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Das Erbe der Königin von Philippa Gregory

Nach langer Zeit habe ich mich wieder zu einem Buch von Philippa Gregory gegriffen. Seit ich meinen Blog betreibe, ist es sogar das erste. Dabei gab es eine Phase, wo ich historische Romane – unter anderem von ihr – regelrecht verschlungen habe.

Das Erbe der Königin führt und zurück in die Zeit von Heinrich VIII. In eine Zeit und zu einem König, der seinen Frauen gegenüber – und auch gegenüber seinen Freunden und Feinden – nicht grausamer sein konnte.

Sechs Ehefrauen soll er gehabt haben – dieses Buch begleitet seine Frauen Nr. 4 und 5 durch die sehr kurzen Ehen mit ihm und zeigt das Leben der beiden an seiner Seite.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht von drei Frauen. Anna von Kleve – Ehefrau Nummer 4; Katherine Howard – Ehrenjungfer von Ehefrau Nummer 4 und spätere 5. Ehefrau. Und als drittes kommt Jane Boleyn zu Wort. Sie ist eine sehr intrigante Ehrendame. Eine, die fast allen Frauen gedient hatte; die die Schwägerin von Nummer 3 war und sie wohl mit ihrer Aussage in den Tower brachte.

Durch die jeweiligen Überschriften der Kapitel weiß man sehr gut, wer gerade erzählt. Man bekommt durch die Art des Erzählens einen guten Einblick in der Gedanken- und Gefühlswelt, lernt alle drei so sehr gut kennen und kann sich sehr gut entscheiden, ob man sie mag oder nicht. Man kann sehr gut Beziehungen, welcher Art auch immer, zu den Figuren aufbauen.

Anna von Kleve mochte ich von Anfang an. Sie war mir sympathisch, konnte mich begeistern und entfachen, auch wenn sie manchmal sehr einfach und auch naiv wirkte.

Katherine Howard war einfältig, egoistisch und so was von selbstverliebt, dass es schon abstoßend wirkte. Ihr „Mal sehen, was habe ich ….“ – dieser Gedankengang mit dem viele Kapitel begannen, nervte mich. Sie war sich selbst am nächsten – ich bin fast versucht zu glauben, dass der Spruch „Erst ich – dann eine ganze Weile nichts.“ nur von ihr stammen kann. Ihre Art und Weise, sich alles schön zu reden und zu denken, ihr kann schon nichts passieren weil alle von ihr begeistert sind, nervte schon sehr bald.

Aber das war nichts im Vergleich zu Jane Boleyn. So eine intrigante Person, so eine falsche Schlange – sie hat mich von ihrem Verhalten her total abgestoßen. Auch wenn sie oft – fast immer – von „oben“ – von einem noch intriganteren Verwandten – gelenkt wurde: ihr Art, alles mitzumachen widerte mich an. Bei ihr hatte ich das Gefühl, das sie eines überhaupt nicht kann und das ist selbstständiges Denken. Das ging bei ihr überhaupt nicht. Und als sich dann die Schlinge um ihren Hals zuzog, versuchte sie noch das Schicksal abzuwenden. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich hier absolut kein Mitleid hatte.

Durch die Art, die Geschichte zu erzählen, nämlich aus 3 Perspektiven, kam es vor, dass man eine Szene auch mehrfach erzählt bekam. Teilweise war es für das Verständnis gut, aber größtenteils machte dies die Geschichte etwas langatmig.

Der Roman gibt tolle und interessante Einblicke in die damalige Zeit. Die Machtspielchen am Hofe waren schon unglaublich – und das alles ganz ohne Technik und ohne sogenannte Fake-News.

Nur der Mensch alleine, seine Schwächen und Tratsch – nur diese Komponenten waren hier ausschlaggebend. Falsche Berater, die nur die eigenen Interessen vertreten – mehr braucht es nicht. Es war so ganz anders als heute und doch ist es gleich: man könnte aus der Geschichte lernen und tut es dann doch nicht.

Es ist faszinierend, wie schnell man von einem Freund Heinrich dem VIII zu einem Feind werden kann. Wie schnell durch Intrigen und auch durch das zur Schau stellen weiblicher Reize, weiblicher Finesse, eine Ehe beendet wird. Heinrich VIII war da nicht zimperlich – und Anna von Kleve kam, den Geschichtsbüchern und diesem Roman zu Folge noch gut weg.

Die bildhafte und teilweise gestelzte Sprache passte gut zum Buch und den beschriebenen Ereignissen.

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne und weitere Bücher der Autorin sind bereits auf meiner Wunschliste gelandet.

Daten:
Autor: Philippa Gregory
Titel: Das Erbe der Königin
Taschenbuch: 592 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Januar 2010)
ISBN: 978-3404163892
Originaltitel: The Boleyn Inheritance

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