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Darf ich bitten: Im Interview mit Petra Czernitzki

Heute startet das (vermutlich) letzte Interview der Aktion „Darf ich bitte: Deutschsprachige Autoren im Interview“ auf meinem Blog. Es haben sich noch etliche Autoren gemeldet, die sich gern für Interviews zur Verfügung stellen wollen, diese werden jedoch von meinen „Kolleginnen“ der anderen Blogs übernommen. Der Grund dafür ist, das ich mich voll und ganz ersteinmal auf unsere kleine Tochter konzentrieren möchte.

Aber genug der Vorrede: Hier kommt mein Interview mit der Autorin Petra Czernitzki, der es gelingt mich auf ihr Buch “Dating ist kein Zuckerschlecken” neugierig zu machen. Euch vielleicht auch?

Katja: Ich muss gestehen, dass ich bis zu unserem heutigen Interview den Namen Petra Czernitzki unter den mir bekannten Autoren noch nie gehört oder gelesen habe. Sicherlich wird es vielen der Leser des Interviews ähnlich gehen. Daher meine Bitte: Erzählen Sie doch zum Einstieg erst einmal etwas über sich.

Petra Czernitzki: Ich bin 1965 geboren als Hamburger Deern, aber vor 30 Jahren in Bielefeld gestrandet und dort geblieben – die Liebe und der Studienplatz… Klassische Hausfrauen-Karriere: Abitur, Studium, Aushilfsjobs, Haushalt, Kinder und Ehe. Nachdem die Ehe abgeschlossen war, habe ich mich an mein abgeschlossenes Germanistik-Studium erinnert und bin zurückgekehrt zu den Wurzeln und zu neuen Ufern aufgebrochen. 2011 habe ich eine TextArt-Veranstaltung in Herford besucht, die mich angeregt hat wieder selbst zu schreiben. Meine ersten Veröffentlichungen waren dann online auf der TextArt-Seite. Auch im Literaturmagazin Tentakel kann man etwas von mir lesen. Ein schöner Erfolg war, dass ich beim Silberbergpreis-Gedichtwettbewerb mit  “Jämmerling” bei über 2000 Einsendungen unter die besten 62 Texte und in die  Wettbewerbsedition gekommen bin.

Meine Mitautorin Brenda Hilbig kenne ich schon seit der 6. Klasse und sie hatte die Idee zu einem gemeinsamen Roman und daraus wurde schließlich “Dating ist kein Zuckerschlecken”. Bereits im Alter von 13 und 14 haben wir mit viel Spaß zusammen einen Roman geschrieben, allerdings blieb der (noch?) unveröffentlicht.

Katja: Sie schreiben unter dem Pseudonym „Fairy Gold“ mit ihrer Mitautorin Brenda Hilbig zusammen. Wie muss man sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen? Schreibt jeder für sich und man würfelt die Texte dann zusammen? Oder bekommt jede einen Stichpunkt?

Petra Czernitzki: Brenda wohnt in Hamburg und ich in Bielefeld, daher können wir selten in einem Raum sitzen und schreiben. Wir arbeiten aber trotzdem in Echtzeit zusammen via Skype und Google Drive. Das Dokument kann in Drive gleichzeitig von uns bearbeitet werden und wir wechseln uns ab beim Schreiben,  je nachdem, wer gerade eine Idee hat. Die andere “putzt” hinterher – beseitigt Tippfehler. Dann redet man und evtl. verschwindet der ganze Abschnitt wieder oder wird umgeschrieben. Das hört sich kompliziert an, klappt aber prima. Da wir eine verschiedene “Schreibe” haben, können wir gar nicht jede für sich schreiben und dann die Texte zusammenwürfeln.

Katja: Funktioniert so eine Zusammenarbeit immer ganz ohne Reibereien? Muss man sich sehr gut kennen, um auf diese Art zusammen ein Buch zu schreiben? Sollte man nah beieinander wohnen oder ist ein größerer Abstand sogar von Vorteil?

Petra Czernitzki: Natürlich haben wir manchmal unterschiedliche Meinungen, aber wir können uns immer schnell einigen. Jede von uns hat einen ganz eigenen Stil, aber in der Zusammenarbeit kommt eine Mischung aus beidem dabei heraus. Wenn ein Autorenpaar gut harmoniert, dann klappt es nah und fern. Sich sehr gut zu kennen und befreundet zu sein, ist dabei sicher sehr hilfreich.

Katja: Sie sind nicht nur Autorin, sondern auch Lektorin und Korrektorin – decken also gleich 3 Gebiete im schriftstellerischen Bereich ab. Was macht mehr Spaß und fordert mehr von einem selbst? Das Schreiben an sich oder dass man anderen Autoren mit der Arbeit der Lektorin und Korrektorin unter die Arme greift?

Petra Czernitzki: Korrekturlesen ist nicht mein Lieblingsbereich von den dreien. Beim ersten Lesen ist es noch spannend, aber jeder weitere Durchgang ist einfach nur Arbeit. Und man muss sich davon abhalten, auf Stil, Story etc. zu schauen. Ein Lektorat macht schon mehr Spaß, weil es in die Tiefe geht. Am liebsten schreibe ich aber natürlich selbst. Alle drei Bereiche fordern auf jeden Fall Selbstdisziplin, besonders wenn man eine Deadline hat.

Katja: Welchen Tipp können Sie Menschen geben, die mit dem Gedanken spielen, ein Buch zu schreiben? Sollte man sich, auch als sogenannter Selfpublisher, immer ein professionelles Lektorat / Korrektorat gönnen?

Petra Czernitzki: In Sachen Selfpublishing bin ich selbst noch am Lernen und Recherchieren. Ich bin nicht der Meinung, dass alles perfekt sein muss, aber es darf natürlich auch nicht von Fehlern wimmeln. Wer das nötige Kleingeld in der Portokasse hat, sollte sich ein professionelles Korrektorat/Lektorat gönnen. Für den, der das nicht kann, bleibt die Suche nach einem halbwegs oder auch bestens qualifizierten ehrenamtlichen Helfer. Es gibt ja eine Menge Foren etc. im Internet, wo in der Richtung etwas angeboten wird. Aber es ist sicher nicht einfach. Man hört und liest viel über Ärger in dem Bereich, trotzdem halte ich es prinzipiell für sinnvoll.  

Petra Czernitzki_2Katja: In dem Buch „Dating ist kein Zuckerschlecken“ geht es um drei Frauen in den  besten Jahren, die das Experiment Online-Dating wagen. Ein sicherlich sehr witziges, amüsantes, aber gleichzeitig auch ernsthaftes Thema. Wie haben Sie sich auf das Buch vorbereitet?

Petra Czernitzki: Wir sind beide Singles und so hatten wir kein Problem damit, in den Selbstversuch zu gehen. Wir waren auf einigen Portalen angemeldet und haben so einiges erlebt, was uns Anregungen für den Roman geliefert hat. Und natürlich haben wir auch einiges zu dem Thema gelesen und mit FreundInnen und Bekannten über ihre Erfahrungen gesprochen.

Wenn man überlegt, selbst eine Geschichte zu schreiben, ein Buch zu veröffentlichen – hat man da bereits eine Idee im Kopf oder schaut man nach dem, was gerade „IN“ ist und somit gern gelesen wird?

Wir hatten Lust, wieder etwas zusammen zu schreiben und haben einfach nach einem Thema gesucht, was uns beide interessiert. Dass Online-Dating ein aktuelles Thema und “IN” ist, hat dabei keine Rolle gespielt. (Foto: Petra mit lila Schal; Mitautorin Brenda mit Brille)

Katja: Die Aktion „Darf ich bitte: Deutschsprachige Autoren im Interview“ entstand auf Grund einer Initiative von einigen Iron-Buchbloggern. Wir wollen damit erreichen, das die deutschen Autoren mehr in den Vordergrund gestellt werden, mehr Leser erreichen. Wie sehen Sie das? Ist es schwer, als deutschsprachige und dazu noch unbekannte Autorin auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen?

Petra Czernitzki: Es ist als unbekannte deutsche Autorin unglaublich schwer auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen. Die Verlage wollen lieber schon bekannte Namen, damit sie auf ihre Auflagen kommen und bei den Buchläden sieht es ähnlich aus. Die Konkurrenz ist auch groß und es ist ein mühsamer Weg mit seinem Manuskript den Verlagsmarathon zu laufen.  Deswegen haben wir uns auch entschlossen unseren Roman zuerst als E-Book mit kdp herauszubringen. Die Print-Version soll aber so bald wie möglich folgen. Für viele ist man ja kein “richtiger” Autor, wenn man nicht in einem Verlag veröffentlicht hat (zum Beispiel für die Betreiber von Lovelybooks).

Katja: Ist die Firmenphilosophie der Verlage, das Kaufverhalten der Leser oder der Buchhandel schuld daran, dass man im Buchladen das Gefühl hat, fast immer etwas unbekanntere deutsche Autoren mit der Lupe suchen zu müssen?

Petra Czernitzki: Da spielen viele Faktoren eine Rolle, aber LeserInnen greifen sicher vorrangig zu dem, was marketingmäßig gepusht wird, ins Auge springt und in vieler Munde ist.

Katja: Was würde mir ein Blick in Ihren eigenen Bücherschrank verraten? Lesen Sie mehr fremdsprachige Autoren oder dominieren die deutschsprachigen? Haben Sie neben ihren Jobs überhaupt Zeit und auch noch die Lust, viel zu lesen?

Petra Czernitzki: Da bin ich mir nicht sicher, aber ich würde vermuten, dass das Verhältnis fremdsprachiger und deutscher AutorInnen ausgewogen ist. Lust zu lesen habe ich fast immer, das mache ich dann zur (Zeit-)Not beim Zähneputzen und im Bus oder via Hörbuch bei der Hausarbeit. Ansonsten verrät mein für eine Literaturbegeisterte relativ kleines Bücherregal, dass ich nicht viel Platz habe und mich auf meine Lieblingsbücher beschränke, das geht von Kinderbüchern (Bobo Siebenschläfer) bis zu Sachbüchern (Duden Band 1 bis 12).

Katja: Wird es in absehbarer Zeit ein neues Projekt geben? Wieder mit einer Co-Autorin oder doch etwas ganz eigenes?

Petra Czernitzki: Ich schreibe ja Kurzprosa und Gedichte und eine Auswahl daraus würde ich gern veröffentlichen.

Mit Brenda wird es auf jeden Fall einen neuen Roman geben. Wir sind noch beim Brainstorming, aber wir haben schon viele Ideen, unter anderem ist auch eine Fortsetzung von “Dating ist kein Zuckerschlecken” im Gespräch. Das gemeinsame Schreiben bringt nicht nur viel Spaß, sondern zu zweit kann man sich auch gegenseitig unterstützen und vorantreiben.

 

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