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Chernobyl – eine 5-teilige Miniserie

Am 26.04.1986 wurde ich gerade 1,5 Jahre alt. Der 26. April war für mich schon immer ein besonderer Tag, da er ein halbes Jahr vor und nach meinem Geburtstag ist.

Doch an diesen Tag vor 35 Jahren werden sich die Menschen wegen etwas ganz anderem immer erinnern.

An diesem Tag kam es nachts 1:23 Uhr zur einer der schwersten, wenn nicht gar der schwersten Nuklearkatastrophe überhaupt.

Das Kernkraftwerk in Tschernobyl (Deutsche Schreibweise) liegt im Norden der Ukraine und wurde 1978 in Betrieb genommen. Im Frühjahr 1986 waren 4 Reaktorblöcke in Betrieb, als sich aus einer Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände gepaart mit technischem und menschlichem Versagen ein Super-GAU (Größter anzunehmender Unfall) ereignete.

Die 2019 von der HBO produzierte Miniserie Chernobyl beschäftigt sich mit dem Ereignis. Es ist eine Mischung aus historischer Dokumentation und Drama. Dabei wird auf die Schicksale vieler der Beteiligten eingegangen, teilweise explizit, teilweise verallgemeinert.

So begleitet der Zuschauer die Bediener des Kraftwerks, die herbeieilenden Feuerwehrmänner, die politischen und technischen Leiter des Kraftwerks, sowie Politiker und später die sogenannten Liquidatoren.

Hauptcharaktere sind jedoch der sowjetische Wissenschaftler Waleri Legassow, der Politiker Bosis Schtscherbina und die Wissenschaftlerin Ulana Chomjuk.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die ersten beiden – Legassow und Schtscherbina – reale Personen waren und die Serie ihren Weg nach der Katastrophe nachstellt. Letztere jedoch ist eine Erfindung der Serie, welche den in Wirklichkeit wesentlich größeren Stab an Wissenschaftlern repräsentiert, welche 1986 fieberhaft an einer Lösung des nie dagewesenen Problems mitgearbeitet haben.

Fiktion und Wirklichkeit sind in der Serie stark vermengt, was ein Grund vieler für Kritik an der Serie war. Doch selbst die größten Kritiker waren sich in einem Punkt einig – die Bildgewalt war atemberaubend und fängt das größtenteils unsichtbare Gräuel der Katastrophe herausragend ein.

Ich als Kind des Ostens fühlte mich seltsam bedrückt, denn die Plattenbauten, die Straßenzüge, die Klamotten, Möbel etc. – das ist Teil der Geschichte des Ostblocks und damit Teil meines Lebens. Das Handeln, vor allem die Vertuschung durch die Politiker ist beinahe greifbar und passt in das Bild des sich dem Untergang befindlichen Ostblocks. Dass die Akteure vom KGB überwacht werden und die Wahrheit vor der Welt am liebsten totgeschwiegen werden sollte entspricht wohl mehr der Realität.

Mich hat die Serie zu einem Thema, welches mich seit Jahren interessiert, tief beeindruckt. Die Darstellung, unabhängig von ihrer absoluten Realitätstreue, ist herausragend. Es geht um das große Ganze, um die kleinen Leute, das politische System, den verzweifelten Kampf der vielen gegen einen unsichtbaren Gegner. Es ist großes Kino, welches zum Glück nicht in einen 2-stündigen Film gequetscht wurde, der ihm nicht gerecht geworden wäre. Die zahlreichen Nominierungen und Auszeichnungen sprechen eine deutliche Sprache.

In wenigen Tagen werde ich 36,5 Jahre alt. Die Katastrophe jährt sich zum 35. Mal. Vielleicht ist es für einige ein passender Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die Serie, die unter andrem auf DVD und bei Prime Video verfügbar ist, kann ich dazu nur wärmstens ans Herz legen. 5 von 5 Sternen, ohne jeglichen Abzug.

Daten zur Serie:
Laufzeit: 5 Stunden und 12 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Regie: Renck, Johan
Genre: Drama, Historienfilm
Drehbuchautor: Craig Mazin
Hauptdarsteller: Jared Harris, Emily Watson, Paul Ritter, Jessie Buckley, Adam Nagaitis

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