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Einer Zeichnerin über die Schulter geschaut – ein Interview mit Sandra Mahn

Auf der Leipziger Buchmesse 2014 entdeckte ich am Stand des Alwis-Kinderbuchverlages ein wunderschönes Kinderbuch, gestaltet mit Zeichnungen, die dem Betrachter das Herz höher schlagen ließen. Detailgetreue Zeichnungen heimischer Tiere, so echt, das man sie am liebsten gestreichelt hätte.

Das Interesse war geweckt, das Buch gehörte zum Glück und zu meiner Überraschung recht schnell mir und ich fand im Internet die Homepage der Zeichner. Mittlerweile hatte ich die Gelegenheit, die Zeichnerin zu interviewen und zwei ihrer wunderbaren Bilder – extra angefertig für mich – warten darauf, einen schönen Platz im zukünftigen Kinderzimmer zu erhalten..

Katja: Liebe Frau Mahn, zuerst erst einmal sage ich danke dafür, dass sie sich die Zeit nehmen, um meine Fragen zu beantworten.

Sie haben sich die Aquarellmalerei autodidaktisch selber beigebracht. Wie kamen sie auf das Hobby und was hat sie zu ihrem ersten Bild inspiriert?

Sandra Mahn: Ich war schon früh an Kunst interessiert. Das mag daran liegen, dass mein Vater sowie mein Großvater und Urgroßvater ebenfalls gemalt haben und ich das mit in die Wiege gelegt bekommen habe. Bezüglich Aquarelle, meine ich die erste Inspiration in Blumen gefunden zu haben.

Katja: Wenn ich mir ihre Homepage so anschaue, dann fällt mir eines auf: Sie zeichnen ausschließlich Tiere und hin und wieder Pflanzen. Warum gerade diese Art Motiv?

Sandra Mahn: Mitte 2012 sollte ich anstelle meines Vaters für einen Bekannten ein Katzenportrait anfertigen. Da ich zu dieser Zeit schon länger nicht mehr gemalt hatte und ich begeistert davon war, wie viel innerliche Ruhe mir diese Art der Arbeit gab, forschte ich nach, ob es für Tierzeichnungen einen Markt gibt. Ich fand Anzeichen dafür und seitdem male ich hauptsächlich Tiere. Zunächst privat und dann recht schnell gewerblich.

Zuvor habe ich eigentlich nie Tiere gemalt, mittlerweile fühle ich mich jedoch unheimlich wohl damit. Und Dank einem – inzwischen befreundeten – Sammler und Tierfreund aus Österreich, habe ich die Möglichkeit, sehr außergewöhnliche und exotische Tiere zu malen.

Von verschiedenen Seiten wurde ich angeregt, beispielsweise Architektur oder Akte zu malen. Da kamen so einige Anregungen. Ich weiß nicht so recht – manchmal tue ich Dinge unbewusst und intuitiv. Und vielleicht habe ich auch so ein wenig das Gefühl, den Tieren mit der bildlichen Darstellung ganz unaufdringlich eine Stimme zu verleihen. Ich finde das wichtig.

Katja: Ihre Zeichnungen sind Aquarelle. Könnten Sie sich vorstellen, andere Techniken auszuprobieren? Ölmalerei zum Beispiel oder Kreidezeichnungen?

Sandra Mahn: Ich habe als Gymnasiastin im Kunst-Leistungskurs sowie während meiner Grafikdesign-Ausbildung jede Menge unterschiedliche Techniken kennengelernt und ausprobiert. Mit Öl habe ich schon vorher gemalt und versuche tatsächlich momentan, mich dort wieder hineinzufinden. 3 Bilder sind bereits in Arbeit …

Katja: Sie haben eine Ausbildung zur Grafikdesignerin gemacht. War dieser Schritt die logische Konsequenz zum Hobby?

Sandra Mahn: Ich war nach der Schule relativ orientierungslos und wusste nur, dass ich etwas Gestalterisches machen wollte. Berufe wie Silber- und Goldschmied lagen bei mir hoch im Kurs. Mein Berufsberater machte mir jedoch nach und nach alles madig und wollte mich in Richtung Bürokauffrau leiten. Knapp ein Jahr lang bewarb ich mich halbherzig, war für manches überqualifiziert oder lehnte ab. Zuletzt stellte ich mich bei einem Foto-Laden vor und dort kam das Gespräch schlussendlich darauf, die Aufnahmeprüfung am nahegelegenen Lette-Verein im Bereich Grafikdesign zu versuchen. Und da das nicht der erste Hinweis in diese Richtung war, dachte ich: jetzt oder nie. Von 400 Bewerbern schaffte ich es unter die 30, die aufgenommen wurden … Das war wirklich ein Befreiungsschlag.

Katja: Nach der Ausbildung haben Sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt – erst als Grafikdesignerin und seit 2012 als selbstständige Illustratorin. Würden Sie diesen Weg wieder gehen und was macht mehr Spaß? Das Grafikdesign oder der Beruf der Illustratorin?

Sandra Mahn: Ich war mit der Zeit leider ziemlich unglücklich mit dem Beruf des dienstleistenden Grafikdesigners. Und so kam mir das mit dem Malen eigentlich äußerst gelegen und ich setzte alles daran, dass es funktioniert. Ich fand Ruhe und Ausgeglichenheit.

Zumal das Werk eines Künstlers viel mehr respektiert und als etwas Eigenständiges, Freies betrachtet wird – egal ob es gefällt oder nicht.

Nebenbei arbeite ich grafisch hin und wieder noch an Medien für damalige Kunden. So ganz aufgeben möchte ich es auch nicht, weil es als Selbstständiger durchaus klug ist, mehrgleisig zu fahren. Wobei mir Grafikdesign natürlich ebenfalls ermöglicht, meine eigenen Medien wie Postkarten, Aufkleber und die erste Auflage meines Buches selbst zu gestalten und drucken zu lassen. Das greift sehr gut ineinander. Somit war der Weg wohl richtig. Ich bereue nichts.

Zeichnungen Sandra Mahn
Zeichnungen Sandra Mahn

Katja: Aus Ihrer Feder gibt es ein wunderbares Kinderbuch „Das Eichkätzchen und die Waldmaus“, welches dieses Jahr erst erschienen ist. Davor gab es die Erstausgabe „Das Eichkätzchen“. Was hat Sie dazu bewogen, ein eigenes Kinderbuch zu schreiben und zu illustrieren?

Sandra Mahn: Ich fand es früher schon immer schade, dass es für meinen Geschmack zu wenig richtig schön illustrierte Kinder- bzw. Märchenbücher gibt. Ich hatte mich selbst allerdings nicht für talentiert genug gehalten, um überhaupt einen Schritt in diese Richtung zu wagen. Letztes Jahr kam dann eine Anfrage bezüglich der Illustration eines Kinderbuches, die sich – bevor ich überhaupt anfing, zu malen – wieder in Luft auflöste.

Daraufhin ermutigte meine Mutter mich dazu, ein Kinderbuch selbst zu gestalten. Irgendwann an einem sonnigen Nachmittag auf ihrem Balkon überlegte ich, welche Tiere dabei sein sollten und wie diese aufeinander treffen. Und so war recht zügig eine grobe Geschichte zusammengeschrieben – zu der ich sehr schnell Bilder in meinem Kopf hatte …

Katja: Haben Sie mit diesem Buch einen Traum verwirklicht?

Sandra Mahn: Einen unverhofften Traum, würde ich sagen. Ich arbeite an neuen Ideen, die auch Menschen und Fantasiefiguren umfassen, und möchte dieses Eisen gern weiter schmieden.

Katja: Mussten Sie viele Verlage „abklappern“ bis Ihre Idee Anklang fand und veröffentlich wurde?

Sandra Mahn: Ich hatte mir fünf verschiedene Verlage herausgesucht und angeschrieben. Nach wenigen Tagen rief schon der Alwis Verlag an und empfing mich mit offenen Armen. Bisher eine glückliche Fügung …

Katja: Wo waren Sie als DER Anruf kam mit der Nachricht: Es wird gedruckt und wem haben Sie als erstes davon erzählt?

Sandra Mahn: Der erste Anruf war sogleich der Anruf, bei dem klar war: Es soll gedruckt werden. Ich stand in der Küche meines Freundes und in der logischen Konsequenz war er der erste, der euphorisch davon erfuhr.

Katja: Im Herbst erscheint ein zweites Buch mit dem Titel „Zwischen Steppe und Sternenhimmel – Pferdeabenteuer aus aller Welt“ mit Illustrationen von Ihnen im Alwis-Verlag. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit der Autorin Josefine Gottwald gestaltet?

Sandra Mahn: Die Zusammenarbeit erfolgt hauptsächlich durch die Lektorin. Sie ist die Vermittlerin zwischen Autorin, Verlag und mir als Illustratorin. Bisher funktioniert das sehr gut.

Katja: Gab es direkte Vorgaben, wie die Pferde aussehen sollten? Direkte Vorgaben was das Motiv angeht oder hatten Sie das Manuskript und konnten sich frei entfalten?

Sandra Mahn: Das Manuskript war zum Zeitpunkt des Covers und des Lesezeichens erst zur Hälfte fertig. Ich bekam als Vorgabe nur den Titel und zwei Ideen für das Cover – wobei eine Idee zwei bestimmte Pferderassen enthielt. Einen dritten Cover-Entwurf durfte ich komplett selbst gestalten und traf damit scheinbar genau den Geschmack aller Beteiligten.

Für das Lesezeichen bekam ich zunächst keine Vorgaben. Da aber die Zeit wegen der nahenden Leipziger Buchmesse knapp war, nahm ich das in die eigene Hand. Ich berücksichtigte das Interesse der Autorin an fremden Pferderassen, wählte entgegen dem Cover als Motiv das Portrait und hatte abermals Glück, Zustimmung zu finden.

Katja: Ihre wunderschönen Aquarelle kann man auch im Onlineshop auf ihrer Homepage kaufen, es gibt T-Shirts mit den Motiven und Sie arbeiten auch nach Auftrag. Eines ihrer wunderschönen, extra für mich gemalten Bilder hängt bei mir. Haben Sie bei all der Arbeit noch Zeit, anderen Hobbys nachzugehen? Welche wären das?

Sandra Mahn: Anderen Interessen nachzugehen, ist derzeit einfach nicht möglich. Ich reise normalerweise gern und bin geschichtlich bzw. archäologisch interessiert. Ich war schon einmal in Asien und würde auf jeden Fall gern noch Japan sehen. Mich reizt die fremde Kultur sowie der Kontrast zwischen Tradition und Moderne.

Katja: Aus ihren Bildern geht für mich hervor, dass Sie ganz besonders die Tiere lieben. Liegt Ihnen daher auch der Tierschutz so sehr am Herzen?

Sandra Mahn: Ich spende seit Jahren überwiegend für Naturschutz oder speziell für Tiere. Ich finde, das sind die unschuldigsten Opfer der menschlichen Zerstörungswut.

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