Warum ich (Markus) zu genau diesem Buch gegriffen habe, weiß ich gar nicht mehr. Aber ich kann sagen, dass es mich irgendwie angesprochen haben muss – da auf dem Grabbeltisch beim Bücherzirkus. Dick und fett ist es mit „Mängelexemplar“ gekennzeichnet. Ob sich das nur auf das Äußere oder auch auf den Inhalt bezieht, habe ich auf 252 Seiten herausfinden können.
Die ehemalige Journalistin Lindsay Gordon kehrt für eine Gewerkschaftstagung aus ihrem selbstgewählten Exil in Kalifornien in ihre alte Heimat, nach England zurück.
Lindsay ist es schon zu dieser Zeit leicht gefallen, Leuten auf die Füße zu treten, denn sie ist anders und steht auch dazu. Sie hat sich früh als lesbisch geoutet, was ihr trotz fabelhafter Arbeit Steine in den Weg legte.
1993, zurück unter alten Bekannten legt sie sich auch wieder mit den gleichen Leuten an, vor allem mit dem als „Union Jack“ bekannten Vorsitzenden der Gewerkschaft.
Nach hitziger Diskussion stirbt dieser eines unnatürlichen Todes – leider stürzt er aus dem Fenster ihres Zimmers in den Tod. Das macht Lindsay zur Hauptverdächtigen.
Sie muss ihre alten Talente als Journalistin wieder zum Einsatz bringen, um nicht nur sich aus der Schussbahn zu bringen, sondern auch den wahren Mörder des Vorsitzenden zu fassen.
Ein finsterer Einblick in die Machenschaften einer großen Gewerkschaft, in der es vielen nur um den eigenen Vorteil geht. Wer hier Freund und wer Feind ist, bleibt immer unklar. Zum Glück hat im 4. Band der Serie Lindsay Gordon eine Verbündete an Ihrer Seite.
Das Buch ist verhältnismäßig spannend geschrieben, die Charaktere interessant gezeichnet und die Einblicke in die Zunft der Journalisten, Drucker und Medienvertreter ist erschreckend.
Durch die kleine Schrift zogen sich die etwa 250 Seiten trotzdem und einige Längen ließen den Lesefluss etwas zäh werden. Viele Abkürzungen und Verstrickungen machen es dann schwer, dem Plot im Einzelnen zu folgen. Die überspitzt satirischen Auszüge „Aus Ratschläge für neue Delegierte, einer Broschüre des Geschäftsordnungs-Unterausschusses“ am Anfang jedes Kapitels haben mir gut gefallen.
Alles in allem ist „Der Aufsteiger“ ein Buch, zu dem man gern greifen kann. Eine wirkliche Leseempfehlung ist es aber nur eingeschränkt. Als Gewerkschaftsmitglied oder –Kritiker ist es eine amüsante Lektüre, die Protagonistin hat sehr viel Potential – vielleicht sind die anderen Bücher der Reihe ja fesselnder?
Von mir gibt es solide 3 von 5 Sternen.
Daten:
Autor: Val McDermid
Titel: Der Aufsteiger
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Argument Verlag mit Ariadne (März 2010)
ISBN: 978-3886195596
Originaltitel: Union Jack