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Die goldene Stadt Prag

Es ist das dritte Mal gewesen, dass Markus und ich zusammen nach Prag gereist sind – wenn wir das eine Mal Flughafen Prag nicht mitzählen – und dennoch (oder gerade deshalb) freuten wir uns sehr auf den Aufenthalt in der tschechischen Hauptstadt.

Diesmal wollten wir nicht, wie im vergangenen Jahr, nur ein paar Stunden bleiben sondern wir gönnten uns ein ganzes Wochenende. Über das Online-Portal DailyDeal fanden wir ein gutes Angebot für zwei Übernachten inklusive Frühstück im Hotel International Prague.

An einem Freitag im Februar ging es für uns beide nach der Arbeit los. Wir setzten uns ins Auto und waren nach knapp 2 Stunden (und 150km) an unserem Ziel angekommen.

Das Hotel wurde in den Jahren 1952-1956 erbaut und ist im Stil der Architektur des Realsozialismus gebaut, erinnert aber mit deutlichen Anleihen an amerikanische Prunkbauten der 20er Jahre. Es gilt als eine bedeutende architektonische Sehenswürdigkeit und steht auf der Liste der Kulturdenkmäler der Tschechischen Republik. Auch wir standen erst einmal stauenden davor, denn es war von außen riesig und die Empfangshalle im inneren sehr eindrucksvoll. Unser Zimmer im 5. Stock war für uns mehr als ausreichend, wir hatten alles was wir brauchten. Alles, nur keinen Parkplatz zu vernünftigen Preisen. Der Hotelparkplatz sollte mit 20 Euro pro Nacht (!) berechnet werden. Zuerst waren wir strikt dagegen, aber dann merkten wir doch recht schnell, das kostenfreie Parkplätze in der Umgebung gar nicht zu finden waren und die Bezahl-Parkplätze alle ähnlich teuer waren. Also blieb unser Auto auf dem Hotelparkplatz stehen und wir machten uns auf die Suche nach einem Restaurant. Denn es war schon spät und wir hatten Hunger.

Der erste Weg führte uns noch wenige Meter weiter. Dort standen wir vor einer winzig kleinen Whiskybar, welche ich durch Zufall im Internet entdeckt hatte. Marpek Whisky hieß der Laden, der eigentlich keiner war.

Wir betraten die einige Stufen unter Straßenniveau liegende Kneipe. Mehr als eine Bar, 4 Tische und ein gutes Dutzend Barhocker an der Wandtheke waren nicht zu finden. Die fragenden Blicke der wenigen Leute darin wussten wir erst nicht zu deuten. Es gab auch keine Karte. Der Barkeeper sprach nur schlecht englisch und so half einer der Gäste aus. Der Mann mittleren Alters mit Vollbart war sehr freundlich und fragte uns, was wir möchten. Whisky natürlich! Dann erklärte er uns aber, dass das hier keine öffentliche Kneipe, sondern ein privater Whisky Klub war. Doch bevor wir betröppelt das Lokal verlassen konnten, fügte er hinzu, dass wir gern eine Kurzzeitmitgliedschaft abschließen könnten.

Ganze 20 Tschechische Kronen kosten 14 Tage – das sind gerade einmal 0,80 € – da konnten wir nicht nein sagen. Und so waren wir nun Clubmitglieder und genossen die exquisite Auswahl an Whiskys zu absoluten Friedenspreisen.

Nach dem tollen Erlebnis und dem ersten Whisky hatten wir noch mehr Hunger bekommen und liefen weiter. Nur ein paar Meter weiter, auf der anderen Straßenseite, war das Restaurace U Topolů zu finden und wir kehrten ein. Knapp 1 ½ Stunden später verließen wir das Restaurant wieder und waren begeistert.

 Das Ambiente des Restaurants ist sehr sachlich und etwas karg, was aber überhaupt nichts ausmachte. Die Bedienung ist sehr freundlich und flink, die bestellten Getränke kamen sehr schnell und das Essen war frisch, knackig und unglaublich lecker. Verständlich, dass hier viele Einheimische zu finden sind und es daher sehr lebhaft, um nicht zu sagen sehr laut, zugeht.

Auf dem Weg ins Hotel kehrten wir nochmal im Marpek Whisky ein, genehmigten uns noch einen Absacker und sanken dann todmüde in die Hotelbetten.

Am nächsten Morgen stärkten wir uns mit einem leckeren, internationalen Frühstück und ich war begeistert. Bei unserem Aufenthalt in London vor mittlerweile 4 Jahren habe ich Baked Beans kennen- und schätzen gelernt und war natürlich begeistert, als ich das hier auf dem Büffet entdecken durfte.

Nachdem wir uns ordentlich gestärkt hatten, fuhren wir – ausgestattet mit einer Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel – zur Prager Burg. Hier wollten wir unseren Tag in Prag starten und uns einen Teil der Burg anschauen. Für die Prager Burg gibt es mehrere verschiedene Eintrittskarten, mit denen man jeweils unterschiedliche Teile der Burg und der Ausstellungen anschauen konnte.

Wir entschieden uns für die Variante bei der wir den alten Königspalast, die St. Georgsbasilika, das Goldenes Gässchen und den St. Veitsdom besichtigen konnten. Den Königspalast mit einer Ausstellung ließen wir links liegen. Dafür nahmen wir uns im St. Veitsdom viel Zeit und schauten uns um. Der St. Veitsdom ist der größte und bedeutendste Dom in Prag. Neben Gottesdiensten fanden hier auch die Krönungen böhmischer Könige und Königinnen statt. Hier werden auch die sterblichen Überreste der heiligen Patrone des Landes, der Herrscher, Adeligen und Erzbischöfe aufbewahrt.

Es war beeindruckend, welche wunderbaren Schätze im Dom zu finden sind. Man konnte gar nicht alles aufnehmen und leider war der Dom auch voller Touristen, die sich mehr oder weniger durch den Dom schieben ließen und sich auch von der x-ten Ansage „No Flash“ einfach nicht stören ließen.

Danach schauten wir uns noch die St. Georgsbasilika und das goldene Gässchen mit seinen kleinen Lädchen und Mini-Ausstellungen an, ehe wir die Prager Burg für heute verließen. Beim nächsten Besuch in Prag würde ich mir gerne wieder einen Teil der sehr vielfältigen Ausstellung anschauen.

Als zweiter Punkt des heutigen Tages standen ein Stadtbummel und ein Besuch im Lego-Museum auf dem Programm. Also liefen wir quer durch die Innenstadt, bewunderten die altehrwürdigen Gebäude und statteten dem einen oder anderen Laden, unter anderem dem Spielzeugladen Hamleys, einen Besuch ab.

Dann waren wir am Lego-Museum angekommen und ich war schon auf die angeblich größte Ausstellung von Lego-Modellen weltweit gespannt. Denn wie steht es im Internet auf der Seite von Prag geschrieben? „Das Prager LEGO-Museum ist nach Fläche und Anzahl der ausgestellten Exponate das größte, nicht nur in der Tschechischen Republik, sondern auf der Welt. Es spezialisiert sich auf die Geschichte dieses beliebten Baukastens, der sich mit dem Titel Spielzeug des Jahrhunderts rühmt. Sie können hier mehr als 3 000 einzigartige Modelle besichtigen. Teil des Museums ist auch ein besonders gut ausgestattetes LEGO-Baukasten-Geschäft.“

 Der Eintritt war mit 250 CZK (etwa 10 Euro) pro Person weder teuer noch günstig und meine Erwartungen waren sehr hoch.

Doch wie heißt es so schön? Wer viel erwartet kann nur enttäuscht werden. Und enttäuscht war ich dann auch. Das Museum war klein, verwinkelt und machte den Anschein, als ob früher eine Bank darin ihre Räumlichkeiten hatte. Markus erkannte in den Kellerräumen Anzeichen, dass sie früher Tresore beheimatet haben mussten. Wir liefen treppauf und treppab, schlichen durch schmale Gänge und „kämpften“ immer wieder mit anderen Besuchern, die sich gerade an den schmalsten Gängen oder Treppen vorbei drängeln mussten.

In den kleinen Räumen standen Vitrinen in denen verschiedenste Legomodelle ausgestellt waren – welche aus früheren Zeiten, aber auch aktuell kaufbare. Einiges aus unserer Jugend entdecken Markus und ich in den Vitrinen, Modelle die uns bekannt vorkamen. Aber auch die neueren Welten wie die von Harry Potter zum Beispiel gab es zu bewundern. Und ganz ehrlich gesagt, weckten gerade diese Modelle den Wunsch in mir, sie zu besitzen. Also nahm ich mir vor, im angrenzenden Shop später danach zu schauen.

Etliche, auch sehr große Vitrinen, gab es zum Thema Star Wars – ein Hype nach wie vor und so muss das natürlich auch hier im vollen Umfang präsentiert werden.

Viel schneller als gedacht waren wir durch die enttäuschend winzige Ausstellung durch und standen dann ernüchtert im wirklich winzigen Shop. Ich hatte mich darauf gefreut, im vollen Lego-Programm schwelgen zu können und vor, mir selbst aber hauptsächlich meinen Mäusen etwas mitbringen wollen. Aber zum einen waren der Shop und damit das Angebot überraschend klein und minimalistisch. Zum anderen gab zwar die Möglichkeit einzelne Steine zu kaufen (nach Gewicht), aber Figuren selbst zusammenstellen wie in Billund, Dänemark? Fehlanzeige. Und auch die Preise hielten mich davon ab etwas zu kaufen. Fast alles, was es dort gab war wesentlich teurer als bei uns zu Hause.

Enttäuscht und auch ein wenig traurig schlenderten wir weiter und überlegten gerade, wo wir den Kaffee trinken würden, als Markus stehen blieb. Vor einem Motorrad natürlich. Ein besonderes Motorrad ganz aus Stahl. Dieses stand vor einen Gebäude in dem die „Gallery of Steel Figures“ untergebracht war. Wir wurden neugierig, überlegten kurz und kauften dann für je 299 CZK (ca. 12 EUR) zwei Eintrittskarten.

Wir betraten die Ausstellung und waren überrascht. Hier war Anfassen nicht nur erlaubt sondern erwünscht. Und wenn man die Skulpturen aus recyceltem Metall, aus Stahlschrottstücken wie Zahnräder, Bremsbeläge, Muttern, Bolzen, etc. sieht will man auch nur eines: fühlen. Schauen wie es sich anfühlt. Die Skulpturen zeigten Persönlichkeiten der Popkultur und Filmstars. Man sah Märchenfiguren und Tiere und auch die Minions waren vertreten. Highlight für viele waren aber die nachgebildeten Autos und Motorräder im Erdgeschoss. In die Autos konnte man einsteigen, auch auf die Motorräder durfte man sich drauf setzen und man konnte ohne Aufpreis so viel fotografieren, wie man wollte.

Die Ausstellung ging über zwei Etagen. In der unteren waren die Autos, Motorräder und Popstars untergebracht. In der oberen Etage fand man Filmfiguren, Minions und ein kleines Café. Hier konnte man verschiedene Kaffeespezialitäten und leckeren Kuchen zu fairen Preisen erwerben und auch Souvenirs gab es hier.

Für Kinder gab es eine Mal-Ecke und die Wand im Kaffee und auch eine Wand im unteren Bereich hingen voller Kinderzeichnungen. Traumhaft schön und auch da gab es viel zu entdecken.

Ich glaube, diese Galerie war für uns beide an dem Tag ein richtiges Highlight.

Wir bummelten noch ein wenig durch die Prager Innenstadt, wollten über die Karlsbrücke gehen und … ließen es bleiben. Als wir auf die Brücke zuliefen kam uns eine einzige schwarze Wand entgegen. Die Brücke war voller – meist asiatischer – Touristen und so ließen wir diesen Punkt von Prag mit gutem Gewissen aus. Denn wir waren schon öfters auf der Brücke gewesen. Eigentlich gehört ein Bummel über die Karlsbrücke für uns zu einem Besuch in Prag dazu, aber was nicht ist … ist halt nicht.

Abendessen waren wir in einem Restaurant, welches angeblich eine sehr interessante Bierauswahl hat und verschiedene Biertastings anbietet. Darauf hatten wir uns gefreut – schließlich sind unsere Nachbarn eine Biernation. Aber auch das war leider ein Reinfall. Zwar war die Kneipe über mehrere Kelleretage sehr interessant, doch wir hatten wohl die Vorsaison erwischt. Die Kellner waren unmotiviert, direkt vor uns in Blickrichtung stand ein kleines Schränkchen voller dreckigem Geschirr, welches während unserer etwa 90 Minütigen Aufenthalts dort nicht weggeräumt wurde. Von den verschiedenen Biertastings gab es nur eines.

Markus, der als Google Local Guide immer gerne bewertet schrieb über das Restaurant Novoměstský pivovar „Leider nicht so gut wie erwartet. Das Essen kam recht schnell, war optisch ansprechend und reichlich, aber leider ein Teil des Fleisches sehr trocken. Die Preise gehen in Ordnung, sind aber etwas höher als üblich. Leider gab es von den beiden Bier Test-Sets auf der Karte nur eins – sehr schade. Der Kellner wirkte gelangweilt und hatte offenbar keine Eile damit altes Geschirr wegzuräumen. Sauberkeit und Ordnung waren durchschnittlich, die restlichen Angestellten machten ebenso einen mäßig motivierten Eindruck. Schade, hier wird viel Potential verspielt.“.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Wir machten uns müde und geschafft, aber voller Eindrücke zurück auf den Weg ins Hotel. Aber bevor es aufs Zimmer ging machten wir einen Abstecher zu … richtig: Marpek Whisky. Auch heute suchten wir uns einen leckeren Whisky aus und genossen ihn in unserer neuen Lieblingsbar in Prag.

Am nächsten Morgen war nach dem Frühstück unser Aufenthalt in Prag schon wieder beendet und wir machten uns auf den Heimweg zurück nach Dresden.

Wenn ich ehrlich bin freue ich mich auf unseren nächsten Besuch in Prag und würde dann auch gerne wieder ein oder zwei Nächte bleiben.

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