Mit dem Endzeit-Roman aus der Feder von Frank Goldammer hat sich Markus beschäftigt. Noch während er den ersten Teil gelesen hatte, war ihm klar, das er den 2. Band gleich hinterher lesen muss, um zu wissen, was die ganze Geschichte für einen Sinn macht und so war der 2. Band sein Mitbringsel der diesjährigen Leipziger Buchmesse. Und hier kommt seine Meinung:
Feldwebel 1: Die elfte Plage
Feldwebel 2: Der schwarze Fluss
Eins vorab: Der „Feldwebel“ des Dresdner Autors Frank Goldammer ist kein echter Zweiteiler, keine Serie. Es ist ein Buch, welches in zwei Teile geteilt wurde. Rein vom Umfang her wäre das nicht nötig gewesen – und bei einem Einzelpreis von 18€ ist das auch ein ganz schöner Hammer für den Leser. Ich für meinen Teil wäre mit einem Buch, an sinnvollen Stellen gekürzt, für 20€ oder 25€ wesentlich zufriedener gewesen. So wie es ist fühlte ich mich ein wenig vom Verlag veräppelt – denn die „1“ ist nichts ohne die „2“ und andersherum. Daher gibt es auch nur eine Rezension – es ist auch nur eine Geschichte.
Doch zur eigentlichen Geschichte: Als Soldat einer Gesamteuropäischen Armee kehrt „Feldwebel“ nach 13 Jahren in seine Heimatstadt Dresden zurück. Körperlich ausgemergelt und tiefgreifend traumatisiert kennt er nicht einmal mehr seinen Namen. Dafür begleiten ihn seine toten Kameraden – als Stimmen in seinem Kopf. Sein ganzes Dasein besteht aus dem Soldat-sein. Der „Feind“, „Aufständische“, sein Gewehr, zu Töten um nicht selbst getötet zu werden und der unbedingte Gehorsam bestimmen sein Leben. Doch schon lange blieben die Befehle aus. Kaum einer Menschenseele, nicht einmal allzu vielen Tieren begegnet er bei seiner Wanderschaft durch das völlig zerstörte Dresden. Die Suche nach Essen, der Truppe und eventuellen Feinden bestimmen sein Leben.
Bald schon merkt Feldwebel, dass er allein ist. In Dresden findet er keinen Menschen mehr und so beschließt er nach Westen zu gehen. Zu Fuß und später mit Hilfsmitteln macht er sich mit seinem Gepäck auf, um irgendetwas zu finden, für dass es sich lohnt.
In dieser Phase und vor allem, als er dann weitere Menschen findet, zeigt sich sein Trauma, die Verstörung, die der Krieg in 13 Jahren in dem Mann angerichtet hat. Erst als er seiner Vergangenheit begegnet und das Scheitern seiner Führer erkennt, beginnt er sich zu erholen – erinnert sich an seinen Namen und merkt, dass auch er ein Opfer, schlimmer noch, ein Instrument des Krieges war.
Die Erkenntnis hat jedoch ihren Preis und ein neuer Feind formiert sich, mit dem er nicht gerecht hat – obwohl er ihm an einem Wendepunkt seines Lebens schon einmal begegnet ist.
Im ersten Teil führt ihn sein Weg durch Deutschland. Er endet in einer Art epischem Endkampf. Und genau dort, eigentlich schon auf dem Weg dahin, verliert das Buch jegliche realitätsnähe. Zwischenzeitlich glaub man sich statt in einem Endzeitthriller in einem Psycho-Splatter-Horror zu sein. Unmögliches schafft diese ausgezehrte Person auf seinem Rachefeldzug. Trotz unzähligen Verletzungen, Blutverlust und unmenschlichen Schmerzen verbringt er „Heldentaten“ am laufenden Band. Gefühlt seitenlanges sinnloses Gemetzel, endlose Beschreibungen von Kampf, Zerstörung und Gewalt.
Wie schon das Cover verrät, sind seine Gegner Affen – Im Gegensatz zu den Menschen, haben sie das von Menschhand geschaffene Inferno überlebt und schicken sich an, die neue herrschende Rasse zu werden.
Nach dem „Endkampf“ flieht der Feldwebel und Teil 1 endet mit einem Funken Hoffnung.
Unvermittelt beginnt der zweite Teil. Die Gruppe der Flüchtlinge vergrößert sich und frisch ausgerüstet beginnt erneut ein unrealistischer, brutaler und vor allem blutrünstiger Kampf. Es wird ein Teilerfolg geschafft und es kehrt Ruhe von den äußeren Kämpfen ein.
Nun entwickeln sich die zwischenmenschlichen Konflikte – Generationen, Weltanschauungen und schlussendlich Charaktere prallen aufeinander, raufen sich zusammen und zerfallen erneut.
Hier geht es wieder in die Tiefe, ruhige Momente, bedeutende Gedanken und mehrfacher Verweise auf eine Bestimmung bestimmen diesen Teil der Geschichte. Doch allzu schnell wird es wieder rasanter, eine erneute Flucht beginnt, die erst hunderte Kilometer später an einem Ort endet, den es schon fast nicht mehr zu geben schien: Ein ganzes Dorf mit Menschen.
Doch auch hinter der scheinbaren Idylle verbergen sich zahlreiche Konflikte. Der Feldwebel erfährt in einer Art Beichte seine große Aufgabe, scheint geläutert und bereitet sich auf das Büßen seines Lebens vor.
Doch gleich zwei alte Feinde, die Affen und ein menschlicher, stehen Ihm bis dahin in einem erneuten Endkampf im Weg.
Die Geschichte endet versöhnlich. Es werden Endzeit-Romantik, Esoterik, Religion und Antike Bilder in einen großen Topf geworfen und kräftig vermischt. Wem das alles bisschen viel ist – der hat wohl recht, vieles kommt unerwartet und doch bedeutet es nicht zwangsläufig einen Bruch der Erzählung. Und endlich weiß der Leser, was der schwarze Fluss nun eigentlich ist.
Was bleibt nach knapp 700 Seiten?
- Gott sei Dank bin ich durch damit.
- Es war eine fesselnde Geschichte, ich wollte unbedingt immer weiter lesen.
- Eine (weitere?) Runde Lektorat, 200-300 Seiten weniger, Rotstifteinsatz bei den Gewaltexzessen und ein deutlicherer roter Faden hätte die Geschichte merklich aufgewertet.
- 1 Buch für 20-25€ hätten ein besseres Urteil erhalten als 2 Bücher für zusammen 36€.
Abschließendes Urteil: Genrefreunde werden bedient, die Geschichte ist spannend, hat aber Längen. Aufgrund der obig erwähnten Kritikpunkte – 3 Sterne. Ohne wären auch gern 4 drin gewesen.