Es gibt Bücher, die findet man entweder durchweg richtig gut oder durchweg richtig schlecht. Das Buch von Nicole Walter liegt für mich irgendwo dazwischen. Richtig schlecht ist es bei weitem nicht, richtig gut oder gar ein Lesetipp für mich leider auch nicht.
Aber fangen wir (im wahrsten Sinne) vorne an. Das Cover ist echt der Hammer. Das schneeweise Alpaka, das einen da anschaut, tief in die Augen und die Seele schaut, hat schon was. Und wer so ein Tier mal näher kennenlernen durfte, der weiß, dass dieser Blick dieser sanften Tiere tatsächlich so tiefgehen kann.
Die Geschichte im Buch ist auf der einen Seite total warmherzig, liebenswert und zu Herzen gehend. Das liegt aber – leider – nicht Maria. Mit ihr bin ich die ganze Geschichte über nicht warm geworden. Vielleicht liegt an ihren Zwängen die sie hat, an ihrer Art und Weise zu agieren? Oder liegt es an dem Sprachstil der Autorin, an den Vergleichen die sie im Buch immer wieder bringt, an den teilweise schon etwas eigenartigen Beschreibungen mit denen sie Gesichtsausdrücke oder Begegnungen beschreibt. Sie verliert sich manchmal auch in Beschreibungen, die dann so blumig ausgeschmückt werden, das zum einen Längen entstehen die nicht sein müssen, zum anderen aber auch ich als Leser mich frage „was will sie jetzt tatsächlich sagen?“
Vielleicht liegt es auch daran, dass gefühlt sehr viel Esoterik in der Luft liegt, mit dem ich persönlich nicht so viel anfangen kann. Ich bin eher der bodenständige Typ und kann mir „Steine die sich warm anfühlen“ vielleicht noch vorstellen aber dann „… und flach atmen“ – da hört es dann bei mir auf.
Es gab in meinen Augen zu viele Klischees die bedient werden, zu viele Zwänge und Eigenheiten bei Maria … und das allzu überglückliche und rosarote Ende – min es war eben eine Prise zu viel. Manchmal ist weniger mehr und vielleicht hätte ich dann doch eher eine Beziehung zu Maria, Henry und all den anderen aufbauen und das Buch dadurch mehr genießen können.
Mein Lichtblick im Buch? Ganz eindeutig Bobby und die Alpakas. Der Junge Bobby hat mit all seinen Eigenheiten, seiner wunderbaren Art das Leben zu Leben und zu beobachten, mein Herz im Sturm erobert. Seine Art und Weise, Dinge zu betrachten verleitet den Leser dazu, seine Welt eben doch mal mit anderen Augen zu sehen.
Der zweite Lichtblick im Buch waren für mich die vielen Informationen über Alpakas, die man im Buch findet. Diese wunderschönen sanften Fluchttiere, die mit unbekannten Geräuschen, lauten Stimmen und hektischen Bewegungen nicht klarkommen und tatsächlich am liebsten ausreisen würden, können den Menschen „erden“. Wir waren jetzt erst im Juli mit Alpakas wandern, durften mit ihnen zusammen sein und es war ein wunderschönes Erlebnis. Spucken Alpakas? Ja, wenn sie sich zum Beispiel in die Enge getrieben fühlen, oder man vermeidlich dem kleinen 5 Tage alten Cria (dem Fohlen) zu nah kommt. Da kann die Stute schon mal spucken *lach*
Ein Satz zum Thema Verlust ging mir lange nicht aus dem Kopf:
»Keine Mutter mehr zu haben war schlimm, aber einen Vater zu haben, der da war und trotzdem nicht existent, das war schlimmer als schlimm.«
Oder zum Thema Liebe
»Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben.«
Dieser Satz hier könnte vielleicht ein neues Motto werden
»Wenn du in die falsche Richtung fährst, dann nützt es dir auch nichts, wenn du Gas gibst.«
Abschließend gesagt: Es Buch mit Höhen und Tiefen, wo mich die Nebenfigur Bobby (und die Alpakas) mehr fesseln konnten als die Hauptprotagonistin. Ein Buch dessen Schreib- und Sprachstil mich an die Grenzen gebracht hat.
Ich kann leider nur 3 von 5 Sternen vergeben. Zu mehr reicht es leider nicht.
Daten:
Autor: Nicole Walter
Titel: Ein Blick in Deine Augen
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Knaur TB (Juli 2020)
ISBN-13: 978-3426524244