Ein außergewöhnliches gefühlvolles Buch – so urteilt Sylvia über das Buch von Constanze Wilken, welches sie in der letzten Zeit gelesen hat und ich muss sagen, auf Grund des Settings würde ich es auch lesen.
Mit diesem Buch schafft Constanze Wilken ein unglaubliches Werk, was man gar nicht so recht in irgendein Genre stecken kann. Es ist ein gelungenes Werk mit historischen Aspekten zu den Gegebenheiten des 2. Weltkriegs in der Toskana und da die Geschichte um Oda auch in der Gegenwart spielt, kann man nachvollziehen, wie die Vergangenheit oft noch in weiteren „unbeteiligten“ Generationen nachwirkt.
Constanze schafft mit Oda eine liebevolle und kämpferische Hauptprotagonistin. Sie ist mir sofort ans Herz gewachsen und ich konnte ihre Sehnsucht und gleichzeitige Zerrissenheit zu ihren Wurzeln nachvollziehen. Die Zerrissenheit rührt daher, dass sie mit ihrem Vater nicht mehr richtig reden konnte, da sie ihm nie verziehen hat, dass er sie damals nach dem Tod der Mutter nach Hamburg zur Großmutter gesteckt hatte. Zu dem Zeitpunkt, wo sie wenigstens die Liebe ihres Vaters gebraucht hätte, musste sie in eine herrschaftliche Villa bei einer herzlosen Frau, ihrer Großmutter Dorle, leben.
Im Rahmen ihrer Recherchen zu ihrem Großvater lernt sie Nella kennen, für mich die zweite wichtige tragende Person in diesem Werk.
Durch die Rückblicke in die Kriegszeit lernt man ebenso eine junge kämpferische Nella kennen und erkennt gemeinsame Charakterzüge zwischen Oda und Nella. Sicherlich verstehen sie sich auch aus diesem Grund so gut, obwohl Nella auf ihrem Bauerngut als mürrische ältere Frau bekannt ist.
Auch Nellas Leben ist von Krieg und Verlust geprägt, doch sie ist nicht so verbittert geworden wie Odas Großmutter Dorle.
Besonders gut haben mir die Rückblicke auf das Leben der Großmutter Dorle gefallen. Man hat so einen Einblick erhalten, wie das Leben kurz vorm Krieg in Hamburg gewesen ist. Als Jugendliche mochte ich sie noch gut leiden, doch auch hier waren ihr schlechten Charakterzüge erkennbar. Der Verlust hat Dorle hart und unantastbar gemacht.
Der Bezug zu Hamburg wird auch gehalten, in dem Oda wieder zurück in ihr altes Leben reist, um ihrer Arbeit beim Goldschmied Max Friedrich nachzukommen. Ihrem Arbeitgeber fühlt sie sich tief verbunden, ja verantwortlich, da er ihr ein guter wertvoller Freund geworden ist. Das wird auch in folgendem Zitat deutlich: „Wer einen Freund wie Max Friedrich hatte, durfte sich glücklich schätzen.“ (Seite 353).
Neben den ganzen unschönen Kriegsereignissen gelingt es Constanze Wilken aber auch die Schönheit der Toskana durch bildhafte darstellende Sprache zu zeigen und in mir die Reiselust zu wecken.
Für mich ein sehr gelungenes Buch, was zeigt, dass man auch dann seinen Weg gehen kann, wenn das Leben von vielen Schicksalsschlägen gelenkt wurde. Man muss sich dem Schicksal nicht hingeben, sondern seinen eigenen Wege gehen und es gibt immer Hoffnung und Liebe.
Daten:
Autor: Constanze Wilken
Titel: Die Fasane der Signorina
Format: Kindle Edition
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 576 Seiten
Verlag: frankly; Auflage: 1 (März 2015)
ASIN: B00UFTJ7K0