Auf der Leipziger Buchmesse, am Stand des Mira Verlages, bin ich eher durch Zufall über das Buch „gestolpert“, das mich mit seinem Cover und dem Klappentext sofort ansprechen konnte.
Als ich das Buch dann später in den Händen hielt und die ersten Seiten las, gefiel es mir auf Anhieb und es vertiefte mich komplett darin. Gerade die ersten fliegen nur so dahin und ich war gleich mit Maylis in dem Delikatessenladen. Die Autorin beschreibt ihn so gut, so detailliert, dass ich mich darin gleich zurecht gefunden habe und förmlich meinte, den Duft zu erschnuppern, die Auslagen zu sehen. Auch die Szene mit der nervigen älteren Dame, die grundsätzlich immer mit ihrem Hund kommt, hatte ich bildlich vor Augen und musste mir ein Grinsen verkneifen.
Maylis ist eine Hauptfigur, die auf mich einen glaubhaften und sympathischen Eindruck gemacht hat. Mit ihrer liebenswerten und sanften Art kann sie begeistern und die Schilderungen ihres Alltags lassen den Leser sehr nah an sie ran. Allerdings gibt es auch hier einen Haken: sie war mir manchmal ein wenig zu naiv.
Was mir auch nicht gefallen hat – aber das ist wirklich eine sehr persönliche Meinung – ist das Maylis gefühlt jeden Abend Alkohol trinken muss, um einen schönen Abend zu haben. Heisst das, das man nur einen schönen Abend hat wenn man Wein und ähnliches trinkt? Das man sich nur dann amüsieren kann? Wenn man das Glas Wein am Abend einmal erwähnt gut, aber das als ständige Wiederholung ist dann doch nervig.
Wen Maylis dann zum Schluss „abbekommt“, wer der Partner an ihrer Seite wird, ist schnell klar und bietet keinerlei Überraschungen. Es ist in der Hinsicht ein sehr vorhersehbarer, ruhiger Roman, der nur wenige Steigerungen im Laufe des Buches erfährt. Zuerst hat man den Eindruck, alles plätschert nur so vor sich hin, zum Ende hin geht dann alles sehr schnell. Viel zu schnell eigentlich. Und – leider – zu glatt.
In meinen Augen lebt das Buch von den sehr detailreichen Beschreibungen von leckerem Essen, tollen Gewürzen und Zutaten, die für Appetit sorgen und den Wunsch in mir geweckt haben, sofort loszukochen. Es lebt auch von den teilweise sehr realen Schilderungen der Kunden, die immer wieder zum Schmunzeln anregen.
Mir fehlt hier, um mal bei Zutaten zu bleiben, eine große Portion Dynamik in der Geschichte, eine Prise Dramatik und vielleicht ein kleiner Hauch Erotik. Das hätte das Buch zum Leben erweckt.
Wer also einen ruhigen, unaufgeregten Roman sucht, der sich schnell wegschmökern lässt, ist mit diesem Buch sehr gut beraten.
Ich kann für dieses Buch auf Grund meiner Kritikpunkte nur 3 von 5 Sternen vergeben.
Daten:
Autor: Tania Schlie
Titel: Der Duft von Rosmarin und Schokolade
Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: MIRA Taschenbuch (März 2018)
ISBN-13: 978-3956497810