten morgen,
ein schöner Bericht über BuchBerlin. Ich wäre auch so gerne da hingegangen, aber naja, vielleicht nächstes Jahr.
„“aber ein paar schiefe Blicke und blöde gemurmelte Kommentare gab es leider auch. Nur prallten die an uns ab.““
Tja, leider gibt es in der Welt immer wieder Deppen, die meinen, sie müssten andere Leute blöd anmachen. Schade, denn wo ist heutzutage der gute Respekt vor der Menschheit?. Traurig!!
Ganz liebe Grüße
Anja vom kleinen Bücherzimmer