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Die Tribute von Panem 4 – Mockingjay Teil 2

Mit dieser Filmkritik wird eine neue Rubrik auf meinem – oder ich muss ja schon fast sagen – unserem Blog eingeleitet. Verantwortlich für diese Rubrik wird zum größtenteil Markus sein, der eigentlich jeden Film den wir zusammen gesehen haben, auseinander nimmt. Aber auch andere werden – hin und wieder – zu Wort kommen. Natürlich hoffen wir auf fleißige Kommentatoren 🙂

Los geht es mit einem Kinofilm, den wir am 22. Dezember zusammen gesehen haben – Die Tribute von Panem 4- Mockingjay Teil 2

Nachdem ich in den letzten Tagen den nunmehr vierten Teil der Romanverfilmung von „Die Tribute von Panem“ im Kino gesehen habe, soll diese Rezension ein probates Mittel zur Verarbeitung des gesehenen sein.

Die Verfilmung der 3 Bücher von Suzanne Collins laufen in den Medien unter dem Prädikat „Jugendfilm“. Doch schon, wer sich mit dem grundlegenden Thema befasst, merkt schnell, dass außer den zum Teil jugendlichen Protagonisten, eine düstere und sehr erwachsene Welt beschrieben wird.

In einer nicht zu fernen Zukunft hat sich ein totalitärer Staat gebildet. Die Diktatur von Panem (nach Panem et circenses – lat. Brot und Spiele) hat nach einem langen und zerstörerischen Krieg die bekannte Welt (andere Staaten oder etwas jenseits der Distrikte wird nie erwähnt) in ein Leben in Knechtschaft gedrückt. Mit brutaler Gewalt werden die Distrikte durch das Kapitol ausgebeutet. Die in diesem Bereich lebende Oberklasse genießt im Gegensatz zu den ärmlichen Distrikten enormen Luxus als Hofstaat des Präsidenten Snow.

Teil der Unterdrückung sind die Hungerspiele. Dabei werden pro Distrikt je ein Junge und ein Mädchen zwischen 12 und 18 als eine Art Gladiatoren zur Unterhaltung der Massen in eine Arena gesperrt. Bei diesen Spielen wird sprichwörtlich bis zum Tode gekämpft – nämlich, bis nur noch einer der 24 Teilnehmer am Leben ist.

Die Geschichte in den drei Büchern bzw. den vier angelehnten Filmen dreht sich um die Tribute des 12. Distrikts bei den 74. Hungerspielen – Katniss Everdeen und Peeta Mellark. Beide sind zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt.

Teil eins (Buch und Film) stellen eben diese 74. Hungerspiele dar. Zum Schluss gelingt es durch einen Trick beiden Protagonisten zu überleben – statt wie von Snow geplant nur einem.

Im zweiten Teil, ein Jahr später, werden statt neuer Tribute zum Jubiläum Gewinner aus den Vorjahren erneut in den Ring gesteckt. Da aus Distrikt 12 nur noch ein weiterer Sieger kam, treten erneut Katniss und Peeta an. Durch ihr Handeln im ersten Teil ist Katniss zu einem Symbol des Widerstandes geworden und als wird als „Spotttölpel“ zu einem Vorbild für die aufkeimende Rebellion gegen das von Snow geführte Panem. Ohne ihr Zutun wird sie aus der Arena während der Spiele entführt und überlebt somit abermals – befindet sich ab diesem Moment auf der Seite der Revolutionäre.

Im dritten Teil (drittes Buch, bzw. 3. und 4. Film) wird die Rebellion thematisiert und schließlich, wie die Diktatur durch einen erneuten Krieg beendet wird. Katniss ist neben ihrem Symbolcharakter nun als Soldatin unterwegs, wird aber vor allem zu Propagandazwecken missbraucht. Auf Rache an Snow aus, beschließt sie ihn direkt anzugreifen. Nach gelingen der Revolution ist die Oppositionsführerin im Begriff eine neue Diktatur aufzubauen, weshalb Katniss schließlich sie erschießt und damit erst freie Wahlen ermöglicht und weiteres Töten verhindert. Da sie daraufhin geächtet wird, kehrt sie mit Peeta in den inzwischen völlig zerstörten Distrikt 12 zurück und beginnt ein neues Leben fern ab der neuen Regierung.

Betrachtet man die Filme mit einigem Abstand wird klar, dass es sich nach dem ersten Teil, welcher mit einiger Mühe noch als Jugendfilm einstufen lässt, eine Wandlung vollzieht. Neben den indirekten aber allgewärtigen Themen wie die Kritik an den Medien, deren reißerischer Berichterstattung und der Dekadenz der medienhungrigen Gesellschaft, werden später immer öfter typische Themen von Antikriegsfilmen zitiert. Gestalterisch wird – wie es in diesem Genre wohl zum guten Ton gehört – jeder Film düsterer und man kann feststellen, dass immer mehr auf explizite Gewalt gesetzt wird. Ähnliches kann von den Filmen der „Harry Potter“ Reihe und von „Die Bestimmung – Divergent“ berichtet werden, jedoch bei den Tributen mit mir bisher ungekannten Ausmaßen.

Neben den ohnehin brutalen Grundgedanken der Hungerspiele, welche bereits im japanischen „Klassiker“ Battle Royal verfilmt wurden, kommen mit jedem Film weitere Dinge hinzu. Um das Kapitol bekämpfen zu können, wird durch die Rebellen eine Reihe von Kriegsgeräten eingesetzt – erst zögerlich, später exzessiv. Die Entwicklung neuer Waffen und Taktiken zeugt von der Verrohung und dem Verfall von Ethik und Menschlichkeit. Das hochrüsten und der scheinbar kritiklose Einsatz der Waffen führt zum Höhepunkt im vierten Film. Dort werden Kinder als menschliche Schutzschilde missbraucht und unter Einsatz feindlicher Fluggeräte die eigenen, neuen Waffen gegen Hilflose und Helfende eingesetzt. Einige Szene gleichen Massakern, die selbst in Kriegs- und Antikriegsfilmen kaum heftiger dargestellt werden. Diese ausufernde Gewalt trägt dabei nicht zur allgemeinen Stimmung im Film bei, sondern gibt ihm einen reißerischen und auf Brutalität ausgelegten Anstrich, den die Geschichte weder nötig hat, noch der ihr moralisch dient.

Auch dass über weite Strecken, zu den Hungerspielen und vor allem im vierten Film, Elemente von Horror- und Psychothrillern überdosiert eingesetzt werden lässt schlussendlich die Jugendgeschichte zu einem knallharten Actionepos werden.

Die vergebenen USK 12 Jugendfreigaben, die – nur für alle die es nicht wissen – 6-jährigen in Begleitung ihrer Eltern erlauben die Filme zu sehen, ist hierbei völlig deplatziert. Es ist meiner Meinung nach selbst bei Jugendlichen mit 16 Jahren noch genug Material im Film, welches ungeeignet in Form und Inhalt ist.

Als Erwachsenenfilm mag diese Darstellung auf Gefallen beim Publikum stoßen, doch es bedarf einer gründlichen Reflexion der Motive und Symbole um die ethischen und gesellschaftlichen Fragen des Films zu verstehen. Als Kritik an autoritären Systemen, an Medienhörigkeit, Sensationslust und moralischem Verfall können die Tribute von Panem glänzen, ebenso als Antikriegsfilm. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Auseinandersetzung mit den Themen im realen Leben und ein gewisses Grundwissen zu Geschichte, Gesellschaft und vor allem Krieg.

Alles in allem habe ich mich durch die Filme im Kinosessel sehr gut unterhalten gefühlt. Durch die fortschreitende Geschichte hat sich das Genre jedoch stark gewandelt. Dies einkalkulierend konnte ich mich gut in die Geschichte hineinversetzen, die Charaktere waren größtenteils authentisch und zumindest große Teile der Handlung nachvollziehbar, die Entwicklung in beiden Bereichen als glaubwürdig zu bezeichnen. Einige Längen und dramaturgische Schwächen sind aber geblieben, Einiges war arg vorhersehbar – nicht zuletzt durch die musikalische Untermalung, welche die Stimmung jedoch zu jeder Zeit zu unterstreichen wusste. Die Actionszenen und die dargestellten Umgebungen im Film lassen das tiefe Eintauchen zu und schaffen eine eigene Welt, die viel von der Symbolkraft realer Gesellschaften aufnimmt. Die Symbole, die Paradedisziplin der Filme, sind so vielfältig und reich gesät, dass man auch als ambitionierter Zuschauer immer wieder Neue entdecken kann.

Sieht man die Tribute von Panem als reine Jugendfilmreihe, so muss aufgrund der expliziten Gewalt eine drastische Abwertung erfolgen. Mehr als 3 Sterne würden vor allem die letzten der Filme – vor allem aufgrund der im krassen Kontrast zum Dargestellten völlig unpassenden Jugendfreigabe USK12 – nicht bekommen.

Als Erwachsenenfilm betrachtet sieht das schon anders aus. Trotz der Schwächen und einiger Unstimmigkeiten bekäme der Film dann sehr gute 4,5 von 5 Sternen.

Daten:
Laufzeit: 137 min.
Regie: Francis Lawrence
Genre: Abenteuer, Science-Fiction
Musik von: James Newton Howard
Story: Suzanne Collins
Hauptdarsteller: Jennifer Lawrence (Rolle: Katniss Everdeen), Josh Hutcherson (Rolle: Peeta Mellark), Liam Hemsworth (Rolle: Gale Hawthorne), Woody Harrelson (Rolle: Haymitch Abernathy), Elizabeth Banks (Rolle: Effie Trinket), Julianne Moore (Rolle: Alma Coin), Philip Seymour Hoffman (Rolle: Plutarch Heavensbee), Donald Sutherland (Rolle: President Snow)

Bücher (dt. Ausgabe) – Autorin: Suzanne Collins
Band 1: Tödliche Spiele
Band 2: Gefährliche Liebe
Band 3: Flammender Zorn

Verfilmungen
The Hunger Games
Catching Fire
Mockingjay Teil 1
Mockingjay Teil 2

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6 thoughts on “Die Tribute von Panem 4 – Mockingjay Teil 2

  1. Ich hatte den Film ja schon Anfang Dezember gesehen und muss sagen ich war positiv überrascht!
    Vorweg muss ich sagen Buch eins und zwei habe ich verschlungen, Buch 3 fand ich naja, nicht überragend.
    Bei den Filmen bin ich deiner Meinung , Film eins fand ich gut(aber als Jugendfilm schon grenzwertig), bei Film 2 halte ich mich raus, da ich ihn nicht gesehen habe. Film 3.1 fand ich im Gegensatz zum Buch gut gelungen aber recht ruhig. Im letzten Teils saß ich mehrfach mit den Händen vor Augen im Kino, weil ich es teilweise sehr brutal fand(was ich in Filmen nur schwer ertragen kann). Also insgesamt würde ich den 3. Film nicht als Jugendfilm einschätzen. Ansonsten fand ich ihn gut gemacht, mit einigen Überraschungen.

  2. Hallo Markus,

    hast du auch die Bücher dazu gelesen? Ich selber habe mich in die Filme nicht getraut, weil die Bücher mich so tief bewegt und beschäftigt haben, dass ich allein bei dem Gedanken Angst bekam, sie verfilmt zu sehen.
    Es ist ja eh schon schwer, Bücher gut zu verfilmen und ich kann mir gut vorstellen, dass im Laufe der 4 Filme die Geschichten auseinandertriften, leider kann ich hierzu (nicht wie bei Harry Potter) keine Aussage treffen.

    Mich würde also ein Vergleich Buch/Film wirklich sehr interessieren.

    Lg und Frohe Weihnachten
    Leen

    1. Hallo Leen
      Ich habe die Bücher gelesen und fand sie schon recht nah am Buch und insgesamt(Teil 2 mal rausgenommen, weil ich den Film nicht gesehen habe)gut verfilmt, nichts großartig umgeändert usw.

    2. Hallo Leen,

      nein, ich habe die Bücher nicht gelesen. Ich habe aber im dritten Band einige Szenen mal nachgelesen. Dort werden auf wenigen Zeilen bis Seiten Dinge beschrieben – kurz prägnant und ohne allzu viel Wortmalerei. Im Film hingegen werden diese Szene stark ausgeschmückt, in meinen Augen mit übertriebener Brutalität dargestellt und damit unnötig grausam ausgeschmückt. Ich fand das unpassend.

      Grüße Markus

      1. Danke euch,

        das heißt für mich, dass ich mir die Filme nicht „antun“ werde, mich haben die Bücher sehr stark bewegt und als Film würde ich das wohl nicht verkraften.

        Liebe Grüße
        Leen

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